eNaira in Nigeria: Holpriger Start, große Ambitionen

Die eNaira in Nigeria ist Afrikas erste Digitalwährung. Durch das virtuelle Geld sollen mehr Menschen am Finanzsystem teilnehmen können. Und obwohl die Umsetzung noch hakt, könnte die eNaira für andere Länder zum Vorbild werden.

Eigentlich sollte es schon Anfang Oktober so weit sein. Dann klappte es zumindest mit etwas Verzögerung. Vergangene Woche stellte Nigerias Präsident Muhammadu Buhari Afrikas erste Digitalwährung vor. Er präsentierte die sogenannte eNaira bei einer bescheidenen, kleinen Zeremonie ohne viel Öffentlichkeit. Gleichzeitig wählte er große Worte. Die eNaira in Nigeria werde mehr Menschen Zugang zum Finanzsystem geben und könne die Wirtschaftsleistung des Landes binnen einer Dekade um bis zu 29 Milliarden US-Dollar steigern, sagte er.

Was beeindruckend klingt, ist bislang nur ein Versprechen. Zumindest aber hat die nigerianische Regierung den ersten Schritt gemacht. Digitale Währungen gelten derzeit weltweit als wichtiges Thema und viele Zentralbanken arbeiten an ähnlichen Projekten. In China testet die Regierung den sogenannten E-Yuan. Dieser soll Medienberichten zufolge ab dem Jahr 2022 regulär einsatzbereit sein. Und die Europäische Zentralbank prüft in einer zweijährigen “Probephase” die Vorteile und Risiken eines digitalen Euro. Vom Vorstoß der nigerianischen Regierung können andere Zentralbanken also nur lernen.

eNaira in Nigeria als Beispiel: Was bringen digitale Währungen?

Warum derzeit Währungshüter auf der ganzen Welt über digitale Währungen diskutieren, lässt sich auf der Internetseite der Europäischen Zentralbank nachlesen. Die EZB bezieht sich bei ihren Ausführungen auf den Euro. Die gleiche Argumentation lässt sich aber auf andere Währungen übertragen. “Ein digitaler Euro […] würde sich dort anbieten, wo Menschen nicht mehr lieber mit Bargeld bezahlen”, schreibt die EZB. “Außerdem würde er verhindern, dass wir von digitalen Zahlungsmitteln abhängig werden, die in Ländern außerhalb des Euroraums ausgegeben und von dort aus kontrolliert werden.”

Die Zentralbanken wollen also die Hoheit über die ausgegebene Geldmenge behalten. Denn nur so können sie zum Beispiel die Zinsen beeinflussen und Einfluss auf die Konjunktur nehmen.

In Nigeria ist der Druck auf die Zentralbank dabei größer als in Europa. Das Land gilt als Vorreiter beim Handel mit Kryptowährungen wie Bitcoin und selbst ein Bann der Regierung hat das nicht verhindert. Darüber hinaus hat in Nigeria bisher nur jeder zweite Erwachsene Zugang zum Finanzsystem. Das zeigen Daten der Nichtregierungsorganisation EFInA. Ließe sich dieser Anteil durch eine digitale Währung steigern, könnten mehr Menschen Kredite aufnehmen, Unternehmen gründen und so die Wirtschaftsleistung erhöhen.

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Nun ist sie da: Den offiziellen Start der eNaira zeigt dieses Video.

eNaira in Nigera: Wie funktioniert sie?

Digitale Währungen sind dabei nicht das Gleiche wie Bitcoin und Co. Die eNaira in Nigeria basiert zwar auch auf einer Blockchain. Diese ist aber zentralisiert und nicht dezentral. Digitale Währungen wie die eNaira werden also nach wie vor von Zentralbanken herausgegeben und kontrolliert. Sie sind eine digitale Version von herkömmlichen Geldscheinen und Münzen. Daher schwanken sie auch nicht so stark im Wert wie zum Beispiel der Bitcoin. Eine eNaira ist immer genauso viel wert wie eine analoge Naira.

Auch, wie die eNaira in Umlauf gebracht wird, ähnelt dem klassischen Geldsystem. Die nigerianische Zentralbank gibt eNaira an Geschäftsbanken aus. Und diese verteilen das digitale Geld dann an Bürgerinnen und Bürger. Dafür müssen sich Nutzer einen “digitalen Geldbeutel” zulegen. Sie müssen also eine spezielle eNaira-App auf ihrem Smartphone installieren. Wie die aussieht, seht ihr unten auf dem Foto. In der App können Nutzer*innen dann eine Bank auswählen, ihren digitalen Geldbeutel mit ihrem Bankkonto verknüpfen und mit dem Bezahlen starten.

enaira in Nigeria

eNaira in Nigeria: Start mit Hindernissen

Beim Start der eNaira gab es zunächst Probleme. Wie das Portal Technext.ng berichtet, wurde die App zeitweise aus dem Google Play-Store entfernt, weil sie so viele schlechte Bewertungen bekam. Der nigerianische Influencer Fisayo Fosudo schreibt, dass bei vielen Nutzer*innen E-Mail-Adresse und “Bank Verification Number (BVN)” nicht zugeordnet werden konnten. “Ich habe mich wirklich darauf gefreut, die eNaira-App zu testen, aber es war schwierig, sie zum reibungslosen Funktionieren zu bringen”, twitterte er. Inzwischen scheinen diese Probleme aber zumindest teilweise gelöst. Ich konnte die App auf jeden Fall wieder im Play-Store finden.

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Spannend bleibt nun abzuwarten, wie gut die eNaira von der Bevölkerung angenommen wird. 33 Banken, rund 2000 Kunden und 120 Händler haben sich direkt zum Start für die neue Währung angemeldet, sagte der Gouverneur der nigerianischen Zentralbank vergangene Woche. Wie ein anderer Vertreter der Zentralbank betonte, sind Unternehmen und Händler in Nigeria verpflichtet, Zahlungen in eNaira anzunehmen. Schließlich handelt es sich dabei um eine offizielle Währung des Landes. Der nigerianische Unternehmer und Technologie-Investor Uzoma Dozie betont allerdings im Guardian Nigeria, dass die Verbreitung von Smartphones und die Datenverfügbarkeit im Land besser werden müssen, damit die eNaira eine echte Chance hat.

eNaira in Nigeria: Der Ausblick

Vor allem muss es die nigerianische Zentralbank schaffen, Vertrauen aufzubauen. Sie muss beweisen, dass die digitalen Geldbörsen der Nutzer*innen gut gegen Hackerangriffe abgesichert sind. Und sie muss glaubhaft machen, dass sie die eNaira langfristig vorantreiben wird – und das virtuelle Geld nicht plötzlich wertlos wird. Bisher gibt es dabei noch offene Fragen, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. So habe die nigerianische Zentralbank zum Beispiel noch nicht klar gestellt, ob Nutzer*innen eNaira in analoge Naira umtauschen können.

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Die eNaira ist da, der digitale Euro soll kommen. Wie er funktioniert, erklärt der YouTuber Finanzfluss.

Ich persönlich finde es mutig und wichtig, dass die nigerianische Zentralbank das Finanzsystem in Nigeria weiterentwickelt. Wichtig ist dabei, eine gute Balance zwischen Geschwindigkeit und Sicherheit zu finden. In Europa hat man sich vor allem für Letzteres entschieden. “Wir brauchen ein System, das für alle funktioniert und von Anfang an stabil ist. Für einen digitalen Euro muss bei Zentralbanken und den beaufsichtigten Intermediären eine gewisse Infrastruktur vorhanden sein”, schreibt die EZB. In Nigeria scheinen sich die Währungshüter eher für eine vergleichsweise schnelle Umsetzung entschieden zu haben. Die Erfahrungen, die sie dabei machen, können für Zentralbanken auf der ganzen Welt hilfreich sein.

Mehr zum Thema

  • Auch die FAZ berichtet über die Einführung der eNaira in Nigeria.
  • In diesem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters kritisieren Finanzexperten, dass es bei der eNaira offene Fragen gibt.
  • Warum braucht es überhaut digitale Währungen? Das hat der Bankenverband hier am Beispiel des digitalen Euro aufgeschrieben.
  • Hier könnt ihr das offizielle eNaira Design Paper herunterladen, wenn ihr genauer wissen wollt, wie die nigerianische Digitalwährung aufgebaut ist.

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