mPharma aus Ghana: Millionen-Deal mit US-Großbank

mPharma aus Ghana

Das Medizin-Start-up mPharma aus Ghana gilt als eines der innovativsten Unternehmen in Afrika – und hat nun 35 Millionen Dollar von Investoren bekommen. Damit will es Afrikas führender Gesundheitsversorger werden.

Kürzlich habe ich bei einer Recherche Daten der Weltgesundheitsorganisation gesehen, die ich interessant und erschreckend zugleich fand. Demnach gab es in Europa im Jahr 2018 gut 47 Ärzte pro 10 000 Einwohner. In Subsahara-Afrika waren es dagegen nur 2,1.

Zudem gibt es bei der Gesundheitsversorgung auf dem Kontinent weitere Probleme. Medikamente kosten dort zum Beispiel oft mehr als in westlichen Ländern. Der Apothekenmarkt ist nämlich in den meisten afrikanischen Ländern sehr fragmentiert. Daher beziehen Apotheken in der Regel nur kleine Mengen an Medikamenten von den Herstellern und zahlen dafür sehr hohe Preise. Diese reichen sie dann an ihre Kunden weiter.

Dazu kommt: Gerade in ländlichen Gegenden fehlen den Apotheken oft auch wichtige Medikamente. (Foto: mPharma)

mPharma aus Ghana: Zentralisierter Einkauf für günstige Preise

Sehr interessant finde ich daher die Geschäftsidee des Startups mPharma aus Ghana. Das Unternehmen hat ein zentrales Einkaufssystem für Apotheken entwickelt. Es bündelt also die Nachfrage von verschiedenen Apotheken und kauft in deren Auftrag große Mengen an Medikamenten bei den Herstellern ein. Dadurch kann mPharma günstige Preise aushandeln und sorgt außerdem dafür, dass Apotheken immer ausreichend Medikamente vorrätig haben.

Für diese Idee wurde mPharma bereits mehrmals ausgezeichnet, zum Beispiel vom Weltwirtschaftsforum. Und die Gründer haben schon eine ganze Menge Geld von internationalen Investoren bekommen zuletzt 35 Millionen Dollar auf einmal. Zu den Geldgebern zählt unter anderem die US-Großbank Citigroup. Die Gründer haben mit dem Geld große Pläne. Sie wollen der führende Gesundheitsversorger in Subsahara-Afrika werden.

mPharma-Gründer Rockson: Idealist und Unternehmer

Ich finde, die große Finanzierungsrunde für mPharma ist eine gute Gelegenheit, sich das Unternehmen aus Ghana einmal genauer anzuschauen. Gegründet wurde es im Jahr 2013 von Gregory Rockson und seinen Freunden Daniel Shoukimas und James Finucane. Rockson ist in der Nähe von Accra aufgewachsen und hat die Probleme in der Gesundheitsversorgung in Ghana selbst erfahren.

Gregory Rockson (Foto: LinkedIn)

Wie Rockson in diesem Interview erzählt, litt er als Jugendlicher an einer Fehlstellung der Wirbelsäule. Er sah, wie schwierig und teuer es für seine Eltern war, passende Medikamente für ihn zu besorgen. Später ging Rockson auf ein College in die USA und überlegte, Arzt zu werden. Doch dann dachte er, dass er als Unternehmer im Gesundheitssektor mehr Menschen helfen könnte. Das erzählt er in diesem Podcast:

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Günstige Preise, weniger Risiko

Im Jahr 2013 zog er daher zurück nach Ghana und gründete mPharma. Der Anfang sei schwer gewesen, erzählt er. Viele Apotheken in Ghana misstrauten seiner Idee und wollten nicht mit ihm zusammenarbeiten. Dann aber hörte ein Diplomat aus Sambia von seinem Unternehmen und stellte den Kontakt zum sambischen Gesundheitsministerium her. MPharma führte dort ein erstes Pilotprojekt durch. Danach wurde es auch in Ghana leichter.

Konkret wirbt das Unternehmen damit, dass Apotheken durch die Zusammenarbeit mit mPharma mehrere Vorteile haben. Sie bekommen Medikamente günstiger als bei den Herstellern. Und sie beziehen von mPharma immer nur so viele Medikamente, wie sie akut brauchen und müssen auch nur dafür bezahlen. Sie müssen also keine eigenen, teuren Medikamentenvorräte anlegen die dann vielleicht Ladenhüter werden und verderben.

Moderne Apotheken mit günstigen, qualitativ hochwertigen Medikamenten: Das ist das Ziel von mPharma. (Foto: Unternehmen)

mPharma ist Vorreiter in Sachen Telemedizin

Darüber hinaus hat mPharma aus Ghana sein Geschäftsmodell in den vergangenen Jahren stetig erweitert. Seit dem Jahr 2018 betreibt das Startup ein Apotheken-Franchise-Programm unter dem Namen QualityRx. Teilnehmende Apotheken bekommen zum Beispiel Unterstützung bei Renovierungsarbeiten. Außerdem betreibt das Startup einen Online-Medikamenten-Marktplatz mit dem für Deutsche lustigen Namen “Mutti”.

Ende vergangenen Jahres hat mPharma zudem einen Telemedizin-Dienst gestartet: Mutti Doctor. Der funktioniert so, dass Menschen sich in teilnehmenden Apotheken per Videochat medizinisch beraten lassen können. Anstatt zu einem weit entfernten Arzt zu fahren, gehen sie also in ihre nächstgelegene Apotheke. Dort werden sie von einem passenden Arzt oder einer Ärztin online beraten, begleitet von einer medizinischen Fachkraft.

Eine Schwester hilft einem Patienten während einer “Mutti”-Beratung. (Foto: Medium/mPharma)

Fazit: Nützliche Geschäftsidee mit spannender Perspektive

Ich persönlich finde das Geschäft von mPharma aus Ghana sehr spannend. Das Unternehmen verbindet die Vorteile des Internets mit der Stärke von lokalen Apotheken vor Ort ein sehr interessanter Weg, Telemedizin einzusetzen. Die Covid-Pandemie dürfte den Trend zu solchen Angeboten weiter anfachen. Und auch insgesamt gehen Experten davon aus, dass der Gesundheitsmarkt in Afrika künftig stark wachsen wird. Ich kann daher nachvollziehen, warum internationale Investoren das Start-up unterstützen.

Mit den 35 Millionen Dollar Risikokapital will mPharma sein Netzwerk an “Mutti”-Apotheken weiter ausbauen. Dafür will Gründer Gregory Rockson über 100 neue Softwareingenieure sowie weitere Ärzte und Krankenschwestern einstellen. Das berichtet das Portal Techcrunch. Bisher ist mPharma aus Ghana eigenen Angaben zufolge in sechs Ländern in Afrika aktiv. Interessanterweise setzt es dabei stark auf Ostafrika und bedient Kund*innen in Kenia, Ruanda und Äthiopien.

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