Solerebels-Schuhe: Exportschlager aus Äthiopien

Schuhe von Solerebels: echte Handarbeit

Die Unternehmerin Bethlehem Tilahun Alemu hat von Addis Abeba aus eine internationale Schuhmarke aufgebaut. Auch in Deutschland werden Solerebels-Schuhe verkauft. Die Geschichte einer Exportweltmeisterin.

Kürzlich habe ich darüber nachgedacht, welche Unternehmen ich eigentlich aus afrikanischen Ländern kenne. Ethiopian Airlines fiel mir ein und die südafrikanische MTN Group, über die ich auch kürzlich auf meinem Blog berichtet habe. Safaricom kenne ich, mit dem mobilen Zahlungssystem M-Pesa. Und natürlich ein paar Unternehmen, die ich bei meinen Recherchereisen auf den Kontinent besucht habe. Zum Beispiel den Online-Händler Jumia. Dann aber wurde es schon dünn…

Mich hat das ein bisschen geärgert, weil ich mir dachte: ‘Wie kann es sein, dass du bei über 50 afrikanischen Ländern nur fünf afrikanische Firmen aufzählen kannst?’ Daher habe ich mir vorgenommen, auf meinem Blog nun auch immer wieder einzelne, erfolgreiche Unternehmen vorzustellen.

Solerebels-Schuhe: handgefertigt und nachhaltig

Ein Unternehmen, auf das ich bei der Recherche aufmerksam wurde, ist der Schuhproduzent Solerebels aus Äthiopien. Das Unternehmen hat vor rund 15 Jahren in einer kleinen Hinterhof-Werkstatt bei Addis Abeba angefangen, handgefertigte Schuhe aus alten Autoreifen herzustellen. Heute produziert es Ballerinas aus fein gewebten Stoffen, bunte Halbschuhe und bequeme Lederboots – und ist damit zu einer international bekannten Marke geworden.

Gegründet wurde Solerebels von Bethlehem Tilahun Alemu, einer Frau, die für viele Äthiopier/innen ein unternehmerisches Vorbild sein dürfte. Das Leben der Gründerin ist gut dokumentiert – allein schon, weil sie inzwischen von Medien aus der ganzen Welt interviewt wurde. Zum Beispiel vor einigen Jahren von BBC. Aufgewachsen ist die Gründerin in Zenabwork, einem Vorort der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Ihr Vater arbeitete als Elektriker, ihre Mutter als Köchin.

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So arbeitet das Unternehmen Solerebels.

Solerebels aus Äthiopien: Handwerk hat lange Tradition

Alemus Familie war also keineswegs reich. Aber immerhin hatten ihre Eltern Arbeit und konnten ihrer Tochter daher eine gute Ausbildung ermöglichen. 2004 schloss Alemu das College mit einem Diplom in Buchhaltung ab. Sie habe etwas bewegen und für die Menschen vor Ort gut bezahlte Arbeit schaffen wollen, erzählt die Unternehmerin im Magazin Werde. “Sie alle hatten kreative Talente und Fähigkeiten, aber keine Chancen oder nicht genug Selbstvertrauen, daraus etwas zu machen.”

Diesen Eindruck kann ich persönlich von meiner jüngsten Reise nach Äthiopien bestätigen. Handwerkliche Arbeiten wie Spinnen, Weben oder auch Leder herstellen haben dort eine lange Tradition. Überall vor Ort kann man hochwertige, gewebte Tücher kaufen und schön geflochtene Körbe. Produkte also, für die es hierzulande sicherlich eine Nachfrage gäbe. Auch der Gedanke, Dinge zu recyceln, so wie es Solerebels macht, ist im Land weit verbreitet – allein schon aus finanziellen Gründen.

Handwerk in Äthiopien
Ein Näher bei einem Markt in Äthiopien (Foto: Maximilian Nowroth).

Der Start für Solerebels war schwierig

Die Idee, Sohlen aus alten Autoreifen zu fertigen, ist zum Beispiel keineswegs neu. Schon die Rebellen, die 1991 gegen den äthiopischen Diktator Mengistu Haile Mariam kämpften, trugen solche Schuhe. “Barabasso”-Sandalen werden sie in Äthiopien genannt. Bethlehem Tilahun Alemus Verdienst ist es, dass sie diese Idee aufgegriffen und weiterentwickelt hat. Solerebels-Schuhe sind so ein stylisches Produkt mit international bekannter Marke geworden.

Der Start für das Unternehmen war dabei offenbar alles andere als einfach. Um die ersten Solerebels-Schuhe zu produzieren, lieh sich Alemu Geld von ihrer Familie, insgesamt mehrere tausend Dollar. Für äthiopische Verhältnisse ist das ein ziemliches Vermögen. Damals wusste die junge Frau noch nicht, wie man überhaupt Schuhe aus alten Reifen herstellt. Und ihre ersten Exemplare wogen noch mehrere Kilo, wie die Gründerin in unten stehendem Interview erzählt. Rund zwei Jahre habe es gedauert, bis das Geschäft bei Solerebels anlief.

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In diesem Interview erzählt Alemu über ihre Erfahrungen als Gründerin.

Solerebels-Schuhe: kein Schnäppchen, dafür fair

Das Durchhaltevermögen der heute 40-Jährigen hat sich aber gelohnt: Inzwischen betreibt ihre Firma eigenen Angaben zufolge Läden in Griechenland, Singapur, Taiwan und den USA. In Deutschland hat Solerebels 2018 einen Laden in Hamburg eröffnet. Die Schuhe kosten in der Regel zwischen 40 und 80 Euro, sind also nicht ganz billig. Dafür bekommen die Mitarbeiter in Äthiopien aber drei Mal so viel Lohn wie bei anderen Schuhproduzenten, heißt es auf der Internetseite der Firma.

Obwohl Solerebels schon so oft in internationalen Medien vorgestellt wurde, habe ich allerdings nur wenig konkrete Angaben zu den Geschäftszahlen finden können. Im Jahr 2016 hatte das Unternehmen nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters gut 400 Mitarbeiter und erwartete einen Umsatz von gut zehn Millionen Dollar. Das entspricht also in etwa der Größe eines kleineren deutschen Mittelständlers – mit enorm internationaler Ausrichtung.

Solerebels-Gründerin: Erst Schuhe, dann Kaffee

Für ihren Erfolg hat Bethlehem Tilahun Alemus inzwischen unzählige Auszeichnungen eingeheimst. 2011 wurde sie zum Beispiel vom World Economic Forum als “Young Global Leader” geehrt. Außerdem hat die Unternehmerin zwei weitere Firmen gegründet. Sie verkauft Lederjacken unter der Marke Republic of Leather und Kaffee unter dem Namen “Garden of Coffee“. Die Kaffee-Kultur in Äthiopien hat ebenfalls lange Tradition. Bisher ist Alemua mit drei Röstereien in Addis Abeba vertreten und wieder plant sie internationales Wachstum – vor allem mit Blick nach China.

Mein Fazit: Klar sind mehrere hundert Arbeitsplätze bei Solerebels noch nicht viel, verglichen mit der Gesamtbevölkerung Äthiopiens. Dennoch ist das Unternehmen aus meiner Sicht ein gutes Beispiel dafür, wie man aus äthiopischen Handwerkstraditionen ein internationales Geschäft machen kann. Und: Dadurch, dass die Schuhe komplett in Addis Abeba designt und produziert werden, bleiben dort auch das Know-how und die Einnahmen. Vielleicht gelingt es so bald noch mehr Menschen vor Ort, neue, gute Ideen umzusetzen und zu exportieren.


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