Die Nigerianerin Ehime Eigbe-Akindele hat in Lagos die Frozen-Yogurt-Kette Sweetkiwi aufgebaut. Nun startet das Unternehmen in den USA durch: Seit Kurzem gibt es Sweetkiwi in Amazons Supermarktkette Whole Foods.
Der Frühling rückt näher – und das bedeutet, die Zeit für Eiscreme und Frozen Yogurt beginnt! Seid ihr eher der Eiscreme- oder der Frozen Yogurt-Typ? Ich kann mich ja für beides stark begeistern. Am besten kombiniert mit Karamell und Schokolade.
Interessant fand ich daher die Geschichte der Gründerin Ehime Eigbe-Akindele, auf die ich vor Kurzem durch einen Podcast aufmerksam geworden bin. Die Unternehmerin hat in Lagos die erste Frozen Yogurt-Marke Nigerias gegründet. Und inzwischen sind ihre Produkte sogar in amerikanischen Supermärkten gelistet. „Sweetkiwi“ produziert Frozen Yogurt für die US-Supermarktkette Whole Foods, die seit 2017 zu Amazon gehört. Das fand ich schon beeindruckend und habe mich gefragt: Wie ist das wohl gelungen?
Sweet Kiwi aus Nigeria: Von der Citibank zur Gründung
Die Idee, Sweetkiwi zu gründen, kam Ehime Eigbe-Akindele im Jahr 2009. Damals arbeitete die junge Frau in den USA als Insolvenzexpertin für den Finanzdienstleister Citigroup. Als sie in Lagos ihre Familie besuchte, fiel ihr auf, dass es nirgends Frozen Yogurt zu kaufen gab. Und Eiscreme konnte sie aus gesundheitlichen Gründen nicht essen. Weil ihr das keine Ruhe ließ, besuchte die Wirtschaftsinformatikerin eine Schulung für Lebensmittelhandwerk und Restaurantleitung. Sie begann, in kleinen Mengen Frozen Yogurt herzustellen – mit offenbar gutem Ergebnis.
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Die junge Frau beschloss, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Sie kündigte ihren Job bei der Citigroup und zog zurück in ihre Heimat Nigeria. Das erzählt sie im Podcast „African Business Stories“. In Nigeria fand ihr Produkt direkt begeisterte Abnehmer und Akindele wurde schnell für Caterings und Veranstaltungen gebucht. Die Suche nach einem eigenen Laden sei dagegen sehr schwierig gewesen, erzählt sie im Podcast. Viele Mieten waren unbezahlbar. Rund drei Jahre lang dauerte es, bis die Unternehmerin 2014 ihr erstes Frozen-Yogurt-Geschäft im Trendstadtteil Lekki eröffnen konnte. Doch mit Glück und Geduld wurde sie fündig.
Sweetkiwi aus Nigeria: Frozen Yogurt als Luxusprodukt
Inzwischen betreibt Sweetkiwi sogar insgesamt drei Läden in Lagos. Darüber hinaus hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge mit Marken wie Guinness, Baileys und Moët & Chandon zusammengearbeitet, um neue Geschmackskreationen zu entwickeln. Den Joghurt dafür bezieht Sweetkiwi von nigerianischen Molkereien, erzählt die Gründerin in diesem Interview. Dadurch will sie zur Entwicklung der nigerianischen Milchindustrie beitragen. Viele andere Zutaten muss Sweetkiwi aber aus dem Ausland zukaufen. Akindeles Ziel ist es, „das größte und meistgeschätzte Molkereiunternehmen in und aus Afrika zu werden“.
In Nigeria und auch insgesamt in Afrika zu expandieren, scheint allerdings für das Unternehmen nicht so einfach zu sein. Im Podcast African Business Stories erzählt Akindele, dass Frozen Yogurt für viele Menschen in Nigeria ein echtes Luxusprodukt ist, dass sich bisher nur wenige leisten können. Die Zielgruppe ist also ziemlich beschränkt und das ist in vielen anderen afrikanischen Ländern ähnlich. Wohl auch deswegen hat sich Akindele für eine andere Art der Expansion entschieden – und zwar in Übersee. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen einen wichtigen Meilenstein erreicht: Es schaffte den Sprung in den amerikanischen Einzelhandel.
Sweetkiwi aus Nigeria: Whole Foods als Aushängeschild
Den Grundstein dafür hat Akindele schon im Jahr 2018 gelegt. Damals bewarb sie sich mit ihrem Unternehmen für den amerikanischen Union Kitchen Food Accelerator. Das ist ein Förderprogramm für junge Unternehmen aus der Lebensmittelbranche. Durch die Förderung konnte Akindele Frozen-Yogurt-Produkte entwickeln, die nicht mehr frisch im Laden verkauft werden müssen, sondern abgepackt im Supermarkt stehen. Seit Sommer 2020 sind die ersten Produkte bei der Biomarkt-Kette Whole Foods erhältlich. Damit kann Sweetkiwi nun sehr gut werben und auch andere Handelsketten ansprechen.
Bei allem Erfolg findet man über das Unternehmen allerdings nur wenig konkrete Zahlen. Wie viel Mitarbeiter Sweetkiwi aktuell beschäftigt und wie viel Umsatz die Firma macht, konnte ich bei meiner Recherche nicht herausfinden. Die Firmenhomepage von Sweetkiwi wird seit Längerem überarbeitet und ist nicht erreichbar. Und die jüngsten Angaben, die ich dazu in Medienberichten finden konnte, stammen aus dem Jahr 2019. Damals sagte Akindele in einem Podcast, ihr Unternehmen habe etwa 40 Mitarbeiter.
Sweetkiwi aus Nigeria: Das Ben & Jerry’s der Zukunft?
Wie gut sich Sweetkiwi im amerikanischen Handel etablieren kann, bleibt daher erst einmal abzuwarten. Und bis zum größten Milchkonzern in Afrika hat das Unternehmen noch einen weiten Weg vor sich.
Dennoch finde ich die Geschichte von Sweetkiwi sehr spannend. Für mich ist Ehime Eigbe-Akindele ein gutes Beispiel dafür, wie Menschen, die im Ausland studiert oder gearbeitet haben, mit ihrem Know-how Dinge in ihrer Heimat verändern können. Vielleicht wird Sweetkiwi ja irgendwann so bekannt wie Ben & Jerry‘s Eiscreme – nur eben mit nigerianischen Wurzeln. An Ideen für die Zukunft mangelt es Akindele offenbar nicht. Im Februar hat das Unternehmen in den USA sein erstes eigenes Müsli vorgestellt.
Mehr Erfolgsgeschichten aus Afrika?
- Hier erfahrt ihr, mit welchen Hürden Sweetkiwi beim Start in den USA zu kämpfen hatte.
- Eine andere Gründerin aus Afrika, die international erfolgreich ist, ist Bethlehem Tilahun Alemu. Ihr Schuhlabel Solerebels aus Äthiopien ist auch in Deutschland vertreten.
- Spannend fand ich auch die Recherche zu Afrikrea: Der Onlinehändler aus der Elfenbeinküste will Mode aus Afrika international bekannt machen.
1 Antwort zu “Sweetkiwi aus Nigeria: In den USA auf Erfolgskurs”