BYD in Afrika: Wie Chinas E-Auto-Platzhirsch in den Markt drängt

BYD in Afrika

Der afrikanische Neuwagenmarkt ist bisher im globalen Vergleich klein, bietet aber viel Wachstumspotential. Der chinesische E-Autobauer BYD glaubt an die zunehmende Kaufkraft der Bevölkerung vor Ort und investiert massiv in neue Markteintritte.

Der chinesische Autobauer BYD drängt nach Europa. Das Unternehmen baut derzeit eine erste europäische Fabrik in Ungarn und plant den Bau einer weiteren in der Türkei. Und es hat prominent bei der Fußball-Europameisterschaft auf Banden geworben, damit es auch ganz sicher überall bekannt wird.

Weniger bekannt ist dagegen, dass BYD aber nicht nur mit aller Macht nach Europa drängt, sondern auch nach Afrika. Das mag auf den ersten Blick wenig relevant wirken. Das ist es aber nicht. Denn auch wenn der afrikanische Neuwagenmarkt im globalen Vergleich aktuell noch klein ist, wächst er. Und anders als der weitgehend gesättigte Automarkt in Europa bietet er enormes Wachstumspotential.

E-Mobilität in Afrika: Bisher vor allem Motorräder

Deutsche Autobauer wissen um dieses Potential und haben durchaus schon ihre Präsenz auf dem Kontinent erweitert. Der deutsche Automobilverband kooperiert mit dem afrikanischen Automobilverband AAAM. Volkswagen produziert bereits seit langer Zeit, seit Anfang der 50er Jahre, in Südafrika. 2016 eröffnete das Unternehmen eine Fahrzeugfertigung in Kenia, seit 2020 betreibt es ein Montagewerk in Ghana. Und seit 2019 läuft ein E-Mobilitätsprojekt in Ruanda.

Allerdings scheint der Glaube an E-Autos auf dem afrikanischen Kontinent in der deutschen Autoindustrie wenig ausgeprägt zu sein. Diesen Eindruck hatte ich, also ich vor zwei Jahren mit Victoria Backhaus-Jerling vom Verband der Automobilindustrie (VDA) über das Thema sprach. Sie sagte, das Potential der E-Mobilität in afrikanischen Ländern sehe sie vor allem bei E-Motorrädern.


Das vollständige Interview mit Victoria Backhaus-Jerling vom Verband der Automobilindustrie (VDA) zum Thema lest ihr hier: Die Autoindustrie in Afrika: Ein schlafender Riese (wirtschaftinafrika.de)


BYD in Afrika: Expansion mit Vollgas

Der Autobauer BYD scheint das anders zu sehen. Das zeigen die Aktivitäten des Unternehmens allein in diesem Jahr. Im Januar gab es seinen Start in Ruanda bekannt. Im März feierte es den Markteintritt in Côte d’Ivoire. Im Juli stellte es fünf neue E-Modelle in Tunesien vor. Im Juli folgte der Marktstart im Senegal, Anfang September in Sambia, Ende September in Kenia.

First BYD showroom in Zambia
Der erste BYD-Showroom in Sambia (Foto: Unternehmen)

Und damit nicht genug: Der Konzern vereinbarte außerdem im Sommer eine Kooperation mit dem südafrikanischen Busunternehmen Golden Arrow. Bis Ende nächsten Jahres sollen 120 E-Busse von BYD als “Südafrikas erste Elektro-Busflotte” in Einsatz sein, wie das Unternehmen warb. Und seit Kurzem kooperiert BYD mit dem ruandischen E-Motorrad-Hersteller Ampersand und will Akkus für dessen Motorräder liefern.


E-Mobilität in Afrika

Das Unternehmen Ampersand habe ich auf meinem Blog bereits vorgestellt. Eigenen Angaben zufolge hatte das Unternehmen bis Mitte 2023 rund 1000 E-Motorräder in Ostafrika verkauft. Mehr über diese Erfolgsgeschichte, lest ihr hier.


Klimafreundlich und robust: Die Werbeversprechen von BYD

BYD geht in Afrika und im Mittleren Osten mit zwei klaren Werbebotschaften in den Markt. Erstens, dass Kunden mit der Elektrotechnologie in ein neues, umweltfreundliches Zeitalter starten. Diese Botschaft überrascht wenig. Darüber hinaus wirbt BYD aber auch damit, dass es besonders robuste Fahrzeuge herstelle, die Wüstensand und extreme Temperaturen aushalten, wie folgendes Werbevideo zeigt:

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Darüber hinaus machen die vergleichsweise günstigen Preise chinesischer E-Autos viele Käufer neugierig. Mehrere BYD-Händler in Südafrika hätten mit der Werbung für das Modell Dolphin begonnen, berichtete das Onlineportal MyBroadband im Mai. “Die Preise beginnen bei R539.900 [umgerechnet circa 28 000 Euro] und machen ihn zum erschwinglichsten neuen Elektrofahrzeug des Landes”, heißt es in dem Text. Kürzlich hat BYD in Südafrika außerdem das Model Atto 3 auf den Markt gebracht.

“Wir sind noch nicht fertig”: Klare Kampfansage an Konkurrenten

Um in afrikanischen Ländern bekannter zu werden und das Vertrauen der Kunden zu gewinnen, nimmt BYD derzeit verstärkt an lokalen Branchenevents teil: kürzlich zum Beispiel am Festival of Motoring in Südafrika und an der Lusaka Motor Show in Sambia. “Aber wir sind noch nicht fertig! Wir bereiten uns auf weitere Autoshows im Nahen Osten und in Afrika vor”, schreibt das Unternehmen in sozialen Medien.

Ich persönlich finde den Vorstoß von BYD interessant und könnte mir vorstellen, dass das Unternehmen mit seiner Herangehensweise in afrikanischen Ländern durchaus auf Interesse bei Kunden stößt. Deutsche Autobauer sollten sich vorsehen. Sie haben derzeit vor allem ihre Probleme auf dem chinesischen Markt und die neue Konkurrenz in Europa im Blick – zu Recht, einerseits. Andererseits könnten sie dadurch die Konkurrenz in neuen Wachstumsmärkten aus dem Blick verlieren.

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