Angola war einst die Kornkammer Afrikas. Doch der Bürgerkrieg hat die Landwirtschaft vielerorts zum Erliegen gebracht. Nun will die Regierung den Ackerbau wiederbeleben – und unabhängiger vom Auslaufmodell Erdöl werden.
Angolas Hauptstadt Luanda gilt als Stadt der Gegensätze. Krassen Reichtum und bittere Armut trennen dort teilweise nur wenige Straßenzüge. Nach Angaben der Weltbank lebten in Luanda schon vor der Coronakrise zehn Prozent der Bürger in Armut. Gleichzeitig zählen die Hotels und Restaurants zu den teuersten der Welt.
Der Grund dafür ist der Ölreichtum des Landes. Angola ist einer der wichtigsten Ölstaaten in Afrika, gemeinsam mit Nigeria und Libyen. Die Politik dort war aber jahrelang von Korruption geprägt. Deswegen sind die Einnahmen aus dem Rohstoff nur bei einer kleinen Elite angekommen.
Landwirtschaft in Afrika: Angola geht neue Wege
Das Land arbeitet daher an einem Neustart. Wie ich bereits auf meinem Blog berichtet habe, wirbt die aktuelle Regierung damit, Korruption und Vetternwirtschaft bekämpfen zu wollen. Sie will zudem Angolas Staatshaushalt unabhängiger vom Öl machen. Denn ewig werden die Einnahmen daraus wohl nicht sprudeln.
Gute Vorsätze plus Strafverfolgung: Hier lest ihr, wie die Regierung Korruption in Angola bekämpfen will.
Die Regierung setzt dabei auf eine Branche, die auf den ersten Blick gar nicht so vielversprechend wirkt: die Landwirtschaft. Sie will den Anbau von Bananen, Mais, Soja und anderen Feldfrüchten fördern – und die Betriebe fit für den Export machen. Die Steuereinnahmen aus diesen Geschäften sollen dann statt des Öls den Staatshaushalt stützen.
Landwirtschaft in Afrika: Das Potential ist riesig
Über diese Pläne spricht Angolas Landwirtschaftsminister in wenigen Tagen beim German-African Agribusiness Forum. Ich habe mir für meinen Blog die wichtigsten Fakten aber schon jetzt einmal angeschaut. Dabei habe ich festgestellt, dass Angola sehr gute Voraussetzungen für den Ackerbau bietet. Das Land ist fast dreieinhalb Mal so groß wie Deutschland. Dort leben aber nur rund 30 Millionen Menschen. Es gibt also viele freie Flächen. Außerdem bietet das Land vielerorts gemäßigte Temperaturen und ausreichend Regen.
In der Praxis werden dennoch nur zehn Prozent der potentiellen Nutzfläche im Land aktiv bewirtschaftet. Angola muss viele Lebensmittel importieren, Weizenmehl zum Beispiel und Sojabohnen. Das war früher anders. Aber im angolanischen Bürgerkrieg von 1975 bis 2002 wurden viele Familien von ihren Feldern vertrieben und Straßen zerstört. Auf manchen Felder liegen bis heute Landminen.
Angolas Regierung setzt auf Förderprogramme
Die verbleibenden Betriebe arbeiten zudem oft ineffizient mit veralteter Technik. Daher trägt der Sektor bisher nur gut zehn Prozent zu Angolas Wirtschaftsleistung bei, obwohl jeder zweite Erwerbstätige darin arbeitet. Um das zu ändern, hat sich die Regierung einen Plan zurecht gelegt. Sie hat mehrere staatliche Agrarbetriebe privatisiert, fördert den Aufbau von neuen Logistikzentren im Land und hilft bei der Verteilung von Saatgut.
Interessant finde ich, dass die Regierung zudem die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten fördert. Sie hat zum Beispiel den Aufbau von mehreren Weizenmühlen unterstützt. Dadurch kann Angola nun statt teurem Mehl einfach den Weizen importieren und diesen selbst mahlen. So bleibt die Wertschöpfung im Land und es entstehen wichtige neue Arbeitsplätze.
Ausblick: Gute Perspektiven, viele Aufgaben
Ich persönlich finde, das klingt nach einer gut durchdachten Strategie der angolanischen Regierung. Kritisch zu beobachten ist die Rolle ausländischer Investoren. China zum Beispiel investiert viel in Angolas Landwirtschaft. Das ist einerseits gut, weil das Land ausländische Investitionen für seine industrielle Entwicklung braucht. Anderseits sollte sichergestellt sein, dass die Betriebe vor Ort nachhaltig und nicht rein profitorientiert arbeiten (was in der Praxis sicherlich schwierig ist).
Ich bin gespannt, wie sich die Landwirtschaft in Angola weiterentwickelt wird – insbesondere nach der angolanischen Präsidentschaftswahl im Sommer. Immerhin: Bei der Herstellung von Mehl gilt das Land inzwischen als Selbstversorger. Auch der Anbau und die Verarbeitung von Kaffee machen Fortschritte. Das Marktforschungsunternehmen Mordor Intelligence schätzt, dass die Landwirtschaft in Angola bis zum Jahr 2026 jährlich um 5,6 Prozent wachsen wird. Und das Wachstum geht trotz der Coronakrise weiter.
Mehr lesen zum Thema?
- Eine spannende Reportage über die Landwirtschaft in Angola lest ihr beim Portal Euronews.
- Was erwartet Angola bei den Parlamentswahlen im nächsten Jahr? Das berichtet der Deutschlandfunk.
- Was muss sich ändern, damit Angola und andere Länder in Afrika ihr landwirtschaftliches Potential besser nutzen können? Dieser Frage ist die FAZ nachgegangen.