Twiga Foods aus Kenia: Die 100-Millionen-Dollar-Idee

Twiga Foods Kenia

Das kenianische Start-up Twiga Foods kauft Lebensmittel von Kleinbauern und reicht sie an Händler weiter. Das Unternehmen will dadurch Lebensmittel günstiger machen – und hat schon über 100 Millionen Dollar von Investoren bekommen.

Ob kleine Snacks, Kaugummis oder Obst und Gemüse: In afrikanischen Ländern Essen zu finden, ist in aller Regel leicht. Überall gibt es kleine Kioske und Straßenhändler. Ich finde das bei meinen Reisen immer charmant und praktisch. Für die Menschen vor Ort hat es aber Nachteile: Die kleinteilige Struktur macht den Handel mit Lebensmittel nämlich sehr ineffizient.

Bis zu 80 Prozent ihres Einkommens geben Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern im Schnitt für Lebensmittel aus, schreibt das Bundesentwicklungsministerium. Das liegt nicht nur daran, dass dort viele Menschen wenig verdienen, sondern auch an den oft hohen Preisen. Das Unternehmen Twiga Foods aus Kenia will dieses Problem durch Technologie lösen: Über eine Online-Plattform kauft es Waren von Kleinbauern auf und verkauft sie dann an Straßenhändler und Kioske weiter. Das klingt banal, findet aber weltweit Beachtung: Twiga Foods gilt als eines der erfolgreichsten Start-ups Afrikas. Es hat über 100 Millionen Dollar von internationalen Investoren bekommen und wurde im Jahr 2020 vom Weltwirtschaftsforum zum internationalen „Technology Pioneer“ gekürt.

Twiga Foods aus Kenia: Sowohl Farmer als auch Händler profitieren

Das Geschäftsmodell von Twiga Foods bietet sowohl Landwirten als auch Straßenhändlern Vorteile. In diesem Bericht der World Food Bank erzählt Grant Brooke, einer der beiden Gründer von Twiga Foods, dass Landwirte in Kenia bisher oft nicht wussten, wie viel Ware sie wann verkaufen konnten. „Die Landwirte legten ihre Erzeugnisse an den Straßenrand, […] die städtischen Käufer kamen sie abholen“, sagt er. Weil es aber keine Absprachen zwischen Landwirten und Einkäufern gab, kamen oft entweder zu viele LKW und die Preise für Lebensmittel schossen wegen des teuren Transports in die Höhe. Oder es kamen zu wenige Fahrzeuge und Landwirte mussten einen Teil ihrer Ernte wegwerfen. Bei Twiga Foods können Landwirte nun vorab in einem Onlineportal angeben, wie viel sie liefern.

Ein typischer Straßenkiosk in Äthiopien: Von Öl bis Toilettenpapier findet man dort alles Lebensnotwendige. (Foto: KS)

Darüber hinaus macht Twiga Foods auch das Geschäft der Straßenhändler effizienter. Diese müssen nun nicht mehr morgens vor Sonnenaufgang zu großen Open-Air-Märkten laufen, um ihre Ware einzukaufen. Sondern sie können Obst, Gemüse und Co. über die Online-Plattform von Twiga ordern und bekommen alles an die Ladentür geliefert. Dabei stellt Twiga Foods sicher, dass die Waren gut verpackt werden, sodass beim Transport weniger verdirbt. Das führt dazu, dass Händler ihre Produkte günstiger ein- und dann auch weiter verkaufen können als bisher. Den durchschnittlichen Preis von Bananen in Kenia habe sein Unternehmen bereits um 15 Prozent senken können, sagt Twiga-Mitgründer Peter Njonjo im CEO Magazine. Als Ziel nennt er eine Preissenkung von 20 bis 30 Prozent.

Twiga Foods aus Kenia: Mit Bananen fing alles an

Die Gründer von Twiga Foods sind Grant Brooke und Peter Njonjo. Die beiden haben sich beim Studium in Oxford kennengelernt. Grant Brooke ist gebürtiger Texaner, Peter Njonjo stammt aus Kenia und hat vor der Gründung von Twiga Foods lange in führenden Positionen bei Coca Cola gearbeitet. Im Jahr 2014 beschlossen die Freunde, sich zusammen selbstständig zu machen. Sie wollten ein Exportgeschäft für Bananen aufbauen, stellten aber fest, dass sie keinen einzigen Container exportieren konnten. Der Markt für Bananen in Kenia war zu kleinteilig, verlässliche Qualitätsstandards fehlten. „Viele Landwirte kannten nicht einmal die Sorten, die sie anbauten”, sagt Peter Njonjo.

Das Duo verwarf daher seine Exportpläne und beschloss, Bananen lokal zu verkaufen. Dabei bemerkten sie, wie ineffizient und kleinteilig der Markt war – und entwickelten die Idee für Twiga Foods. Im folgenden Video erklärt Firmenchef Peter Njono genauer, wie die Online-Plattform seines Unternehmens aufgebaut ist:

Facebook

Mit dem Laden des Beitrags akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Facebook.
Mehr erfahren

Beitrag laden

Beliebt bei Investoren aus aller Welt

Twiga Foods ist seit der Gründung rasant gewachsen. Eigenen Angaben zufolge vernetzt das Start-up inzwischen über 4 000 Landwirte mit gut 35 000 Kleinsthändlern. Neben Bananen vermittelt es auch Wassermelonen, Ananas, Öl und Reis. Darüber hinaus haben die Gründer ihr Geschäftsmodell nach und nach um weitere Dienstleistungen erweitert. Ihre Mitarbeiter beraten Landwirte zu neuen Anbaumethoden und vermitteln ihnen bei Bedarf Kredite, zum Beispiel um neue Landmaschinen zu kaufen. Verkäufer, die ihr Geschäft ausbauen wollen, können ebenfalls bei Twiga-Partnerbanken Kredite beantragen. Und sie können über die Twiga-Online-Plattform nachverfolgen, wo genau ihre Ware herkommt – sie können also gute Zulieferer auswählen und so die Qalität ihrer Ware verbessern.

Das kommt nicht nur bei Landwirten und Händlern gut an, sondern auch bei Investoren. Das Start-up hat insgesamt schon über 100 Millionen US-Dollar an Wagniskapital eingesammelt, schreibt das Start-up-Portal Crunchbase. Zu den Geldgebern zählen renommierte Investoren wie Goldman Sachs und die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW. Erst im vergangenen Oktober hat Twiga Foods weitere 30 Millionen Dollar erhalten. Medienberichten zufolge will das Unternehmen dieses Kapital unter anderem nutzen, um neben Kleinbauern auch mehr mittelgroße landwirtschaftliche Betriebe als Partner zu gewinnen.

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Twiga Foods plant Expansion in ganz Afrika

Wie das Portal The Africa Report berichtet, hat die Coronakrise Twiga Foods zeitweise ausgebremst. Wegen der Pandemie durften in vielen afrikanischen Großstädten Straßenhändler zeitweise ihre Stände nicht öffnen. Außerdem konnten Hotels und Restaurants, mit denen das Unternehmen zusammenarbeitet, weniger Kunden empfangen. Twiga Foods hat aber kreative Wege gefunden, mit der Krise umzugehen: Das Unternehmen hat zum Beispiel eine Partnerschaft mit dem Onlinehändler Jumia geschlossen und liefert nun auch frische Lebensmittel zu den Kunden direkt nach Hause.

Jumia Kenia-Chef Sam Chappatte und Twiga-CEO Peter Njonjo bei der Verkündung des Deals. (Foto: Jumia)

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hat Twiga Foods dadurch die Coronakrise insgesamt gut überstanden und mittelfristig sogar profitiert. Die Zahl der Landwirte, die die Plattform von Twiga Foods nutzen, ist demnach in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Aktuell beliefert das Start-up Kunden in Nairobi und fünf weiteren kenianischen Großstädten mit Lebensmitteln.

Als nächsten Schritt plant Peter Njonjo nun die Expansion in weitere ostafrikanische Länder, unter anderem nach Uganda. Mittelfristig will Twiga Foods dann in ganz Afrika vertreten sein. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Ich persönlich kann mir aber gut vorstellen, dass wir von dem Unternehmen noch viel hören werden. In Kenia hat Twiga Foods nämlich einen Traumstart hingelegt und beschäftigt schon über 1 000 Angestellte. Meinem Eindruck nach ist außerdem das Management kompetent aufgestellt. Der Ostafrika-Chef zum Beispiel ist ein ehemaliger Coca-Cola-Kollege von CEO Peter Njonjo und verfügt genau wie Njonjo über jahrelange Geschäftserfahrung.

Mehr lesen zum Thema?

4 Antworten zu “Twiga Foods aus Kenia: Die 100-Millionen-Dollar-Idee”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert