Für die Regierung in Marokko hat Klimaschutz hohe Priorität. Denn das Land ist von den Folgen der Erderwärmung stark betroffen. Das Land will zum Vorbild werden und zeigen, dass sich Wirtschaftswachstum und Umweltschutz auch in aufstrebenden Ländern vereinbaren lassen.
Vor wenigen Tagen bin ich auf auf LinkedIn über eine Grafik gestolpert. Darauf war abgebildet, welche Länder im aktuellen Climate Change Performance Index am besten abgeschnitten haben. Dieser Index wird jedes Jahr von der deutschen Nichtregierungsorganisation Germanwatch veröffentlicht und vergleicht die Klimaschutzbemühungen von 57 Ländern und der EU.
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Mich hat überrascht, dass das Land Marokko in diesem Ranking weit vorne gelandet ist, auf Platz sieben. Praktisch gibt es damit mit Schweden, UK und Dänemark nur drei Länder, die noch besser abgeschnitten haben. Die Plätze eins bis drei lassen die Macher der Studie nämlich immer symbolisch frei. Damit wollen sie zeigen, dass aus ihrer Sicht noch kein Land der Welt genug macht, um Klima und Umwelt zu schützen.
Mich hat diese Statistik neugierig gemacht. Mir war nämlich zuvor nicht klar, dass Marokko in Sachen Klimaschutz so gut da steht. Zum Vergleich: Deutschland liegt im Ranking nur auf Platz 19, hinter Kroatien und Portugal. Also habe ich mir angeschaut, was wir von Marokko in Sachen Klimaschutz lernen können.
1. Marokko räumt dem Thema hohe Priorität ein
Wenn ich mir Marokko vorstelle, denke ich an Strände, hohe Wellen und gute Surfbedingungen. Das ist aber natürlich nur eine Facette des Landes. Wenn man sich die Topografie von Marokko anschaut, kann man im Prinzip drei Zonen unterscheiden. Im Nordwesten des Landes gibt es den breiten Küstenstreifen mit Olivenbäumen und Korkeichen. Südlich davon folgt das Atlasgebirge und dann, im Südosten des Landes, Wüste.
Diese Wüste breitet sich durch den Klimawandel in Marokko immer weiter aus. Wie ein aktueller Bericht der ARD zeigt, ist das für die Menschen vor Ort eine akute Bedrohung. Denn gerade im ländlichen Raum leben viele von der Landwirtschaft. Ihre Felder zu bearbeiten, fällt ihnen durch die Trockenheit aber immer schwerer.
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Die Regierung hat dem Klimaschutz daher früh hohen Stellenwert eingeräumt. Schon im Jahr 2008 hat sie den sogenannten Green Morocco Plan verabschiedet, eine Art umfassende Nachhaltigkeitsstrategie für die nächsten zwölf Jahre. Die Landwirtschaft stand dabei von Anfang an mit im Fokus. Zum Beispiel ermutigt die Regierung Farmer, Baumkulturen statt Getreide anzupflanzen. Deren Wurzeln halten nämlich den Boden besser zusammen. Und sie wirbt für bodenschonende Verfahren, bei denen wenig gepflügt wird.
2. Marokko setzt auf Solarenergie
Dass es in Marokko immer heißer wird, hat viele Nachteile, aber auch einen großen Vorteil: Das Land hat strahlende Aussichten bei der Erzeugung von Solarenergie. Bis zum Jahr 2030 will die Regierung daher über die Hälfte der Energie mit PV-Anlagen gewinnen. “Diese Ziele sind nicht nur erreichbar; wir haben auch den Anspruch, über die bisher für 2030 festgelegten Werte hinauszugehen”, bekräftigte Mustafa Bakhouri, der Vorsitzende der Marokkanischen Agentur für Nachhaltige Energie, diesen Anspruch vergangenes Jahr im Interview mit dem Portal Euractiv.de.
Dafür lässt die Regierung derzeit riesige Solaranlagen bauen. Das Solarkraftwerk Ouarzazate zum Beispiel gilt als eines der größten auf der Welt und ein weiteres ist bereits in Planung: das Kraftwerk Midelt im Atlasgebirge. Einem Bericht der ARD zufolge soll es größer sein als 4000 Fußballfelder und von der Leistung mit einem mittelgroßen Kohlekraftwerk mithalten können.
3. Marokko schont seine Wasserressourcen
Wasser sparen hat in Marokko oberste Priorität. Das gilt sowohl in der Industrie, als auch in der Landwirtschaft und bei privaten Haushalten. Mit dem Green Morocco Plan subventioniert die Regierung moderne Bewässerungssysteme für Landwirte, vor allem die sogenannte Tröpfchenbewässerung. Dabei wird gezielt der Wurzelbereich von Pflanzen tröpfchenweise mit Wasser versorgt. Nach Angaben der deutschen Außenwirtschaftsförderung GTAI hat sich die Ackerfläche, die so bewässert wird, zwischen 2009 und 2017 mehr als verdreifacht. Auch Unternehmen, die vor Ort Fabriken errichten, müssen Wasser sparen, wie der Autobauer Renault in Tanger.
Manche Autobauer wollen wieder näher an Europa produzieren. Marokko versucht, sie anzulocken. Wie, erfahrt ihr hier.
4. Marokko hat seine Benzinsubventionen abgeschafft
Schon im Jahr 2014 unternahm die marokkanische Regierung einen radikalen Schritt. Sie kürzte ihre kompletten Subventionen für Benzin und Heizöl. Und sie gab bekannt, dass sie binnen weniger Monate auch die Dieselsubventionen deutlich senke werde, von damals 2,15 Dirham auf 0,80 Dirham. Fairerweise muss man sagen, dass das damals nicht als Klimaschutzmaßnahme gemacht wurde, sondern um den Staatshaushalt zu schonen. Aber geschadet hat es der Umwelt sicherlich nicht.
5. Marokko fördert neue Technologien
Auch neue Technologien können im Kampf gegen den Klimawandel helfen. Wie ein Bericht der Weltbank zeigt, gibt es in Marokko mehrere Start-ups, die sich das vorgenommen haben. Das Unternehmen Evaptainers zum Beispiel hat einen neuartige Kühltechnik entwickelt. Die braucht keinen Strom, produziert also auch keine Emissionen. Stattdessen “schwitzt” der Kühlschrank sich quasi kalt. Klingt absurd? Wie das funktioniert, zeigt dieses Video.
Smarte Ideen für klimafreundliche Start-ups gibt es also. Wie der Weltbank-Bericht zeigt, bräuchten diese aber noch mehr Unterstützung. So haben es die GründerInnen in Marokko oft schwer an Wachstumskapital zu kommen. Und sie bräuchten mehr Tipps von erfahrenen MentorInnen, wie sie ihre Unternehmen aufbauen und groß machen können.
Mehr lesen?
- Wie die marokkanische Regierung die Stromerzeugung im Land weiter ausbauen will, berichtet ARD-Korrespondent Stefan Ehlert.
- Nicht nur im Bereich Solarenergie arbeiten Deutschland und Marokko eng zusammen, sondern auch beim sogenannten grünen Wasserstoff.
- Über Marokkos Rolle bei Deutschlands Energiestrategie schreibt auch das Handelsblatt.
- Apropos Nachhaltigkeit: Auch Recycling gewinnt in Marokko langsam an Bedeutung.
Mehr erfahren über Marokko? Hier geht’s zum Länderüberblick.
3 Antworten zu “Klimaschutz in Marokko: Warum das Land als Vorreiter gilt”