Wie Côte d’Ivoire zum Schwellenland werden will

Côte d'Ivoire

Zwei deutsche Minister erkunden derzeit die Wirtschaft in Côte d’Ivoire. Sie wollen wissen, ob das deutsche Lieferkettengesetz vor Ort Wirkung zeigt. Côte d’Ivoire ist allerdings längst mehr als nur Rohstofflieferant für westliche Konzerne. Das Land will in wenigen Jahren den Sprung zum Schwellenland schaffen.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze besuchen derzeit Côte d’Ivoire. Sie schauen sich an, wie Lieferketten vor Ort funktionieren. Das deutsche Lieferkettengesetz verpflichtet Unternehmen, faire Lieferketten zu garantieren und zum Beispiel bei Schokolade kann das schwierig sein. In der Kakaoernte ist Kinderarbeit verbreitet, auch in Côte d’Ivoire.

Die Frage, wie sich das ändern lässt, ist wichtig. Darüber hinaus gibt es aber noch mehr über die Wirtschaft in Côte d’Ivoire zu sagen. Das Land gilt als eines der wirtschaftlich stärksten Länder in Westafrika und will bald Schwellenland werden. Hier lest ihr, wie die Regierung das schaffen will.

Hubertus Heil und Svenja Schulze bei ihrem Besuch in Westafrika, hier noch in Ghana. (Quelle: BMAS)

Die Wirtschaft in Côte d’Ivoire wächst rasant

Vorab eine gute Nachricht: Die Wirtschaft in Côte d’Ivoire ist auf jeden Fall auf gutem Weg. Um 6,5 Prozent dürfte die Wirtschaftsleistung des Landes in diesem Jahr zulegen, schätzt der Internationale Währungsfonds. Ein Ausreißer? Nein. Schon im vergangenen Jahr schaffte die westafrikanische Volkwirtschaft ein Wachstum von 5,5 Prozent. Und der Ausblick auf 2024 ist auch gut.

Das Land knüpft damit an einen starken Aufschwung vor der Coronapandemie an. Damals wuchs die Wirtschaft des Landes im Schnitt jährlich um acht Prozent, heißt es in einem Bericht der deutschen Agentur für Wirtschaft & Entwicklung. Die Coronapandemie hat diese Entwicklung nur kurzzeitig ausgebremst. Hier seht ihr den Verlauf:

2011 brach die Wirtschaft in Côte d’Ivoire durch einen Bürgerkrieg ein. Seitdem wächst sie. (Quelle: IMF)

Wirtschaft in Côte d’Ivoire: Die Industrialisierung hat Priorität

Eigentlich wollte Côte d’Ivoire schon bis zum Jahr 2020 den Sprung zum Schwellenland schaffen. Das hat nicht geklappt. Das neue Zieljahr lautet nun: 2025. Die Regierung hat dafür in der Stadt Abidjan vier Industriezonen eingerichtet. Dort finden 95 Prozent der Wirtschaftstätigkeit im Land statt, schreibt die Agentur Business France. Das ist eine Agentur, die sich für die Förderung des französischen Außenhandels einsetzt.

Und die deutsche Außenwirtschaftsförderung GTAI beobachtet, dass in Côte d’Ivoire derzeit viel neue Infrastruktur gebaut wird: Eine vierte Brücke nach Abidjan zum Beispiel genauso wie Gas-, Biomasse- und Wasserkraftwerke. Und 600 Kilometer nördlich von Abidjan, in Ferkessédougou, entsteht ein weiteres Industriegebiet. Das soll wohl dafür sorgen, dass der Aufschwung der Wirtschaft auch in anderen Teilen des Landes ankommt.

Vor allem die Lebensmittelindustrie wächst

Die Wirtschaft in Côte d’Ivoire gilt schon jetzt als diversifizierter als in vielen anderen Ländern Afrikas. Vor allem die Lebensmittelindustrie ist dort gut aufgestellt. Der senegalesische Getränkehersteller Kirène produziert dort zum Beispiel Mineralwasser und Fruchtsäfte. Das Unternehmen Fan Milk, das zum französischen Danone-Konzern gehört, stellt Eiscreme und Milchgetränke her. Und das ivorische Unternehmen Sucrivoire produziert Zucker. Um diese heimische Produktion zu schützen, hat die Regierung den Import von Zucker bis 2025 untersagt.

Geschäftschancen gibt es außerdem auch für deutsche Unternehmen. Siemens Energy zum Beispiel hat den Zuckerhersteller Sucrivoire mit einer Dampfturbine beliefert. Mit der Turbine erzeugt das Unternehmen Strom für seine Produktion. Hier seht ihr ein Bild der Maschine:

(Foto: Siemens Energy)

Das Land kämpft für höhere Kakaopreise

Bekannt ist Côte d’Ivoire international aber vor allem für seine Rohstoffe, insbesondere Kakaobohnen. Das Land ist mit Abstand der größte Kakaoproduzent weltweit. Das bietet Potential. Schließlich werden weltweit pro Jahr über 100 Milliarden US-Dollar mit Schokolade umgesetzt. Bisher profitieren davon aber vor allem Einzelhandel und Schokoladenhersteller – nicht die Kakaofarmer.

Die Regierung in Abidjan will ihren Farmern einen größeren Anteil an den Gewinnen sicher. Dafür hat sie gemeinsam mit der ghanaischen Regierung eine Prämie auf den Weltmarktpreis für Kakaobohnen vereinbart. Die soll von den internationalen Konzernen zusätzlich zum normalen Verkaufspreis gezahlt werden. Bisher lässt sich das nur begrenzt durchsetzen, schreibt The Africa Report.

Zusammen machen Côte d’Ivoire und Ghana rund zwei Drittel der weltweiten Kakaoproduktion aus (Quelle: Inkota/Make Chocolate Fair).

Wirtschaft in Côte d’Ivoire: Der Tourismus als neues Standbein

Darüber hinaus möchte die ivorische Regierung den Tourismus ausbauen, als weiteres wirtschaftliches Standbein für das Land. Ziel ist, bis zum Jahr 2025 rund fünf Millionen ausländische Touristen pro Jahr anzulocken, schreibt das britische Marktforschungsunternehmen Oxford Business Group. Die Zahl der Arbeitsplätze in dem Sektor soll auf rund 700 000 anwachsen. Vor der Coronapandemie war Côte d’Ivoire auf einem guten Weg: Im Jahr 2019 kamen immerhin schon gut zwei Millionen Reisende.

2020 brach der Tourismus im Land ein, wie überall auf der Welt. Inzwischen erhole er sich wieder, berichtet das Onlineportal Voyages Afriq. Für noch Aufmerksamkeit für das Land sollen mehrere Großveranstaltungen sorgen. Côte d’Ivoire veranstaltet in diesem Jahr die afrikaweite Intra-African Trade Fair. Im kommenden Jahr soll dort der Africa Cup of Nations stattfinden.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Bisher kommen vor allem Geschäftsreisende nach Côte d’Ivoire. Doch auch für Urlauber ist das Land attraktiv.

In diesem Text steckt viel Arbeit. Wenn ihr meinen Blog unterstützen wollt, freue ich mich über Spenden:

Seid dabei! Der Newsletter zu ‘Wirtschaft in Afrika’:

Ihr wollt über neue Artikel informiert werden? Meldet euch hier an!

1 Antwort zu “Wie Côte d’Ivoire zum Schwellenland werden will”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert