Die Landwirtschaft in Afrika im Kampf gegen Lebensmittelverluste

In Afrika verderben viele Lebensmittel noch bevor sie beim Kunden ankommen. Das verstärkt den Hunger auf dem Kontinent. Viele Unternehmen suchen nach Lösungen für die Lebensmittelverluste, unter anderem mit bessere Lagermöglichkeiten für die Landwirtschaft in Afrika.

Jedes Jahr gehen in Subsahara-Afrika 30 bis 50 Prozent aller Ernteprodukte verloren, bevor sie beim Kunden ankommen. Das schreibt die Unternehmensberatung Deloitte in einer Studie aus dem Jahr 2015. Eine erschreckend hohe Zahl – die auch heute noch ähnlich hoch liegen dürfte

Noch immer gilt es als großes Problem, dass in vielen afrikanischen Ländern Lebensmittel nach der Ernte verderben. Das ist unter anderem Thema beim 9. German-African Agribusiness Forum des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft in dieser Woche. Auf meinem Blog möchte ich euch die Gründe, aber vor allem auch potentielle Lösungen für das Problem vorstellen.

Landwirtschaft in Afrika: Die Gründe für die Lebensmittelverluste

Jedes Jahr werde ein Viertel der Kalorien aus Afrikas Landwirtschaft nicht konsumiert, heißt es in der Deloitte-Studie weiter. Anders als in Europa oder den USA liegt das aber nicht daran, dass die Leute zu viel einkaufen und Lebensmittel wegwerfen. Das Problem ist in aller Regel, dass die Ware schon vorher verdirbt.

Die Pflanzenwissenschaftlerin Jane Ambuko von der Universität von Nairobi schreibt in einem Gastbeitrag für das Portal The Conversation, die Hauptgründe seien schlechte Erntepraktiken und schlechte Handhabung: “Dazu gehören eine schlechte Lagerung oder Verpackung, die Art des Transports, die Verarbeitungspraktiken, ein fehlender oder schlechter Zugang zu den Märkten und eine schlechte Koordinierung zwischen den Akteuren in den Lieferketten.”

Lebensmittelverschwendung ist in Afrika kein Thema, zeigt die Deloitte-Studie (Grafik: Deloitte).

Landwirtschaft in Afrika: Die indirekten Folgen der Verluste

Auch die schlechte Infrastruktur in Teilen des Kontinents, die Transporte langwierig und holprig mache, sei Teil des Problems, schreibt Ambuko. In der Vergangenheit habe es viele Versuche gegeben, die Lebensmittelverluste zu reduzieren. “Einige von ihnen haben jedoch entweder nicht die Zielgruppe erreicht oder nicht den gewünschten Erfolg gebracht.” Etwa, weil sie zu teuer waren.

Die Folge ist, dass der Hunger auf dem Kontinent zunimmt. Dazu kommen weitere, indirekte Probleme. Da Landwirte oft nur einen Teil ihrer Ernte nutzen können, entfallen ihnen wichtige Einnahmen. Außerdem werden umsonst wertvolle Ressourcen wie Dünger oder Wasser eingesetzt, heißt es in der Deloitte-Studie.

Gerade ungekühlt hält leicht verderbliche Ware nur wenige Tage (Foto: Luis Quintero at Pexels)

Ernteverluste in Afrika: Viele Start-ups suchen nach Lösungen

Diese Probleme sind seit Jahren bekannt. Und wie die Pflanzenwissenschaftlerin Ambuko schreibt, sind schon viele Lösungsansätze gescheitert. Dennoch: Aufgeben ist bei diesem Thema natürlich keine Option. Und so suchen zahlreiche Start-ups in afrikanischen Ländern weiter nach Lösungen.

Zum Beispiel Sokofresh aus Kenia: Das Unternehmen bietet Kleinbauern ein mobiles Kühlhaus zum Mieten an. Für viele Kleinbauern lohne es sich nämlich nicht, eine eigene Kühlinfrastruktur aufzubauen, sagt Firmenchef Denis Karema gegenüber dem Agritech-Portal AFN. Waren wie frische Kräuter verderben bei ihnen dadurch im Zweifelsfall schon ein bis zwei Tage nach der Ernte. verdorben.

Wie Sokofresh die Landwirtschaft in Afrika verbessern will

Die mobilen Kühlhäuser von Sokofresh werden mit Solarenergie betrieben. Das sorgt für niedrige Betriebskosten. Außerdem sind die Kühlhäuser autark. Dadurch kann man sie auch in sehr abgelegenen Regionen aufstellen. Hier seht ihr, wie die Kühlstationen aussehen:

Sokofresh bietet darüber hinaus fachliche Beratung für Landwirte an – zum Beispiel über Erntemethoden. Eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen insgesamt bereits knapp 8000 Landwirte in Kenia mit seinen Angeboten erreichen können.

Ein Messgerät gegen Schimmel

Einen anderen Ansatz verfolgt das Unternehmen Sesi Technologies aus Ghana. Es hat einen Feuchtigkeitsmesser entwickelt, den Landwirte für ihr geerntetes Getreide nutzen können. So sehen sie, ob das Getreide richtig gelagert ist oder schimmeln könnte. So sieht es aus, das Messgerät:

“Grainmate” lautet der Name des Messgerätes von Sesi Technologies (Foto: Unternehmen).

Das Gerät könne unter anderem für Mais, Reis, Sojabohnen und Weizen genutzt werden, schreibt das Unternehmen. Die Bedienung funktioniert ein bisschen wie bei einem Fieberthermometer. Man macht es an, wählt per Knopfdurck das richtige Getreide aus und legt das Gerät dann in den entsprechenden Aufbewahrungssack oder -behälter.

Knowhow für Farmer in der Landessprache

Sesi Technologies bietet außerdem einen selbst entwickelten Aufbewahrungssack für Getreide an. “Zerofly” heißt er. Er soll eingelagertes Getreide hermetisch abgeschlossen aufbewahren und so gegen Schädlinge schützen. Die sind nämlich für viele afrikanische Landwirte auch ein großes Problem.

Interessant finde ich, dass es in Afrika außerdem ein gemeinsames Informationssystem zu Nachernteverlusten gibt: das African Postharvest Losses Information System, kurz APHLIS. Es wurde in den vergangenen Jahren unter anderem von der EU und von der Bill & Melinda Gates Stiftung finanziert.


Twiga Foods Kenia

Ihr wollt mehr erfahren über afrikanische Agritech-Startups? Eines der bekanntesten ist Twiga Foods aus Kenia. Hier erfahrt ihr, mit welcher Idee das Startup Investoren überzeugt.


Landwirtschaft in Afrika: auch die EU unterstützt

Hinter APHLIS steht ein Team aus international renommierten Forschern. Das Ziel des Projektes ist es, einen besseren Überblick zu bekommen, in welchen Ländern welche Ernteverluste auftreten. Das soll helfen, die Probleme gezielter anzugehen. Auf der Homepage des Projektes lässt sich außerdem nachlesen, dass mehrere afrikanische Regierungen derzeit Strategie gegen die Lebensmittelverluste erarbeiten. Das ist in Tansania, Simbabwe und Äthiopien der Fall.

Noch scheint der Weg zu besser funktionierenden Lieferketten in der Landwirtschaft in Afrika weit. Doch immerhin gibt es viele Menschen, die daran arbeiten. Für sich genommen wird keine der Innovationen allein das Problem lösen. Aber mit der Zeit werden die Verlusten hoffentlich nach und nach kleiner werden.

In diesem Text steckt viel Arbeit. Wenn ihr meinen Blog unterstützen wollt, freue ich mich über Spenden:

Seid dabei! Der Newsletter zu ‘Wirtschaft in Afrika’:

Ihr wollt über neue Artikel informiert werden? Meldet euch hier an!

2 Antworten zu “Die Landwirtschaft in Afrika im Kampf gegen Lebensmittelverluste”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert