E-Motorräder in Ruanda: Millionen-Deal für Ampersand

Motorradtaxis in Afrika

Motorradtaxis sind günstig, praktisch und in Ostafrika weit verbreitet. Gleichzeitig schaden die sogenannten Boda Bodas aber der Umwelt. Das Start-up Ampersand aus Ruanda hat daher neuartige Motorradtaxis mit E-Antrieb entwickelt – und damit nun wichtige Geldgeber überzeugt.

Vor wenigen Tagen bin ich bei LinkedIn auf einen Post von Tech Times Africa aufmerksam geworden. “Das Start-up Ampersand aus Ruanda bekommt 3,5 Millionen US-Dollar”, meldete das Portal und ich wurde hellhörig. ‘Ampersand, Ampersand… Das kenn’ ich doch’, dachte ich mir. Vor gar nicht langer Zeit habe ich nämlich auf meinem Blog einen Artikel über E-Mobilität in Ruanda geschrieben. Und das Start-up Ampersand war mir schon damals aufgefallen: Es entwickelt und baut in Kigali neuartige Motorräder mit E-Antrieb.

E-Mobilität in Afrika

Ruanda gilt beim Thema E-Mobilität in Afrika als einer der Vorreiter. Wie die Regierung in Kigali versucht, saubere Mobilität zu fördern, lest ihr hier.

Dass Ampersand nun eine große Finanzierungsrunde abgeschlossen hat, fand ich bemerkenswert. Die Investition sei die größte, die je ein E-Mobilitäts-Start-up aus Subsahara-Afrika bekommen habe, schreibt Tech Times Africa. “Ein großer Schritt für Afrika”, kommentieren die Autoren – und für mich ein Grund, mir das Unternehmen noch einmal genauer anzuschauen. Was Ampersand auszeichnet und was das Unternehmen mit dem neuen Geld nun machen will, lest ihr im folgenden Überblick.

E-Motorräder in Ruanda: Was genau macht Ampersand?

Von A nach B zu kommen, ist in Ruanda meist einfach: Man läuft zur nächsten Kreuzung und winkt dort das nächste Motorradtaxi heran. Nach Angaben von Ampersand ist in Ruanda gut jedes zweite Fahrzeug auf der Straße ein sogenanntes Boda Boda. Die praktischen Zweiräder haben aber einen Nachteil. Sie stoßen jede Menge Abgase aus. Das stört nicht nur die Menschen in Ruanda. Auch andere typische Boda Boda-Länder wie Kenia und Uganda sehen das kritisch. “Ein durchschnittliches Motorrad verursacht schätzungsweise zehnmal mehr Schadstoffe pro Kilometer als ein Pkw, Kleinlaster oder SUV”, kritisiert der kenianische Politiker Peter Anyang’ Nyong’o in diesem Report der Vereinten Nationen.

So sehen sie aus: die E-Motorräder von Ampersand (Foto: Unternehmen)

Das Ziel von Ampersand ist daher, möglichst viele der insgesamt fünf Millionen ostafrikanischen Motorradtaxis auf E-Mobilität umzurüsten. Das Unternehmen hat dafür ein eigenes E-Motorrad entwickelt, das Fahrer kaufen oder leasen können. Beim Aufladen der Batterien setzt Ampersand auf ein Tauschsystem. Hat ein Fahrer seine Batterieladung aufgebraucht hat, steuert er eine spezielle Ampersand-Station an. Dort tauschen Mitarbeiter des Unternehmens die alte Batterie aus und stellen dem Fahrer die verbrauchte Energie in Rechnung. Der Vorteil für die Fahrer: Nach dem Boxenstopp können sie ohne lange Ladezeit weiterdüsen – ähnlich wie beim Tanken.

Woher bekommt Ampersand 3,5 Millionen Dollar?

Ambersand hat Geld vom Ecosystem Integrity Fund (EIF) bekommen, einem amerikanischen Fonds, der weltweit in Start-ups mit nachhaltigen Geschäftsmodellen investiert. “Wir haben Vertrauen in das Ampersand-Team und glauben, dass die Zeit reif ist”, sagt James Everett, Managing Partner von EIF. “Wir glauben, dass die Elektrifizierung von 2- und 3-Rad-Fahrzeugen in Entwicklungsländern eine der niedrig hängenden Früchte für den Klimaschutz darstellt.” Also schnellen Erfolg ermöglicht. Ampersand schreibt, dass E-Motorräder über ihren gesamten Lebenszyklus 75 Prozent weniger Treibhausgasemissionen verursachen als Benziner. Das gelte, wenn die Batterien über das normale Stromnetz geladen werden. Nutze man Solarenergie zum Laden, sinken die Emissionen demnach um 98 Prozent.

Nach Angaben der Start-up Datenbank Crunchbase hat Ampersand damit nun insgesamt 5,6 Millionen Dollar von Investoren bekommen. Zu den wichtigsten Geldgebern zählt neben dem EIF auch die Shell Foundation. Ein weiterer Erfolg für das Start-up: Es wurde kürzlich als einziges afrikanisches Start-up für das “Startup Booster”-Programm von Movin’on Connect ausgewählt. Hinter diesem Programm stehen Unternehmen wie Accenture, Michelin, Renault und Saint-Gobain, die die Start-ups durch Coachings und Marketing unterstützen.

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Wer hat Ampersand gegründet?

Das Start-up wurde circa 2017 von Josh Whale gegründet, einem gebürtigen Neuseeländer. Whale hat an der Universität von Otago in Süd-Neuseeland Jura studiert und dann in London und China gearbeitet. Im Jahr 2013 nahm er eine berufliche Auszeit, ging wandern in den Sierra Nevadas und in den Alpen. “Katastrophale Dürren in China, Waldbrände in Kalifornien, schwindende Gletscher und Lawinen in den Alpen […]: Überall, wo ich hinkam, sah ich die Folgen des Klimawandels und habe mich entschlossen, etwas dagegen zu unternehmen”, schreibt er auf LinkedIn. Mitte 2014 begann er mit der Arbeit an Ampersand.

Profilfoto von Josh Whale
Ambersand-Gründer Josh Whale mit einem der Fahrer (Josh Whale | LinkedIn)

Wie The New Times berichtet, hatte Whale damals drei Mitgründer, von denen heute noch zwei dabei sind. Einer davon kommt gebürtig aus Ruanda und hat in Deutschland studiert. Bevor Ampersand offiziell gestartet ist, analysierten die Gründer zunächst rund zwei Jahre lang den Markt in Ostafrika. Sie wollten herausfinden: Was ist den Boda Boda-Fahrern wichtig? Was müssen E-Motorräder können, damit sie vom Markt angenommen werden? Für Ruanda als Standort habe sich das Team auch deswegen entschieden, weil Sprit dort vergleichsweise teuer ist, sagt Whale im Gespräch mit The New Times. Das macht den Umstieg auf saubere, günstigere Antriebe für Fahrer attraktiver. Mittlerweile hat Ampersand rund 40 Mitarbeiter.

Was will das Start-up mit dem neuen Geld machen?

Ampersand will damit hunderte weitere E-Motorräder produzieren und seine Tauschstationen für den Batteriewechsel ausbauen. Außerdem will das Start-up seine Technologie weiterentwickeln und in andere ostafrikanische Länder expandieren. “Die Unterstützung des EIF räumt mit dem Mythos auf, dass der elektrische Transport zuerst in den reichen Nationen stattfindet und in den Entwicklungsländern erst später ankommt”, sagt Ampersand-Gründer Josh Whale. Sein Unternehmen sei nun auf dem besten Weg, bis zum Jahr 2030 die gesamte Motorradtaxiflotte Ostafrikas zu elektrifizieren.

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Realistisch betrachtet ist es bis dahin aber noch ein weiter Weg. Zwar stehen bei Ampersand eigenen Angaben zufolge über 7000 Fahrer auf der Warteliste. Stand jetzt umfasst die Flotte des Start-ups aber gerade einmal 35 Fahrer und Motorräder. Alle fünf Millionen Motorradtaxis in Ostafrika zu elektrifizieren, ist also ein ambitioniertes Ziel.

E-Motorräder in Ruanda: Welche Hürden gibt es?

Aktuell muss das Start-up die Coronakrise meistern. Wie Josh Whale im Interview mit ‘How we made it in Africa’ erzählt, konnten Motorradtaxis in Ruanda zu Beginn der Krise nicht arbeiten. Dadurch entgingen Ampersand wichtige Einnahmen. Der Finanzplan kam zeitweise ganz schön durcheinander. Wie Whale sagt, konnte sich das Start-up aber bis zum Sommer 2020 zusätzliche Fördermittel sichern und die Krise so abfedern.


Nun stehen die Zeichen wieder auf Wachstum. Das Start-up muss es schaffen, mehr Motorräder und Batterie-Tauschstationen zu bauen – und zwar so schnell wie möglich. Denn die Konkurrenz wartet nicht. In Uganda zum Beispiel sind die Unternehmen Bodawerk und Zembo aktiv. Bodawerk baut Benzinmotorräder in E-Modelle um, Zembo importiert E-Motorräder aus China. Und in Kenia ist Ende 2020 das Start-up Ecobodaa an den Start gegangen. Für Ampersand birgt das Herausforderungen. Für den Klimaschutz dagegen ist es eine sehr gute Nachricht. Die Umstellung auf E-Motorrädern in Ostafrika scheint angesichts all der neuen Angebote nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Mehr zum Thema:

  • Ruanda gilt beim Thema E-Mobilität als Vorreiter in Afrika. Warum, erfahrt ihr hier.
  • Die Deutsche Welle stellt die Unternehmen Bodawerk und Zembo aus Uganda vor.
  • Das Magazin Edison hat Ampersand vor Ort in Kigali besucht. Hier geht’s zur Reportage.
  • In diesem Interview erzählt Josh Whale von seinen Lernerfahrungen als Gründer.

2 Antworten zu “E-Motorräder in Ruanda: Millionen-Deal für Ampersand”

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