Noch ist Corona in Afrika vergleichsweise wenig verbreitet. Allerdings: Auch wenn es gelingt, die Fallzahlen im Griff zu behalten, werden die Folgen der Pandemie auf dem Kontinent zu spüren sein. Ein Grund: Viele Länder sind stark vom Export abhängig.
Insgesamt sind bisher gut 12.000 Menschen auf dem afrikanischen Kontinent an Corona erkrankt (Stand 10.04.2020). Das zumindest zeigen die offiziellen Zahlen. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, da vor Ort nur wenige Menschen getestet werden. Dennoch gilt: Im Vergleich zu anderen Weltregionen scheinen die Ausmaße der Pandemie bisher überschaubar. So entfällt ein Großteil der Fälle auf fünf Länder: Südafrika, Ägypten, Algerien, Marokko und Kamerun.
Viele afrikanische Länder haben zudem frühzeitig auf das Virus reagiert. Die Regierung von Sierra Leone zum Beispiel hat Mitte April einen 14-tägigen Lockdown beschlossen, obwohl es dort bisher nur sieben bestätigte Fälle gibt. Andere Staaten schulen medizinische Fachkräfte, die bereits bei der Bekämpfung von Ebola geholfen haben, im Umgang mit COVID19-Patienten. Und das westafrikanische Land Benin versucht die Bevölkerung durch Info-kampagnen in sozialen Netzen aufzuklären.
Corona in Afrika: drastische wirtschaftliche Folgen
Nach Einschätzung vieler Experten ist allerdings dennoch sicher, dass der globale Corona-Ausbruch vielen afrikanischen Ländern ökonomisch betrachtet schaden wird, selbst wenn die Fallzahlen dort weiter gering bleiben. Die Weltbank zum Beispiel geht in einem aktuellen Bericht davon aus, dass die Wirtschaft in Subsahara-Afrika in diesem Jahr schrumpfen wird – zum ersten Mal seit 25 Jahren. Während die Wirtschaftsleistung in der Region 2019 um 2,4 Prozent gewachsen ist, sei nun mit einem Minus zwischen zwei und fünf Prozent zu rechnen, so die Experten.
Natürlich sind einzelne Länder davon unterschiedlich stark betroffen. Dennoch scheint klar: Insgesamt geht durch Corona der wirtschaftliche Trend auf dem Kontinent nach unten – aus unter anderem vier Gründen:
1. Afrikanische Länder handeln stärker mit dem Rest der Welt als untereinander.
Im Vergleich zum Beispiel zur EU betreiben afrikanische Staaten bisher nur wenig Handel untereinander. Das liegt unter anderem daran, dass viele Transportwege auf dem Kontinent schlecht ausgebaut sind und es teils hohe Zollbarrieren zwischen Ländern gibt. Die Staaten arbeiten zwar aktuell an einem neuen, afrikanischen Freihandelsabkommen, dass das ändern soll. Noch aber ist der Kontinent stark abhängig vom Handel mit der EU, den USA und China.
Das führt dazu, dass viele Länder selbst dann stark unter der globalen Corona-Krise leiden, wenn sich vor Ort gar nicht so viele Menschen anstecken. China zum Beispiel ist seit Jahren der größte Handelspartner vieler afrikanischer Staaten. Viele afrikanische Händler kaufen dort Waren wie Textilien und verkaufen sie in ihren Heimatländern. Stehen chinesische Fabriken still, geht automatisch auch der Konsum in Afrika zurück.
Dass die USA und Europa nun ebenfalls Epizentren der Pandemie geworden sind, führt dazu, dass afrikanischen Unternehmen und Kleinbauern auch Exporteinnahmen wegbrechen. Äthiopien und Kenia zum Beispiel verkaufen viel Kaffee nach Übersee, Kenia handelt zudem mit Blumen und die Elfenbeinküste mit Kakao. Haben Europäer nun weniger Geld in der Tasche und kaufen weniger ein, wie der Handelsverband HDE berichtet, hat das direkte Folgen für Produzenten.
2. Die meisten Länder sind stark vom Rohstoffexport abhängig.
Mehrere afrikanische Länder, darunter Angola, Nigeria und die Republik Kongo, sind zum Beispiel stark im Öl-Export engagiert. Im Zuge der Corona-Krise aber ist die Nachfrage nach Öl weltweit eingebrochen. Das hat – neben verschiedenen Handelskonflikten – zu einem starken Preisverfall geführt. Für die ölreichen Staaten in Afrika ist das ein großes Problem, weil ihnen dadurch wichtige Einnahmen wegbrechen. Das macht es für sie schwieriger, Infrastrukturprojekte voranzutreiben und Zinsschulden zu begleichen.
Andere afrikanische Staaten, die zwar kein Öl, dafür aber Rohstoffe wie Kupfer oder Seltene Erden exportieren, stehen zudem vor ähnlichen Problemen. Sie bekommen zu spüren, dass weltweit im Moment weniger Autos, Smartphones und andere Elektronikprodukte hergestellt werden. Und auch dort gilt das gleiche: Die Einnahmen fehlen.
3. Der Tourismus ist eingebrochen.
Dass Leute wegen der Corona-Krise geplante Reisen verschieben oder absagen müssen, scheint auf den ersten Blick eher ein Luxus-Problem zu sein. Anders sieht das allerdings aus aus Sicht derjenigen, die von den Tourismus-Einnahmen leben – und das sind in vielen afrikanischen Ländern immer mehr Menschen.
Der Tourismus hat in den vergangenen Jahren auf dem Kontinent stark an Bedeutung gewonnen. Allein im Jahr 2018 ist die Branche insgesamt um sieben Prozent gewachsen, wie Zahlen der World Tourism Organization zeigen. Stärker also als in Europa, den USA und dem Nahen Osten. 38 Milliarden Dollar hat das dem Kontinent eingebracht. Zu den beliebtesten Zielen zählen nordafrikanische Staaten wie Tunesien und Marokko, Inselstaaten wie Reunion und ostafrikanische Länder wie Kenia oder Uganda. Die weltweiten Reisebeschränkungen haben diesen Tourismus-Aufschwung nun abrupt unterbrochen.
4. Ausländische Investoren ziehen sich zurück.
Internationale Investoren haben im Zuge der Corona-Krise sehr viel Geld aus Schwellenländern abgezogen – mehr als zu Zeiten der globalen Finanzkrise von 2008. Das zeigen Zahlen des Institute for International Finance. Für die betroffenen Länder, darunter viele afrikanische Staaten, birgt das ein großes Risiko, wie der Entwicklungsökonom Ulrich Volz im Online-Magazin Makronom schreibt. Im schlimmsten Fall könne der Kapitalabfluss nämlich dazu führen, dass sich Staaten und Unternehmen vor Ort nicht mehr refinanzieren können.
Vereinfacht gesagt passiert derzeit Folgendes: Normalerweise sehen viele Investoren in Schwellenländern eine lukrative Investitionschance. Zwar ist es riskanter, solchen Staaten und den Unternehmen vor Ort Geld zu leihen – umgekehrt bekommt man dadurch aber höhere Zinsen, hat also mehr Rendite. Solange die globale Konjunktur gut läuft und man davon ausgehen kann, dass die Wirtschaft in Schwellenländern weiter wächst, sind viele Investoren gerne zu solchen Geschäften bereit.
Nun aber gibt es wie beschrieben mehrere Gründe, die dazu führen könnten, dass afrikanische Volkswirtschaften plötzlich schrumpfen. Für die Investoren wird es dadurch nochmal ungewisser, ob sie ihr Geld aus den Schwellenländern tatsächlich zurückbekommen und das bringt viele dazu, ihr Geld erst recht zurückzufordern. Auch sich neues Geld zu leihen, ist für die betroffenen Staaten und Unternehmen kaum noch möglich. Die Gefahr, dass es tatsächlich zu Pleiten kommt steigt.
Fazit: Die Folgen des Corona-Virus
Die Corona-Krise könnte dazu führen, dass der Aufschwung den mehrere afrikanische Länder zuletzt erlebt haben, gestoppt wird. Die Afrikanische Union und auch internationale Organisationen wie der Internationale Währungsfonds sollten frühzeitig gegensteuern – zum Beispiel durch Schuldenerlasse und Notkredite.
Ergänzung (14.04.2020): Ein derartiger Schuldenerlass und auch Notkredite wurden jüngst vom IWF bekannt gegeben.
Meine Lesetipps:
- Der Live-Blog des African Business Magazine gibt einen aktuellen Überblick über die Folgen von Corona auf dem afrikanischen Kontinent.
- Die wirtschaftlichen Folgen des Corona-Ausbruchs sind keineswegs überall gleich, sondern von Land zu Land sehr unterschiedlich, wie diese Analyse zeigt.
- Und: Natürlich hat der Corona-Ausbruch nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische und gesellschaftliche Folgen, wie dieser Beitrag des Deutschlandfunks zeigt.
Afrika ist nicht arm.
Es wird leider immer noch ausgebeutet. Rohstoffe werden billig exportiert, Keine Veredlung der Urprodukte, überschüssige und subventionierte Agrarprodukte sowie unnütze Luxusgüter der EU werden importiert. Die Spanne zwischen arm und reich wird immer größer.
Die Wirtschaftskoruption ist zu groß. Man muss diese auch auf der Geberseite einschränken. Es macht keinen Sinn, wenn eine Regierung oder Institution einen blanko Scheck ausgibt. Der kommt bei der Bevölkerung nicht an, dafür werden teure Luxusgüter gekauft und das Geld geht wieder zurück.