Mara Phone aus Afrika: Was wurde aus Afrikas erstem Smartphone?

Mara Phone Afrika

Das Mara Phone aus Ruanda startete vor gut zwei Jahren die erste Smartphone-Produktion in Afrika – und schürte große Erwartungen. Realisiert haben sich diese bisher nicht. Die Coronapandemie hat dem Unternehmen zugesetzt.

Mara Phone: Hightech aus Ruanda“: So hieß der erste Beitrag, den ich im Frühjahr 2020 für meinen Blog aufgeschrieben habe. Damals habe ich mich gefragt, ob ein Blogprojekt wie ‘Wirtschaft in Afrika’ überhaupt auf Interesse stößt. Aber dann dachte ich, ich starte einfach.

Zum Glück! Heute gibt es WirtschaftinAfrika.de über zwei Jahre. Die Community wächst und gedeiht. und ich habe viel gelernt über den Kontinent in dieser Zeit: Ich weiß jetzt, das Nigeria ein Fintech-Hotspot ist. Dass Ghana am Ausbau der Automobilindustrie arbeitet. Und dass die Energiewende auch in Südafrika großes Thema ist.

Das Mara Phone aus Afrika: Laut begrüßt, still beerdigt?

Doch was wurde eigentlich aus Afrikas erstem Smartphone? Der Start des Mara Phones wurde damals auch in deutschen Medien groß angekündigt. Mara wolle Konzerne wie Apple und Samsung herausfordern, schrieb die FAZ. Und der BR widmete dem neuen Smartphone sechs Minuten Fernsehsendezeit:

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Danach folgte Funkstille. Kaum ein westliches Medium hat seitdem darüber berichtet, wie es mit der Entwicklung der ruandischen Smartphones weiterging. Für mich ein Grund, genauer hinzuschauen. Mich interessiert: Ist dem Mara Phone der Durchbruch gelungen?

Mara Phone aus Afrika: Alternative zu China-Handys

Gestartet war das Mara Phone im Jahr 2019 mit sehr großen Hoffnungen. Das Unternehmen eröffnete kurz nacheinander zwei Produktionsstandorte auf dem afrikanischen Kontinent. Zuerst in Ruanda und dann in Durban, Südafrika. Beide Male kamen zur Eröffnung die Präsidenten persönlich vorbei.

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Der rwandische Präsident Paul Kagame hielt zum Start der Mara-Phone-Fabrik in Kigali eine ausführliche Rede.

Hinter dem Mara Phone steht der Unternehmer Ashish Thakkar. Er hat im Alter von nur 15 Jahren den Grundstein für eine Firmengruppe namens Mara gelegt. Die Gruppe ist im Banken- und Immobiliensektor aktiv. Das Mara Phone ist ein Standbein des Unternehmens.

Mara Phone aus Afrika: Rückendeckung von ganz oben

Gute Qualität zu günstigen Preisen: So lautet das Versprechen der Mara Group auf dem Smartphone-Markt. Das Unternehmen will der Dominanz chinesischer Anbieter wie Transsion in Afrika entgegentreten. Diese sind bei der preisbewussten, aufstrebenden Mittelschicht auf dem Kontinent sehr erfolgreich.

Hier lest ihr mehr über die Entstehungsgeschichte des Mara Phones und die Technologie, die in dem Smartphone steckt.

Zunächst sah es für den Anbieter Mara Phone gut aus. Das Unternehmen bekam in Südafrika über 238 Millionen Rand (umgerechnet knapp 14 Millionen Euro) von der staatlichen Industrial Development Corporation für den Aufbau seiner Fabrik. Es eröffnete im November 2020 einen “Mara Experience Store” in einem Einkaufszentrum in Soweto. Und die südafrikanische Regierung sagte zu, die Handys “Made in Africa” als Dienstgeräte für seine MitarbeiterInnen zu beschaffen.

Aus in Südafrika

Inzwischen ist klar: Trotz Rückendeckung von höchster staatlichen Stelle ist das Unternehmen in Südafrika gescheitert. Die Produktion in Durban ist eingestellt, die Fabrik soll versteigert werden. “Mara Phone hatte Schwierigkeiten, auf dem südafrikanischen Markt Fuß zu fassen, auf dem andere globale Marken und andere preisgünstige Smartphone-Konkurrenten fest etabliert sind”, heißt es von Seiten der Industrial Development Corporation. Auch die Corona-Lockdowns hätten dem Unternehmen geschadet.

Und der einstige Vorzeigeladen des Unternehmens in Soweto geriet ebenfalls in die Schlagzeilen. Der Geschäftsführerin des Ladens, Chanté Jantjies, wurde in sozialen Medien vorgeworfen, Geld des Unternehmens verprasst zu haben. Die ehemalige Miss South Africa Teen bestreitet das.

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Zukunft in Ruanda?

Das Portal Business Insider berichtete jüngst, die Fabrik in Südafrika könne durch neue Investoren möglicherweise doch noch gerettet werden. Aber klar ist: Eine Erfolgsgeschichte sieht anders aus. Aus dem Traum von “Smartphones Made in Africa” ist zumindest in Südafrika nichts geworden.

Das heiße nicht, dass Mara Phone insgesamt vor dem Aus stehe, hieß es von Seiten des Unternehmens gegenüber Business Insider. In Ruanda laufe die Produktion weiter.

Mara Phone Afrika
Damals noch gut aufgelegt: Mara Phone-Gründer Ashish Thakkar mit Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa beim Start der Produktion. (Foto: Mara/Facebook)

Smartphones aus Afrika: ein schwieriges Unterfangen

Diese Angaben zu verifizieren, ist – zumindest für mich aus Deutschland heraus – schwierig. Die Mara Group selbst veröffentlich auf ihrer Internetseite keine Zahlen zur Geschäftsentwicklung. Bei Twitter ist es um das Unternehmen ruhig geworden. Der jüngste Tweet stammt aus dem Februar.

Ein Aus des Mara Phones wäre nicht der erste Rückschlag für die Produktion von Smartphones auf dem afrikanischen Kontinent. Schon im Jahr 2012 wollte der Informatiker Vérone Mankou ein Tablet Made in Congo verkaufen – erfolglos. Und auch vom Smartphone-Startup Onyx Connect aus Südafrika hört man nichts mehr.

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Mein Fazit

Schade, dass aus den Erwartungen um das Mara Phone nichts geworden ist. Smartphones in Serie zu produzieren, ist allerdings auch kein leichtes Unterfangen. Und würde man versuchen, neue Smartphones “Made in Deutschland” zu produzieren, könnte das Gleiche passieren. Zu groß ist die Übermacht durch etablierte Anbieter, genau wie in Afrika.

Was die Geschichte lehrt: Das Verkaufsargument “Made local” allein reicht oft nicht. Wollen Unternehmen erfolgreich sein, müssen ihre Produkte besser sein als die der Konkurrenz. Und es gilt, die richtigen Nischen zu finden. Das ist wichtiger als globalen Schlagzeilen wie “Afrikas erstes Smartphone”.

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1 Antwort zu “Mara Phone aus Afrika: Was wurde aus Afrikas erstem Smartphone?”

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