Global Gateway in Afrika: Die EU auf Aufholjagd

Global Gateway Afrika

Die EU will im Rahmen der Initiative Global Gateway in Afrika präsenter werden und Investitionen in Höhe von 150 Milliarden Euro mobilisieren. Das bietet auch Chancen für deutsche Unternehmen. Doch nur langsam kommt Schwung in die Umsetzung.

Anfang März moderiere ich das Eröffnungspanel des Deutsch-Afrikanischen Wirtschaftsforums NRW 2024. Das Wirtschaftsforum ist eine der größten Wirtschaftsveranstaltungen mit Fokus auf Afrika in Deutschland. Es freut mich daher sehr, die Veranstaltung als Moderatorin begleiten zu können.

Das Thema des Eröffnungspanels ist die Frage, wie deutsche Unternehmen von der Global-Gateway-Initiative in Afrika profitieren können. Die EU will bis 2027 Investitionen in Höhe von 150 Milliarden Euro auf dem Kontinent anstoßen. Noch wirken diese Pläne aber wenig konkret. Das Panel soll klären: Wie genau können sich deutsche Unternehmen einbringen?

Global Gateway in Afrika – Der Hintergrund

Die Global-Gateway-Initiative der EU zielt ab auf Schwellen- und Entwicklungsländer in aller Welt. Hintergrund ist der geopolitische Wettbewerbes mit China und den USA: Insbesondere China hat in den vergangenen Jahren bereits sehr viel in Afrika und auch Lateinamerika investiert, im Rahmen der chinesischen Initiative „Neue Seidenstraße“. Europäische Unternehmen – darunter deutsche – sind dagegen vergleichsweise wenig in afrikanischen Staaten aktiv.


China verfolgt schon lange klare Ziele in Afrika: Früher war der Kontinent für das Land vor allem Rohstofflieferant und Ziel von Infrastrukturprojekten. Inzwischen werben chinesische Firmen zunehmend um die junge afrikanische Bevölkerung als Konsumenten. Mehr dazu lest ihr hier.


Die Passivität von europäischer Seite wird in der Politik inzwischen mehr und mehr als Versäumnis wahrgenommen. Denn afrikanische Länder sind für Europa als Rohstoff- und Energielieferanten wichtig. Und auch neue Absatzmärkte, zum Beispiel für Maschinen, Autos und Konsumgüter entstehen dort. Das bietet Chancen für internationale Firmen – und die wollen Europa und Deutschland nicht China überlassen.

Global Gateway: Europas Antwort auf Chinas neue Seidenstraße

Die EU hat sich daher vorgenommen, bis 2027 insgesamt 300 Milliarden Euro an Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern zu mobilisieren. Der afrikanische Kontinent steht dabei im Fokus: Dort soll die Hälfte der Investitionen hinfließen. Die EU-Kommission hat dafür Zuschüsse, Darlehen zu Vorzugsbedingungen und Investitionsgarantien für Unternehmen angestoßen, unter anderem über den „Europäischen Fonds für nachhaltige Entwicklung Plus“.

Der Fonds zahlt Unternehmen Schadenersatz, wenn sie in einem Global-Gateway-Land investieren, zum Beispiel einen Windpark bauen, aber die Investition verlieren, etwa weil vor Ort ein Bürgerkrieg ausbricht. Auch europäische Finanz- und Entwicklungsbanken sollen Investitionen in Afrika finanziell unterstützen. Die Ziele erklärt EU-Kommission-Präsidentin Ursula von der Leyen in diesem Video:

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Neu ist, dass die EU ihre Ziele im Rahmen von Global Gateway länderübergreifend koordiniert und alle relevanten Partner mit einbezieht: die EU-Institutionen, die EU-Mitgliedstaaten und ihre Finanzierungsinstitutionen für Entwicklung, die Europäische Investitionsbank, die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und den europäischen Privatsektor. Diese als “Team Europe” bezeichneten Akteure sollen im Rahmen von Global Gateway zusammenarbeiten.

Global Gateway: Diese Projekte werden gefördert

Die EU-Kommission hat mittlerweile auf der Global-Gateway-Homepage 98 Projekte benannt, die derzeit in Afrika gefördert werden. Darunter ist zum Beispiel das Unternehmen Bio2Watt, das tierische und andere organische Abfälle in Biogas umwandelt. Es ist derzeit in Südafrika tätig und plant die Expansion nach Uganda und nach Mosambik. Auf dem Foto seht ihr eine Anlage des Unternehmens in Südafrika:

(Foto: Unternehmen)

Auch die Modernisierung des Hafens Ziguinchor im Senegal steht auf der Projektliste von Global Gateway. Ziel ist die Erneuerung der Hafenanlagen und die Bereitstellung technischer Hilfe für das Hafenmanagement. Und in Ruanda beteiligt sich die EU am Bau eines Großmarktes in der Hauptstadt Kigali. Der Markt soll helfen, Nachernteabfälle in der Landwirtschaft zu verhindern und den Marktzugang von Landwirten verbessern.

Global Gateway: Das wurde schon erreicht

Grundsätzlich hat die EU fünf Bereiche festgelegt, in denen investiert werden soll: Digitales, Klimaschutz und Energie, Verkehr, Gesundheit, Bildung und Forschung. Alle Projekte sollen hohen Sozial- und Umweltstandards entsprechend. Zudem wird der persönliche Austausch zwischen der EU und den afrikanischen Staaten gefördert. Im Oktober 2023 fand in Brüssel das erste “Global Gateway Forum” statt.

Damals unterzeichneten die EU, die Afrikanische Entwicklungsbank und weitere Partner eine Absichtserklärung über die Finanzierung des sogenannten “Lobito-Korridors“. Das ist ein zentrales Großprojekt für die künftige Zusammenarbeit: eine Eisenbahnlinie, die den kongolesisch-sambischen Kupfergürtel mit der Küste Angolas verbinden und die Exportmöglichkeiten von Sambia, Angola und die Demokratische Republik Kongo verbessern soll. Auch die USA sind daran beteiligt.

Die Unterzeichnung der Absichtserklärung für den Lobito-Korridor (Foto: Afrikanische Entwicklungsbank).

Global Gateway: Gehen die Fortschritte zu langsam?

Die Beispiele zeigen: Die praktische Umsetzung der Global Gateway Initiative in Afrika läuft an. Aber das hat auch lange genug gedauert. Ende 2021 schon hatte die EU die Initiative vorgestellt – erst jetzt gibt es erste Erfolge. China dagegen feierte kürzlich das zehnjährige Jubiläum seiner neuen Seidenstraße, hat also viel Vorsprung.

Konkret stellt sich für deutsche Unternehmen nun die Frage: Wie können sie sich bei Global Gateway am besten einbringen und von den Fördermöglichkeiten profitieren? Sie haben über ein Portal der EU-Kommission die Möglichkeit, an Ausschreibungen teilzunehmen und sich um Fördergelder zu bewerben. Und 2023 veranstaltet die EU mehrere Business Foren für europäische Unternehmen in afrikanischen Ländern. Mehr dazu erfahrt ihr am 6. März beim Deutsch-Afrikanischen Wirtschaftsforums NRW 2024. Hier geht’s zur Anmeldung (Teilnahmegebühr des Veranstalters 100 Euro).

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