Facebook baut in Afrika das Internet aus und verlegt dafür ein neues Seekabel. Dabei kooperiert das Unternehmen mit afrikanischen Partnern wie dem südafrikanischen Telekommunikationskonzern MTN.
In dieser Woche hat es eine Schlagzeile über den afrikanischen Kontinent in die deutschen Nachrichten geschafft. Der US-Konzern Facebook gab bekannt, dass er gemeinsam mit anderen Unternehmen ein neues Internet-Seekabel rund um den Kontinent verlegen will. Das Kabel soll 16 afrikanische Länder verbinden, plus sieben weitere aus Europa und dem Mittleren Osten. 37.000 Kilometer Kabel müssen dafür verlegt werden – das entspricht beinahe der Länge des Äquators. Circa Ende des Jahres 2023 oder Anfang 2024 soll das Kabel fertig sein.
Facebook & Co. wollen Internetnutzung fördern
US-Internetkonzerne wie Facebook, Google und Microsoft engagieren sich bereits seit Längerem rege auf dem afrikanischen Kontinent. Microsoft zum Beispiel hat 2019 erstmals Entwicklungszentren vor Ort eröffnet, in Kenia und Nigeria. Dort arbeiten einheimische Programmierer an Software, die speziell auf die Bedürfnisse von lokalen Nutzern zugeschnitten ist. Google fördert seit 2016 Start-ups auf dem Kontinent und hat jüngst einen Co-Working-Space in Lagos eröffnet.
Für die Konzerne sind solche Projekte eine langfristige Zukunftsinvestition. Ich erinnere mich gut daran, wie ich 2018 mit einer Recherchereise von journalists.network ein Start-up-Event von Google in Lagos besucht und dort Mitch Atagana, die Google-Kommunikationschefin für Südafrika, getroffen habe. Sie sagte, für Google sei es vor allem wichtig, dass junge Gründer und Entwickler ihr Unternehmen besser kennenlernten. Denn: „Die nächste Milliarde Internetnutzer wird aus Afrika kommen.“ Für mich war das ein Schlüsselmoment, der mir gezeigt hat: Während wir in Deutschland Afrika meist “helfen” wollen, sehen andere darin einen wichtigen Zukunftsmarkt.
An der Verlegung des neuen Internetkabels sind neben Facebook daher weitere internationale Partner beteiligt. Die britische Vodafone Group zum Beispiel, der französische Telekommunikationsanbieter Orange sowie Unternehmen aus China, Indien und Saudi-Arabien. Allerdings wird der Internetausbau mitnichten nur aus dem außerafrikanischen Ausland vorangetrieben. Auch zwei einheimische Firmen sind involviert: die südafrikanische MTN Group und Telecomegypt. Vor allem MTN dürfte dabei für die westlichen Konzerne ein Partner auf Augenhöhe sein.
Die MTN Group: Afrikas größter Telekommunikationskonzern
1994 in Johannesburg gegründet, gilt die MTN Group als größter Telekommunikationskonzern Afrikas. Eigenen Angaben zufolge ist das Unternehmen derzeit in über 20 Ländern aktiv und erreicht gut 250 Millionen Kunden. Der Umsatz im Jahr 2019 lag bei rund 150 Milliarden Rand, das entspricht umgerechnet rund 7,5 Milliarden Euro (Stand Mitte Mai). Im Vergleich zum Umsatz der Deutschen Telekom von 80,5 Milliarden Euro in 2019 ist das wenig. Immerhin aber hat es die MTN Group damit auf die Forbes Global 2000-Liste geschafft, einem Ranking der 2000 größten Unternehmen der Welt.
Ein aktueller Bericht des Marktforschungsunternehmens Brand Directory zeigt, dass das Unternehmen dabei immer mehr Geld mit modernen Telekommunikationsleistungen umsetzt – also zum Beispiel mit Cloud-Diensten. Zudem treibt das Unternehmen den 5G-Ausbau voran. Interessant ist dabei, dass die MTN Group zwar auf dem afrikanischen Kontinent insgesamt führend ist – gleichzeitig aber nur die Nummer zwei auf dem heimischen Markt in Südafrika. Dort hat nämlich Vodacom mehr Nutzer. Der Anbieter gehört zu gut 60,5 Prozent der Vodafone Group.
Kritik an MTN Group: Intransparente Strukturen
Dass Südafrika über einen gut ausgebauten Telekommunikationssektor verfügt, ist unter anderem auf das Wirken des ehemaligen Staatspräsidenten Nelson Mandela zurückzuführen. Dieser betonte früh die Bedeutung und das Wachstumspotential der Branche. Das zeigt ein älterer Bericht im Deutschlandfunk. Mandela wollte sein Land außerdem unabhängiger machen vom Verkauf von Rohstoffen. Mitte der 90er-Jahre wurde der Telekommunikationssektor in Südafrika für private Unternehmen geöffnet.
Über die genaue Gründungsgeschichte der MTN Group konnte ich bei der Recherche nur wenig herausfinden. Die Historie, die das Unternehmen auf seiner Internetseite veröffentlicht hat, hat mir kaum weitergeholfen. Als Gründer des Konzerns wird oft der simbabwische Telekommunikations-Manager Raymond Sifiso Ndlovu Dabengwa genannt; das Unternehmen ist in Johannesburg an der Börse notiert. Die genaue Eigentümer-Struktur des Unternehmens erscheint mit allerdings ebenfalls recht intransparent.
Facebook und MTN wollen Lücken im Netz schließen
Das neue Seekabel, das nun gebaut werden soll, ist auch für die MTN Group strategisch wichtig. Der Konzern kann dadurch sein Geschäft festigen und ausbauen. Derzeit ist die Netzinfrastruktur auf dem afrikanischen Kontinent vielerorts lückenhaft und instabil. Im Frühjahr zum Beispiel gab es Probleme bei einem Seekabel vor Westafrika. Millionen von MTN-Nutzern wurden vom Netz abgeschnitten. Zudem hat laut Facebook bisher überhaupt nur jeder vierte Einwohner des Kontinents Zugang zu Internet. Wenn sich das ändert, böte das nicht nur dem Management von MTN, sondern auch vielen weiteren Menschen neue, wirtschaftliche Chancen.
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