Fintechs in Afrika: Diese fünf Unternehmen sind am wertvollsten

Fintechs in Afrika

Sieben Startups in Afrika sind über eine Milliarde Dollar wert. Fünf davon arbeiten im Bankenbereich. Fintechs sind die Überflieger der afrikanischen Startup-Szene – und das sind die wichtigsten Unternehmen.

Start-ups aus der Finanzbranche – im Branchenjargon Fintechs genannt – sind die am besten finanzierten jungen Unternehmen in Afrika. Sie schließen am häufigsten Investitionsrunden ab, bekommen die größten Summen und die meiste Aufmerksamkeit.

Die Gründe habe ich euch vor Kurzem in diesem Blogartikel aufgeschrieben:

“Fintechs lösen ein fundamentales Problem auf dem Kontinent: Sie geben den Menschen Zugang zum Bankensystem und legen so die Basis für weiteres Wirtschaftswachstum.” (wirtschaftinafrika.de)

–> Hier geht’s zum Artikel.

Fintechs in Afrika: Das sind die 5 wertvollsten Firmen

Nun möchte ich euch die fünf erfolgreichsten Fintechs in Afrika in einem Überblick vorstellen. Ich orientiere mich dabei am Firmenwert der Unternehmen. Die finanzielle Bewertung allein ist zwar kein guter Maßstab für den Erfolg von Start-ups. Aber sie zeigt natürlich, an welchen Firmen Investoren besonderes Interesse haben.

In Afrika ist das vor allem bei fünf Firmen aus der Finanzbranche der Fall. Diese sind alle über eine Milliarde Dollar wert und zählen damit zur Elite globaler, junger Technologie-Unternehmen.

1. Chipper Cash

Die Bezahl-App Chipper Cash ermöglicht es NutzerInnen, innerhalb von Afrika grenzüberschreitend Geld zu überweisen. Und zwar ohne viel Aufwand, Wartezeit und hohe Gebühren, verspricht das Unternehmen. Für den Kontinent ist das neu. Bisher waren solche Überweisungen dort teuer und aufwändig.

Chipper Cash hat eine App entwickelt, die NutzerInnen mit ihrem Bankkonto oder einem MobileMoney-Account verknüpfen können. Dann können sie wie bei Paypal Geld in Echtzeit verschicken. Die Zielgruppe sind junge, smartphoneaffine Menschen, die Dienstleistungen sofort in Anspruch nehmen wollen. Eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen aktuell vier Millionen NutzerInnen in neun afrikanischen Ländern.

Chipper Cash
Maijid Moujaled (CTO) und Ham Serunjogi (CEO), Foto: Chipper Cash.

Die Gründer des Unternehmens, Ham Serunjogi und Maijid Moujaled, tasten sich außerdem in weitere Geschäftsbereiche vor. Sie bieten zum Beispiel eine Visa-Karte an und haben eine Extra-Version ihrer App für Unternehmen entwickelt. NutzerInnen können außerdem in der App Handyguthaben übertragen und in Kryptowährungen wie Bitcoin investieren.

Die Idee zu Chipper Cash kam dem Ugander Serunjogi und dem Ghanaer Moujaled im Jahr 2018. Beide sind in den USA aufgewachsen und haben daher auch ihren Firmensitz in San Francisco. Sie haben bisher rund 300 Millionen Dollar Wachstumskapital von Investoren bekommen. Seit Kurzem sind mit ihrer App auch Überweisungen in die USA beziehungsweise von den USA nach Afrika möglich.

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Den Start in den USA bewarb das Unternehmen mit Hilfe des nigerianischen Rappers Burnaboy.

2. Interswitch

Interswitch ist das erste Fintech-Einhorn, das in Afrika gesichtet wurde. So nennen Branchenexperten Startups mit einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar. Interswitch ist genau genommen kein Startup mehr. Es wurde im Jahr 2002 von dem Nigerianer Mitchell Elegbe gegründet. Als Fintech und Investorenliebling soll es in dieser Liste aber nicht fehlen.

Mitchell Elegbe ist studierter Elektroingenieur und arbeitete nach seinem Abschluss bei einer globalen Telekommunikationsberatungsfirma namens Telnet. Bei einer Reise nach Schottland nutzte er erstmals Geldautomaten. Diese gab es in Nigeria damals nicht. Die Menschen mussten immer persönlich bei ihrer Bank erscheinen, viel Bargeld auf einmal abheben – und liefen dann Gefahr, ausgeraubt zu werden.

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In diesem Video erzählt Interswitch-Chef Mitchell Elegbe mehr über sein Geschäftsmodell.

Mitchell Elegbe hat mit seinem Unternehmen eine Systeminfrastruktur entwickelt, die den Betrieb von Geldautomaten in Nigeria ermöglicht. Inzwischen stellt Interswitch auch Technologie fürs Online-Banking zur Verfügung. Es bietet eine Debitkarte an und betreibt ein Onlineportal namens Quickteller. Darüber können KundInnen Konzerttickets und Flüge buchen und online einkaufen.

Im Jahr 2019 kaufte das amerikanische Unternehmen Visa ein Fünftel an Interswitch. Es schätzte das Unternehmen erstmals auf eine Milliardenbewertung. Aktuell beschäftigt Elegbes Unternehmen rund 1200 Menschen in Lagos und Nairobi.

3. Opay

Das jüngste Fintech-“Unicorn” in Afrika ist Opay, ein Unternehmen mit multikultureller Gründungsgeschichte. Es wurde im Jahr 2017 von dem norwegischen Webbrowser-Anbieter Opera auf den Weg gebracht. Der Kopf dahinter ist Opera-Chef Yahui Zhou, ein chinesischer Technologie-Milliardär. Er ist durch die Gründung des Online-Spiele-Anbieters Kunlun Tech reich geworden.

In Afrika hat Yahui Zhou Bezahllösungen zu seinem Spielfeld gemacht. Das Unternehmen Opay hat eine App entwickelt, mit der NutzerInnen Rechnungen begleichen, miteinander chatten, Geld überweisen und Geld anlegen können. Für Unternehmen bietet Opay Bezahllösungen für den Online-Einkauf und Kassensysteme für kleine Läden an.

Ein Kartenlesegerät für den Handel: Das ist eines der Produkte von Opay. (Foto: Unternehmen)

Die Coronapandemie habe das Unternehmen getroffen, berichtet das Portal Techcabal. Schließlich gab es auch in Afrika zahlreiche Lockdowns und damit weniger Geldströme. Trotzdem sei Opay gut aufgestellt, so die Einschätzung von Techcabal. Das Startup habe fünf Millionen monatliche NutzerInnen und sei in Nigeria verantwortlich für über 60 Prozent aller Mobile-Money-Zahlungen.

Vor zwei Wochen legte das Unternehmen den Grundstein für weiteres Wachstum. Es schloss eine strategische Partnerschaft mit dem US-Konzern Mastercard ab. Opay-KundInnen sollen künftig über die App mithilfe von Mastercard-Technologie leichter bei globalen Marken für Freizeit, Reisen und Unterhaltung einkaufen können.

4. Fawry

Ägypten, Anfang des Jahrtausends: Auch dort war das Bankwesen zu diesem Zeitpunkt komplett analog. Es wurde fast ausschließlich mit Bargeld bezahlt. Ähnlich wie Mitchell Elegbe in Nigeria wollte Ashraf Sabry in Ägypten das ändern.

Sabry hat einen MBA in Großbritannien gemacht und mehrere Jahre bei IBM gearbeitet. Insgesamt war er zwanzig Jahre lang in der Finanz- und IT-Industrie tätig, bevor er im Jahr 2008 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte.

Ashraf Sabry
Fawry-Chef Ashraf Sabry (Foto: Unternehmen)

Fawry betreibt Geldautomaten, bietet eine Bezahl-App an und nutzt kleine Kioske als “Bezahlstationen”. Dort können Menschen mithilfe der Technologie des Unternehmens Rechnungen bezahlen, Tickets kaufen, Spenden aufgeben und ihren Führerschein verlängern. Insgesamt 225 000 solche Bezahlpunkte in 300 Städten gebe es, schreibt Fawry.

Unter anderem hat die International Finance Corporation (IFC), ein Investitionsarm der Weltbank, im Jahr 2013 in das Unternehmen investiert. Fawry helfe bei der finanziellen Inklusion in Ägypten, lobt der Geldgeber – natürlich auch, um sein Investment zu fördern. In diesem IFC-Werbevideo erzählt der Besitzer eines Fawry-“Bezahlkiosks”, dass ihm der Service außerdem mehr Kunden bringe:

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5. Flutterwave

Flutterwave vereinfacht Zahlungen zwischen Unternehmen in Afrika und im Ausland. Zu den Kunden zählen internationale Firmen wie Uber und Microsoft, aber auch zahlreiche mittelständische afrikanische Unternehmen. Mithilfe der Flutterwave-Technologie können Unternehmen Zahlungen in über 30 Währungen annehmen, wirbt das Unternehmen.

Gegründet wurde Flutterwave im Jahr 2016 von Iyinoluwa Aboyeji und dem Softwareingenieur Olugbenga Agboola. Aboyeji ist ein sehr bekannter Kopf in der afrikanischen Startup-Szene. Er ist Mitgründer eines weiteren “Unicorns” auf dem Kontinent: nämlich dem IT-Unternehmen Andela.

Bode Abifarin
Die Geschäfte bei Flutterwave führt derzeit die Managerin Bode Abifarin (Foto: Unternehmen)

Flutterwave hat sich seit seiner Gründung insbesondere durch starke Partnerschaften hervorgetan. Das Unternehmen arbeitet mit Paypal zusammen, um Bezahllösungen für kleine und mittelständische Unternehmen voranzubringen. Zusammen mit dem chinesischen Konzern Alipay ermöglicht es Zahlungen zwischen Afrika und China.

Das Unternehmen hat inzwischen knapp 500 Millionen Dollar von Investoren eingesammelt – dabei arbeiten dort nur circa 500 Menschen. Die wichtigsten Büros sind in Lagos und San Francisco. Seit der Coronapandemie unterstützt das Startup kleine Unternehmen auch beim Aufbau von Online-Shops. Das Kerngeschäft bleiben aber Bezahllösungen, schreibt das Portal Techcrunch.

Fintechs in Afrika: Arbeiten an der Basis

Die meistens großen Fintechs in Afrika machen also keine völlig außergewöhnlichen Dinge. Sie bieten viel mehr ganz normale Bankdienstleistungen an, die aber sehr komfortabel und digital. Damit sorgen sie dafür, dass Menschen online einkaufen und Unternehmen internationaler arbeiten können.

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Darüber hinaus gibt es viele weitere Fintechs in Afrika, die sich auf bestimmte Nischen konzentrieren. Die App Piggyvest aus Nigeria zum Beispiel will NutzerInnen beim Sparen helfen. Oder die kenianische App Bamba, die Bezahllösungen für sehr kleine Läden anbieten. Sicher ist: Fintechs in Afrika entwickeln sich rasant – und es bleibt spannend zu sehen, wie sie die Zukunft des Kontinents verändern werden.

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  • Nigeria ist der wichtigste Standort für Fintechs in Afrika. Hier lest ihr, warum.
  • Noch fehlen der afrikanischen Fintech-Szene große “Exits”, also Börsengänge und Firmenverkäufe. Doch es gibt Ausnahmen, zum Beispiel beim Unternehmen Paystack aus Nigeria.
  • Der Aufstieg der Fintechs ist eng verknüpft mit dem Aufstieg des Onlinehandels in Afrika. Auch dort boomen die Geschäfte.

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