Mara Phone: Hightech aus Ruanda

Foto: Mara Group

(Foto: Mara Group)

An Handys aus Asien hat man sich als Käufer inzwischen gewöhnt. Huawei? Xiaomi? Oppo? Längst sind solche Marken keine Exoten mehr im Elektronikmarkt. Anders ist das mit dem neuen Mara Phone – dem ersten Smartphone Afrikas. Auf der Hülle des Handys prangt ein silberner Löwenkopf, stolz und kämpferisch, und genau das ist auch das Gerät: eine Kampfansage.

Produziert wird das neue Smartphone in Ruana. Mara sei angetreten, um auf dem afrikanischen Kontinent etwas zu bewegen, schreibt das Unternehmen Mara Group auf seiner Internetseite. Der Kontinent profitiere aktuell von hohen Rohstoffpreisen und habe eine junge Bevölkerung; vielerorts wachse auch die politische Stabilität. Die Chance wolle man nutzen: “This is the time for Africa and for Mara.”

Das unwahrscheinlichste Smartphone des Jahres?

Als das Unternehmen im Herbst 2019 seine erste Fabrik eröffnete, sorgte das weltweit für Schlagzeilen. Als “unwahrscheinlichstes Smartphone des Jahres” wurde das Mara Phone von diversen westlichen Medien begrüßt. Ein Smartphone aus Afrika? Vielen erschien das auf den ersten Blick unglaublich. Blickt man allerdings genauer hin, ist es das nicht. Gerade Ruanda hat in den vergangenen Jahren viel dafür getan, um seine wirtschaftliche Entwicklung zu stärken. Dass das Land nun auch Smartphones baut, ist nur der nächste logische Schritt.

Viele Menschen denken bei Ruanda noch immer an den Völkermord im Jahr 1994, bei dem damals bis zu eine Million Menschen ihr Leben verloren. Seitdem hat sich in Ruanda allerdings vieles verändert. Nicht nur hat das Land seine Vergangenheit vergleichsweise gut aufgearbeitet. Zudem hat die Regierung in den vergangenen Jahrzehnten viel dafür getan, um ihr Land wirtschaftlich voranzubringen. Sie hat zum Beispiel den Import von Second-Hand-Kleidern verboten, um eine eigene Textilproduktion aufzubauen. Und sie hat Sonderwirtschaftszonen eingerichtet, aus denen in Ruanda gefertigte Produkte zollfrei ins Ausland exportiert werden können.

Auf dem Weg zum Techie-Standort

Seit Jahren verzeichnet Ruanda, auch dank solcher Maßnahmen, ein hohes Wirtschaftswachstum und – zumindest vor Corona – sahen auch die weiteren Prognosen gut aus. Die Economist Intelligence Unit, ein Marktforschungsunternehmen, das zur britischen Economist-Gruppe gehört, hat berechnet, dass das Bruttowirtschaftsprodukt in Ruanda im Jahr 2020 um 8,1 Prozent wachsen wird. Und 2021 soll das ähnlich aussehen. Das Land trägt mittlerweile schon den Spitznamen “Schweiz von Afrika” – und das nicht nur wegen seiner grünen Hügel.

Gleichzeitig hat sich in Ruanda in den vergangenen Jahren – wie in vielen anderen afrikanischen Ländern – eine rege Start-up-Szene herausgebildet; das heißt: die Zahl der Technologie-Unternehmen in Ruanda nimmt zu.

Eine echte Selfmade-Story steckt auch hinter der Mara Group, die nun die neuen Smartphones auf den Markt gebracht hat. Ihr Gründer Ashish Thakkar wurde in Großbritannien geboren und zog als Jugendlicher mit seinen Eltern nach Ruanda. Mit 15 Jahren begann er Computer-Bauteile von Dubai nach Uganda zu importieren; das nötige Startkapital von 5000 Dollar lieh er sich dafür von seinen Eltern.

Große Wachstumschancen im Handy-Markt

Nach und nach warf sein IT-Handel so viel Gewinn ab, dass er in weitere Geschäftsfelder einstieg: in den Immobilienmarkt, in die Fertigungstechnik und ins Bauwesen. Inzwischen gilt Thakkar als jüngster Milliardär Afrikas. Dass der Geschäftsmann nun mit der Smartphone-Produktion beginnt, liegt wohl auch daran, dass der Markt noch enormes Wachstumspotential bietet. Nur 15 Prozent der Ruander besitzen aktuell ein solches Gerät, doch das dürfte sich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im Land bald ändern.

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Das neue Mara Phone gibt es nun in zwei Varianten: Das Mara X kostet 130 Dollar und bietet 16 Gigabyte Speicherplatz; das Mara Z mit 32 Gigabyte Speicher ist für 190 Dollar zu haben. Damit liegen die Preise zwar höher als bei den Basismodellen von Tecno und Samsung, die bisher viele Menschen in Ruanda kaufen. Dennoch dürften die neuen Smartphones für die Mittelkasse in Ruanda erschwinglich sein. Und: Der Lokalbonus ist nicht zu unterschätzen.

Kann die Region Chinas Erfolg wiederholen?

Auch technisch können die Smartphones mit zwei 13-Megapixel-Kameras, dem vorletzten Android-Betriebssystem sowie gut auflösenden Displays durchaus mit der Konkurrenz mithalten. Nur die Akkuleistung scheint etwas schwächer zu sein, wie manche Smartphone-Tester attestieren. Wer in Deutschland ein Mara Phone kaufen möchte, kann das über den Online-Shop des Unternehmens tun. Thakkars selbst erklärtes Ziel sind künftig eine Million Geräte pro Jahr.

Zum ersten Mal kommt damit ein Hightech-Gerät für Verbraucher vom afrikanischen Kontinent auf den Markt. Das könnte das Image des Kontinents nachhaltig verändern. Wird das Mara Phone ein Erfolg, stärkt das den wirtschaftlichen Aufschwung in Ruanda, weil neue Arbeitsplätze entstehen und vor allem das technische Know-how wächst. Vielleicht gelingt es der Region so, den Erfolg der chinesischen Smartphone-Produzenten zu wiederholen. Auch die setzten zuerst auf Billig-Modelle fürs eigene Volk – und setzen nun internationale Standards.

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