Kaffee aus Afrika: Uganda will zum Schwergewicht werden

Kaffee aus Uganda

Uganda will bis zum Jahr 2025 zum drittgrößten Kaffeeproduzenten weltweit aufsteigen. Außerdem möchte die Regierung mehr verarbeitete Bohnen exportieren. Dafür legt sie sich nun mit der Internationalen Kaffeeorganisation ICO an.

Am Wochenende war ich mit meiner Familie in Monschau, einem beschaulichen Städtchen mitten in der Eifel. Es gibt dort schöne Cafés, tolle Altbauten und nette Wanderwege. Wegen seiner historischen Altstadt wurde Monschau kürzlich vom ADAC zu einer der schönsten Kleinstädte Deutschlands gewählt.

Warum ich euch das erzähle? Durch Zufall bin ich dort auf ein neues Thema für meinen Blog gestoßen. Mein Mann bekam in einer Rösterei Kaffee aus Uganda empfohlen. Ich fand das spannend. Bisher kannte ich nämlich vor allem Äthiopien und Kenia als Kaffee-Produzenten in Afrika.

Kaffee aus Uganda: Schon jetzt eine große Nummer

Bei der Recherche habe ich schnell gemerkt: Ich hatte eine Wissenslücke. Uganda ist ein zentraler Akteur auf dem afrikanischen Kaffee-Markt. Das Land ist nach Äthiopien der größte Produzent auf dem Kontinent. Und die Regierung in Kampala hat große Ambitionen. Sie will ihre Produktion in den kommenden Jahren deutlich ausbauen.

Ihr Ziel ist es, Uganda zum zweit- oder drittgrößten Kaffeeland weltweit zu machen. Dafür muss das Land seine Produktion vervielfachen. Um mit globalen Schwergewichten wie Vietnam gleichauf zu ziehen, will die Regierung die Produktion von 3,5 Millionen 60-kg-Säcken Rohkaffee im Jahr 2014 auf 20 Millionen Säcke im Jahr 2025 ausbauen.

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Kaffee aus Uganda: Der Fahrplan steht

Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, hat die ugandische Regierung sich einen Plan zurechtgelegt. Sie will die Kaffeefarmer im Land motivieren, mehr und besseren Kaffee anzubauen. Nach Angaben der staatlichen Uganda Coffee Develoment Authority (UCDA) sind für 95 Prozent der ugandischen Produktion Kleinstbetriebe verantwortlich.

Damit die Farmer brachliegende Flächen wieder herrichten, hat die UCDA in den vergangenen Jahren Millionen von Kaffeesetzlingen an Landwirte verteilt. Das erzählt ein Sprecher der Agentur im Interview mit dem Kaffee-Magazin Stir. Darüber hinaus will die Regierung Kleinstbetriebe produktiver machen und investiert in Schulungen sowie in einen besseren Zugang zu Krediten für die Farmer.

Kaffee aus Uganda soll zum Lifestyle-Produkt werden

Das wichtigste Ziel der ugandischen Kaffee-Agentur UCDA ist der weltweit Export von Kaffee. Dadurch fließen wichtige Devisen ins Land. Interessant finde ich, dass die Regierung zudem die Kaffeebegeisterung im eigenen Land anfachen will. Dafür betreibt die UCDA sogenannte Kaffeeklubs an Universitäten und bringt Studierenden das Rösten und Brühen bei.

Latte Art vom Feinsten: Kaffee soll in Uganda zum Lifestyle-Produkt werden. (Foto: Burst at Pexels)

Ugandische Politiker und Unternehmer sollen ebenfalls zu Kaffee-Liebhabern werden, unter anderem durch regelmäßige Branchenevents. “Es gibt inzwischen Einzelpersonen, die in große kommerzielle Farmen investieren, weil sie den Wert von Kaffee als Geschäft erkannt haben”, sagt UCDA-Chef Emmanuel Iyamulemye. Ein wichtiger Schritt, um das Ziel der Regierung zu erreichen.

Streit mit der Internationalen Kaffeeorganisation

Aktuell kämpft Ugandas Kaffee-Branche allerdings mit Hürden. Die ugandische Regierung ist kürzlich aus einem wichtigen Handelsabkommen im Rahmen der Internationalen Kaffeeorganisation ICO ausgetreten. Das ist eine globale, zwischenstaatliche Organisation, die Kaffee-Export- und Importländer zusammenbringt und Regeln für den globalen Handel ausarbeitet.

Für die ugandische Regierung ist der Austritt aus dem internationalen Abkommen ein Signal an die globale Kaffeegemeinschaft. Uganda findet, dass die Regeln für den Export von Kaffee unfair gestaltet sind. Zölle und andere Handelshemmnisse erschwerten den Export von verarbeitetem Kaffee, kritisiert die UCDA laut der Nachrichtenagentur Reuters. Auf den sei Uganda aber dringend angewiesen.

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Gemahlener Kaffee oder rohe Bohnen? Ein wichtiger Unterschied

Die Frage, wo und von wem Rohstoffe weiterverarbeitet werden, ist generell ein zentrales Streitthema im globalen Handel. Das gilt nicht nur bei Kaffee, sondern zum Beispiel auch beim Export von Kakaobohnen. Das habe ich kürzlich am Beispiel von Ghana beschrieben. Dort, wo Rohstoffe wie Kaffee oder Kakao verarbeitet werden, entstehen Arbeitsplätze. Und die sind gerade für Schwellen- und Entwicklungsländer besonders wichtig.

Bei der Internationalen Kaffeeorganisation findet der Austritt von Uganda aus dem Abkommen dennoch wenig Verständnis. Dort heißt es: “Die UCDA bringt ihre Besorgnis über verschiedene Aspekte des Internationalen Kaffee-Übereinkommens und seiner Neuverhandlung zum Ausdruck. Drei von sieben vorgebrachten Bedenken haben aber gar keinen Bezug zu dem Übereinkommen […]. Und in Bezug auf die anderen vier Anliegen hat die ICO keine Änderungsvorschläge von Uganda erhalten.”

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Kaffee aus Uganda: Unübersehbare Fortschritte

Einige ugandische Farmer befürchten, dass der Rückzug aus dem Abkommen für Uganda zum Boomerang werden könnte. Sie erwarten, dass Uganda nun weniger Kaffee exportieren wird, insbesondere nach Europa. Diesen Schluss will die UCDA nicht gelten lassen. Warum, erklärt UCDA-Geschäftsführer Emmanuel Iyamulemye in diesem zwei-minütigen Video:

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Sicher ist: Noch ist die ugandische Regierung von ihrem 20-Millionen-Säcke Ziel deutlich entfernt – aber sie macht Fortschritte. Im Jahr 2020/21 hat Uganda sechs Millionen Säcke Rohkaffee exportiert. Das ist der höchste Wert seit 30 Jahren und immerhin fast doppelt so viel wie zu Beginn der ugandischen “Kaffee-Offensive”.

Nächstes Ziel: Fernost

Für die UCDA ist es nun wichtig, die erzielten Erfolge gegen den Klimawandel zu schützen. Zum Beispiel, indem neue, wetterrobuste Sorten getestet werden. Außerdem ermuntert die Agentur heimische Unternehmer, kreativ zu werden. Kaffee weiterzuverarbeiten heiße nicht nur, Kaffeepulver herzustellen, schreibt die UCDA auf Twitter. “Es gibt Kosmetika aus Kaffee. Es gibt Weine aus Kaffee, und auch darauf müssen wir uns konzentrieren.”

Zudem will Uganda neue Märkte erschließen. Spannend finde ich, dass das Land insbesondere China im Blick hat. UCDA-Geschäftsführer Emmanuel Iyamulemye will mit Peking unter anderem über Exportquoten sprechen. Sein Wunsch: “Unser Kaffee soll künftig auf dem chinesischen Markt als hochqualitativer Spitzenkaffee angeboten werden.”

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Kaffee aus Äthiopien

In Äthiopien bekommt man guten Kaffee an jeder Straßenecke. Was ich bei unserer Backpackingreise sonst noch über das Land gelernt habe, lest ihr hier.

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