Die Lufthansa fliegt künftig mehr Ziele in Afrika an. Das Unternehmen hat den Kontinent schon länger auf dem Radar – und setzt auf den Wiederaufschwung nach der Coronapandemie.
Mal eben von Frankfurt nach Mombasa in Kenia jetten? Das geht seit Kurzem mit Eurowings Discover, dem neuen Tochterunternehmen der Lufthansa Group. Mombasa und Sansibar stehen dort zwei Mal pro Woche auf dem Flugplan. Mehrmals pro Woche geht es auch nach Mauritius und nach Windhoek in Namibia. Weitere Ziele in Afrika sind in Planung.
„Menschen können endlich wieder reisen und wir sind startklar, um sie zu den schönsten Reisezielen der Welt zu fliegen,“ warb Wolfgang Raebiger, der Chef der neuen Airline, Mitte Juli. Dabei nimmt der Konzern auffallend stark Afrika in den Blick. Der Kontinent galt vor der Pandemie nämlich als neuer, wichtiger Markt für die Luftfahrt. Und durch bessere Flugverbindungen könnte er das auch mittelfristig wieder werden.
Lufthansa in Afrika: Nicht die ersten Avancen
Das Interesse der Lufthansa an Afrika ist daher nicht neu. Bereits im Jahr 2017 übernahm der Kölner Konzern die belgische Fluggesellschaft Brussels Airlines, nach eigenen Angaben “einer der größten europäischen Anbieter von Afrika-Flügen”. Der Konzern verdoppelte damit seine Reiseziele in Afrika auf gut 40. Der Kontinent sei ein strategischer Wachstumsbereich für die Lufthansa Group, hieß es.
Die Coronapandemie hat diese Entwicklung zuletzt ausgebremst. Durch die Pandemie blieben Flugzeuge weltweit am Boden, Reisen wurden gecancelt, die Branche verzeichnete Milliardenverluste. Viele Fluggesellschaften haben sich nur teilweise von diesem Rückschlag erholt. Wie das Engagement der Lufthansa in Afrika zeigt, glaubt die Konzernspitze dennoch, dass insbesondere touristische Flüge auf den Kontinent mittelfristig zunehmen werden. Darauf ist das neue Angebot von Eurowings Discover ausgerichtet. Zudem bietet auch der afrikanische Markt selbst spannende Chancen – aus diesen vier Gründen.
1. Die Perspektive ist verlockend
Wer mehr Geld hat, geht mehr reisen. Das ist das einfache Kalkül vieler positiver Vorhersagen für die afrikanische Luftfahrt. In vielen Ländern auf dem Kontinent wächst eine Mittelschicht heran und wie sich zum Beispiel in Asien beobachten lässt, nimmt dann in der Regel auch der Luftverkehr zu.
Die Internationale Luftfahrtvereinigung IATA schätzt, dass die Zahl der Passagiere in Afrika in den nächsten zwanzig Jahren um 3,6 Prozent wachsen wird. Das klingt zunächst nicht viel. De facto bedeutet es aber, dass die Branche dort stärker wachsen könnte als fast überall anders auf der Welt. Nur in der Asien-Pazifik-Region erwartet die IATA einen noch stärkeren Aufschwung.
2. Lufthansa in Afrika: Noch ist die Luftfahrt schlecht ausgebaut
Dazu kommt, dass Fluggesellschaften, die ihr Geschäft in Afrika ausbauen, derzeit noch freie Landebahnen haben. Wie die unten stehende Grafik veranschaulicht, gibt es bisher nur relativ wenige Flugverbindungen nach Afrika. Die Karte des amerikanischen Environmental Systems Research Institute (Esri) zeigt alle bekannten Verbindungen zwischen Ausgangs- und Zielflughäfen auf der ganzen Welt, insgesamt 58.000 Routen.
Schlecht ausgebaut ist darüber hinaus auch der Flugverkehr auf dem afrikanischen Kontinent selbst. Das Magazin African Business schreibt, dass bisher nur 13 afrikanische Staaten direkte Flüge zu mehr als 20 anderen afrikanischen Staaten anbieten. Das macht das Reisen auf dem Kontinent oft umständlich. Das “Single African Air Transport Market (SAATM)”-Abkommen soll das zwar ändern. Wie das Fachportal Simple Flying schreibt, laufen die Verhandlungen aber langsam.
3. Die innerafrikanische Konkurrenz schwächelt
Für afrikanische Staaten ist es eine schlechte Entwicklung: Die Coronapandemie hat viele Luftfahrtunternehmen aus Afrika besonders hart getroffen. Die dortigen Regierungen hatten meist nicht genug Geld, um ihre Unternehmen mit hohen staatlichen Hilfen zu unterstützen. Daher sind viele Fluggesellschaften jetzt hoch verschuldet oder mussten sogar Insolvenz anmelden. Letzteres betraf nach Angaben der Luftfahrtvereinigung IATA acht afrikanische Unternehmen zwischen März 2020 und März 2021.
Die Lufthansa in Afrika kann davon allerdings profitieren. “Die großen nationalen Carrier stehen am Boden, das eröffnet neue Marktmöglichkeiten”, sagte Lufthansas Regionalmanager André Schulz der Deutschen Presseagentur. Ich persönlich hoffe, dass afrikanische Unternehmen durch diese Konkurrenz nicht noch stärker aus dem Markt gedrängt werden. Lokale Wettbewerber wie Ethiopian Airlines werden sicherlich auch versuchen, ihre Stellung auf dem Kontinent auszubauen.
Das äthiopische Vorzeigeunternehmen Ethiopian Airlines hat sogar die Coronakrise vergleichsweise gut überstanden. Wie, erfahrt ihr hier.
4. Die globale Konkurrenz für die Lufthansa in Afrika wächst
Dass die Lufthansa in Afrika investiert, obwohl sich der Tourismus auf dem Kontinent bisher kaum erholt hat, hat einen weiteren Grund. Der Konzern möchte nicht abgehängt werden. Wie das Magazin African Business schreibt, wollen auch andere Fluggesellschaften in Afrika hoch hinaus. Demnach fliegt Qatar Airways bereits 26 Ziele auf dem Kontinent an. Und Turkish Airlines ist mit 53 Zielen in Afrika schon stärker vertreten als in Asien.
Noch hat das Geschäft in Afrika für die Lufthansa kaum finanzielle Bedeutung. Das ist für den Konzern aber auch gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, jetzt schon die ersten Routen dort besetzt zu haben. Denn wenn die Wette aufgeht und die positiven Prognosen zur afrikanischen Luftfahrt irgendwann Realität werden, dann kann der Konzern mit abheben.
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- Wie sich der afrikanische Luftfahrtsektor nach der Pandemie verändern könnte, analysiert die GTAI.
1 Antwort zu “Lufthansa in Afrika: Eine Wette auf bessere Zeiten”