Startups in Afrika: Warum ausgerechnet Fintechs so erfolgreich sind

Startups in Afrika bekommen zunehmend Geld von internationalen Investoren. Eine Branche steht dabei besonders im Mittelpunkt: junge Finanzunternehmen, sogenannte Fintechs. Sie gelten als Basis für künftigen Wohlstand auf dem Kontinent.

Vor Kurzem habe ich in meinem Newsletter eine neue Rubrik eingeführt: “Startup des Monats”. Darin stelle ich junge Unternehmen aus Afrika vor. Zum Beispiel, weil diese besonders spannende Geschäftsideen entwickeln, große Kapitalrunden abschließen und international für Schlagzeilen sorgen.

Immer wieder fällt mir dabei auf, dass vor allem Startups aus einem Bereich derzeit besonders gefeiert werden: junge Finanzunternehmen. Sie schließen häufiger als Startups aus anderen Branchen neue Finanzierungsrunden ab. Und sie bekommen oft dreistellige Millionenbeträge – was bei Startups in Afrika bisher noch selten ist.

Startups in Afrika: Partystimmung in der Fintech-Branche

Paystack, Flutterwave, Interswitch, Fawry: So heißen einige der bekanntesten Finanz-Startups in Afrika. Fintechs werden sie genannt. Paystack habe ich auf meinem Blog schon einmal vorgestellt. Aber über die anderen Unternehmen weiß ich wenig.

Dieses Mal gehe ich auf meinem Blog daher der Frage nach, was Fintechs in Afrika so erfolgreich macht: warum ausgerechnet sie so beliebt bei Investoren sind und ob der Aufstieg nachhaltig ist. Die wichtigsten Fakten lest ihr hier:

Fintechs in Afrika: Erfolgreiche Lückenfüller

Der zentrale Grund für den Erfolg von Fintech-Startups in Afrika ist ihr Geschäftsmodell. Die Unternehmen lösen ein fundamentales Problem auf dem Kontinent: Sie ermöglichen Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zum Bankensystem.

Daten der Weltbank zeigen, dass im Jahr 2017 nur rund 42 Prozent der Menschen in Subsahara-Afrika ein Bankkonto hatten. Viele Banken in Afrika haben nämlich kein ausreichendes Filialnetz. Und die Eröffnung ist zum Teil teuer. Oder den Menschen fehlen wichtige Unterlagen, wie Meldeurkunden.

Blockchain in Afrika

Rund 400 Millionen Menschen in Afrika können sich nicht ausweisen. Das erschwert den Menschen Behördengängen, die Jobsuche – und die Kontoeröffnung. Wie das Startup FlexFinTx aus Simbabwe das ändern will, habe ich hier aufgeschrieben.

Fintech in Afrika: Schub durch die Coronapandemie

Fintech-Startups in Afrika schaffen neue Angebote, die für viele Menschen leichter zugänglich sind als klassische Bankkonten. Da die Fintechs digital agieren, lassen sich ihre Angebote prinzipiell überall nutzen. Vor allem, da immer mehr Menschen in Afrika Smartphones besitzen und Internetzugang haben.

Die Coronakrise hat die Nachfrage nach digitalen Zahlungsangeboten in den vergangenen beiden Jahren außerdem noch einmal befeuert. Schließlich gab es auch in Afrika viele Lockdowns. Dadurch ist der Online-Handel ist stark gewachsen. Das macht Bankkonten bzw. mobile Zahlungsangebote unverzichtbar.

Fintech-Startups in Afrika: Die Investoren-Lieblinge

Fintechs haben daher im vergangenen Jahr deutlich mehr Geld von Investoren bekommen als andere Startups auf dem Kontinent. Das zeigt nicht nur mein Bauchgefühl, sondern ein Blick auf die Fakten. Knapp fünf Milliarden US-Dollar Wagniskapital haben Startups in Afrika im vergangenen Jahr insgesamt bekommen. Fast zwei Drittel davon entfielen auf Fintechs.

Die Analyse von Briter Bridges zeigt die wichtigsten Startup-Branchen auf dem Kontinent.

Noch eindrücklicher finde ich außerdem eine andere Zahl. Insgesamt gibt es auf dem afrikanischen Kontinent sieben “Unicorns” – also Startups, die mehr als eine Milliarde Dollar wert sind. Fünf dieser Unternehmen sind im Finanzbereich aktiv. Sie heißen Chipper Cash, Opay, Flutterwave, Favry und Interswitch.

Der Bedarf an Basis-Dienstleistungen ist hoch

Viele dieser Fintech-Startups in Afrika decken klassische Bankaufgaben ab: Sie vereinfachen Online-Überweisungen. Sie bieten Kredite an. Oder sie ermöglichen Rücküberweisungen aus der afrikanischen Diaspora. Das klingt zunächst wenig innovativ. Doch gerade bei solchen “Basis-Dienstleistungen” ist der Bedarf auf dem Kontinent riesig ist. Und die neuen Angebote sind oft günstiger und praktischer als bisherige Bankgeschäfte.

Darüber hinaus gibt es afrikanische Fintechs, die in der Nische erfolgreich sind. Das Unternehmen Nokwary aus Ghana nutzt zum Beispiel Künstliche Intelligenz, damit Nutzer Geldtransaktionen in verschiedenen afrikanischen Sprachen durchführen können. Und das südafrikanische Startup Yoco entwickelt spezielle Kartenlesegeräte, mit denen auch ganz kleine Läden das Bezahlen per Karte anbieten können.

Eine Analyse im Africa Fintech Radar zeigt, in welchen Bereichen Fintechs in Afrika tätig sind.

Viele Erfolge – aber auch Hürden

Blickt man auf einzelne Länder ist vor allem Nigeria Vorreiter im Fintech-Sektor. Dort sitzen insgesamt die meisten Unternehmen aus der Branche, inklusive drei der oben genannten “Unicorns”: Opay, Flutterwave und Interswitch. Ansonsten ist der Blick nach Südafrika, Ägypten und Westafrika spannend.

Wo gibt es die meisten Fintech-Startups in Afrika? Das zeigt der Africa Fintech Radar.

Trotz aller Erfolge gibt es für Fintech-Startups in Afrika aber auch Herausforderungen. Wie Henry Obatomi von Flutterwave im Handelsblatt erzählt, wandern viele gut ausgebildete Programmierer*innen aus Afrika in reichere Ländern ab. Außerdem fehlt es in vielen Ländern an Regulierung. Es gibt also rechtliche Unsicherheit. Das schreibt der Bankingclub, ein Wirtschaftsclub für die Finanzbranche.

Der erste Börsengang steht noch aus

Darüber hinaus bleibt abzuwarten, wie nachhaltig der Fintech-Boom in Afrika ist. Aktuell pumpen Investor*innen so viel Geld in die jungen Finanzunternehmen, weil sie hoffen, dass diese irgendwann erfolgreich an die Börse gehen. Dann könnten sie ihre Firmenanteile mit hohem Gewinn verkaufen. Noch haben solche Börsengänge aber nicht stattgefunden.

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Ich gehe davon aus, dass sich der Fintech-Sektor in Afrika mit der Zeit konsolidieren wird. Sprich: Die sehr erfolgreichen Unternehmen werden die weniger erfolgreichen übernehmen. Das ist aber auch normal in der Startup-Welt. Gut ist, dass die afrikanische Startup-Szene nun international mehr Aufmerksamkeit bekommt. Davon werden mittelfristig auch andere afrikanische Startups profitieren, indem sie die Investoren aus Übersee auch für ihre Produkte begeistern.

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2 Antworten zu “Startups in Afrika: Warum ausgerechnet Fintechs so erfolgreich sind”

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