Gefälschte Arzneimittel sind in vielen Ländern weit verbreitet. Vor allem seit der Coronapandemie hat sich das Problem verschärft. Das Start-up Chekkit aus Nigeria will Medikamente mit einem digitalem Gütesiegel schützen und so Millionen von Menschenleben retten.
Im Dezember vergangenen Jahres hat die Weltgesundheitsorganisation eine deutliche Warnung ausgesprochen: Finger weg von Combiart, einem bestimmten Malaria-Medikament. Im Tschad, in der Elfenbeinküste und in Mali seien davon Fälschungen im Umlauf, schrieben die Experten. Diese enthielten keinerlei Wirkstoffe.
Solche Ereignisse sind kein Einzelfall. Gefälschte Arzneimittel sind weltweit ein Milliardengeschäft. Und insbesondere ärmere Länder sind von dem Betrug besonders stark betroffen. Eines von zehn verkauften Medikamenten ist dort gefälscht oder minderwertig. Das zeigt eine Studie der Weltgesundheitsorganisation aus dem Jahr 2017.
Chekkit aus Nigeria: Ein digitales Gütesiegel gegen Fake-Produkte
Wie die WHO schreibt, sind Länder südlich der Sahara mit am stärksten betroffen. Die Menschen gehen dort zur Apotheke, um gesund zu werden – bekommen aber im schlimmsten Fall “Arzneimittel”, die ihnen sogar schaden. Eine wirklich schlimme Vorstellung, finde ich.
Mehrere afrikanische Start-ups haben sich des Problems daher bereits angenommen. Zum Beispiel das Unternehmen Chekkit aus Nigeria. Das Start-up will mit einem digitalem Gütesiegel gegen Fälschungen vorgehen – und dadurch, wie es selbst schreibt, Millionen von Menschenleben retten.
Chekkit aus Nigeria: Auch ohne Smartphone nutzbar
Konkret funktioniert das bei Chekkit so: Das Unternehmen erstellt QR-Codes, die Medikamentenhersteller auf ihre Verpackungen drucken können. Verbraucher können die Codes per Smartphone scannen und sehen, ob ein Produkt ein Original ist und wann die Haltbarkeit abläuft.
Für Verbraucher, die kein Smartphone besitzen, gibt es auch eine Lösung. Die Verpackungen sind zusätzlich mit einem sogenannten USSD-Code ausgestattet. Das ist ein Code aus Zahlen, *- und ‘-Zeichen, den man anruft und dann Informationen bekommt. Früher hat man auf diese Weise sein Mobilfunkguthaben bei alten Handys abgefragt.
Chekkit aus Nigeria: So kam die Idee auf
Die Idee zu Chekkit stammt von Dare Odumade und seinen Co-Gründern Tosin Adelowo und Samuel Ukhueleigbe. Im Interview mit dem Onlineportal Startup.info erzählt Odumade, dass er bereits im Studium mehrere Firmen gegründet hat. Zum Beispiel ein universitätsinternes, soziales Netzwerk.
Im Jahr 2017 brachte ihn dann das Gespräch mit einer befreundeten Apothekerin auf die Idee zu Chekkit. Die Pharmazeutin erzählte ihm, dass einige ihrer Patienten wegen gefälschter Medikamente sogar gestorben seien. Für Odumade ein Anlass, sich mit dem Pharmamarkt in Afrika genauer zu beschäftigen.
Schon mehrmals ausgezeichnet
Aktuell steht Odumades Unternehmen noch am Anfang. Es bekommt aber eine ganze Menge internationaler Aufmerksamkeit. Im Februar hat sich das Team beim Deutsch Afrikanischen Wirtschaftsforum NRW vorgestellt. Vergangenes Jahr wurde es für ein Start-up-Förderprogramm von Google ausgewählt. Und auch der deutsche Pharmakonzern Merck hat das Unternehmen bereits unterstützt.
Finanziell ist Chekkit gut aufgestellt. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen 500 000 Dollar als Startkapital von internationalen Investoren bekommen. 14 Angestellte sind derzeit laut Firmenhomepage bei Chekkit beschäftigt.
Wie Chekkit aus Nigeria Nutzer*innen gewinnen will
Eine Herausforderung für Chekkit ist, dass Verbraucher die Codes auf den Verpackungen in der Praxis auch nutzen. “Wir wissen, dass es ein Bewusstseinsproblem gibt, wenn es um gefälschte Produkte geht”, schreiben die Gründer auf ihrem Firmenblog.
“Viele Menschen vertrauen den Geschäften, bei denen sie ihre Produkte kaufen, ohne zu wissen, dass einige dieser Verkäufer nicht einmal wissen, dass sie gefälschte Waren anbieten. Es gibt auch Leute, die sich nicht darum kümmern, weil sie denken, dass sie zu schlau sind oder Glück haben, um Opfer zu werden.”
Zahlen sollen die Hersteller
Das Team hat sich daher ein Anreizsystem überlegt. Für Verbraucher ist die Nutzung der App kostenlos. Wer gefälschte Medikamente meldet, bekommt sogar eine Belohnung wie Internetguthaben fürs Smartphone oder Produktgeschenke.
Im Gegenzug müssen Verbraucher bei der Nutzung der App einige Fragen beantworten, zum Beispiel, wo sie ein bestimmtes Produkt gekauft haben oder wie zufrieden sie damit sind. Mit diesen Daten erstellt Chekkit Markt- und Produktanalysen für Pharmahersteller – und will auf diesem Wege zukünftig Geld verdienen.
Chekkit aus Nigeria: Schnelles Wachstum als Hauptziel
An Konkurrenz mangelt es den Gründern nicht. Weltweit sind mit Unternehmen wie Sproxil und Pharmasecure auch amerikanische Anbieter mit ähnlichen Lösungen aktiv.
Für das Team geht es nun vor allem darum, sein Geschäftsmodell so schnell wie möglich im afrikanischen Markt zu etablieren. Dafür wollen die Gründer weitere Pharmahersteller als Partner gewinnen, schreiben sie auf ihrem Blog. Und sie versuchen ihre App gegen Produktfälschungen bei anderen Produkten zu etablieren, zum Beispiel bei Babynahrung.
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