Ob ein riesiger Containerhafen in Tansania oder die Retortenstadt Nova Cidade de Kilamba in Angola: Zahlreiche Infrastrukturprojekte auf dem afrikanischen Kontinent werden von chinesischen Firmen umgesetzt – oft finanziert mit Krediten von chinesischen Banken. Wie präsent China vor Ort ist, habe ich bei meiner Reise nach Äthiopien selbst erlebt.
Das chinesische Engagement steht dabei oft in der Kritik. Viele werfen dem Land vor, ärmere Staaten durch die Kredite von sich abhängig zu machen; eine durchaus berechtigte Sorge. Dennoch gilt es genauer hinzusehen. Denn die chinesische Politik hat durchaus nicht nur Nachteile für afrikanische Länder. Und auch westliche Länder verfolgen natürlich eigene Interessen auf dem Kontinent.
China stärkt Beziehungen zu Afrika seit den 90ern
Dass China den afrikanischen Kontinent als strategisch wichtige Region erkannt hat, lässt sich zurückverfolgen bis in die 90er-Jahre. Schon damals wurde das Reich der Mitte zum Netto-Ölimporteur, war also auf ölreiche Partnerländern angewiesen. Afrika bot damals für die chinesische Regierung ein vergleichsweise freies Spielfeld. Die dortigen Öl- und Erdgasquellen waren weniger umkämpft als Vorkommen in Lateinamerika, Zentralasien oder auch Russland. Das Land Angola ist laut GTAI schon lange zu Chinas drittwichtigstem Öllieferanten aufgestiegen.
China hat den afrikanischen Kontinent außerdem frühzeitig als großen und weitgehend unerschlossenen Absatzmarkt entdeckt, zum Beispiel für Industrieprodukte, Waffen oder Textilien. Allein zwischen 1989 und 1997 hat das Handelsvolumen zwischen China und Afrika um 431 Prozent zugenommen, wie dieser Bericht zeigt. 2005 wurde in Peking eine chinesisch-afrikanische Handelskammer eröffnet. Und inzwischen ist China für viele afrikanische Staaten als Handelspartner wichtiger als die USA. Dass die Mittelschicht vielerorts dort wächst, kommt Peking dabei gelegen.
Kreditvergabe von China oft intransparent
Darüber hinaus ist China auf dem Kontinent als Bauherr und Investor aktiv. Vereinfacht gesagt, läuft das oft so: Afrikanische Staaten leihen sich Geld von chinesischen Banken und beauftragen parallel dazu chinesische Baufirmen, um mit dem geliehenen Geld große Bauprojekte umzusetzen – China profitiert also doppelt. Forscher der Johns Hopkins Universität haben ausgerechnet, dass China von 2000 bis 2017 Kredite in Höhe von 146 Milliarden US-Dollar an afrikanische Regierungen und Staatsunternehmen vergeben hat. Das ist viel. Allerdings betonen die Forscher auch: Der größte Gläubiger des Kontinentes sind nach wie vor die USA – nicht China.
Die Kreditvergabe Chinas nachzuvollziehen, ist dabei oft schwierig. Denn chinesische Banken stellen darüber wenig Informationen zur Verfügung und bei afrikanischen Regierungen listen die Kredite teils als Entwicklungshilfe, teils als Handelskredite. Viele Kritiker monieren zudem, dass die Kredite Staaten abhängig machen, wie zum Beispiel das (außerafrikanische) Beispiel Sri Lanka zeigt: Dort hat die Regierung mithilfe chinesischer Kredite einen großen Containerhafen bauen lassen. Aber weil Sri Lanka seine Schulden nicht begleichen konnte, gehört der Hafen nun seit Dezember 2017 für 99 Jahre den chinesischen Gläubigern.
Fehlende Infrastruktur als Wachstumshemmnis
Andererseits hat allein schon Chinas großes Interesse an Afrika dazu geführt, dass sich auch der Blick von westlichen Ländern wie Deutschland auf den Kontinent gewandelt hat. Und: China selbst hat durchaus ein Interesse daran, dass afrikanische Länder prosperieren und als Absatzmarkt wachsen. Gerade die fehlende Infrastruktur war für viele Staaten bisher ein Wachstumshemmnis. Vorausgesetzt, chinesische Geldgeber vergeben ihre Kredite zu fairen Konditionen und für sinnvolle Projekte, könnte das chinesische Engagement dem Kontinent also durchaus gut tun.
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Super spannender Artikel, endlich mal neutrale Berichterstattung, danke, weiter so!