Eskom in Südafrika: Das ewige Sorgenkind

Eskom in Südafrika

Der Stromkonzern Eskom in Südafrika ist der größte Energieproduzent Afrikas. Das Unternehmen ist hoch verschuldet – ein Ergebnis jahrelanger Misswirtschaft. Nun will die Regierung den Staatsbetrieb auf Kurs bringen und plant eine Aufspaltung.

Gut drei Jahre ist es her, dass ich mich das erste Mal mit dem südafrikanischen Stromversorger Eskom beschäftigt habe. Damals habe ich für das Magazin Internationale Politik ein “Wirtschaftslexikon” über Südafrika erstellt. Und was mir von dieser Recherche in Erinnerung geblieben ist: Der staatliche Energiekonzern Eskom ist ein großes Problem der dortigen Regierung.

Vergangene Woche habe ich mich für WirtschaftinAfrika.de dann wieder mit dem Konzern beschäftigt. Ich habe einen Text über die Energiewende in Südafrika geschrieben. Und das erste, was ich über Eskom las: Der Konzern steckt noch immer tief in den roten Zahlen. Er sei sogar das “größte[…] Einzelrisiko für die makroökonomische Stabilität” in Südafrika, schrieb die deutsche Außenwirtschaftsförderung Gtai im Jahr 2020.

Eskom in Südafrika: Die Basis für Südafrikas Wirtschaft

Obwohl meine Recherche für “Internationale Politik” schon lange zurückliegt, hat sich also offenbar an der Misere des staatlichen Energiekonzerns kaum etwas verändert. Die Probleme sind, wenn überhaupt, noch größer geworden. Eskom in Südafrika ist das Dauersorgenkind der dortigen Regierung – mit fatalen Folgen für die gesamte Wirtschaft.

Ständig fällt im Land der Strom aus. Unternehmen vor Ort können so nicht zuverlässig arbeiten. Die Energiewende stockt, weil Eskom kein Geld hat, neue Solar- und Windanlagen aufzubauen. Und die Menschen vor Ort werden immer schlechter mit Energie versorgt.

Eskom in Südafrika: Monopolist von Beginn an

In diesem Beitrag gehe ich daher der Frage nach, wie die südafrikanische Regierung den Stromkonzern wieder auf Kurs bringen will. Dazu starte ich mit einem Blick in die Geschichte. Einst galt Eskom nämlich als internationaler Vorzeigekonzern.

Wie die Konrad-Adenauer-Stiftung in einem Länderbericht schreibt, wurde Eskom 1922 gegründet, um Südafrika mit günstiger Energie zu versorgen. Außerdem sollte das Unternehmen für den Bergbau die Elektrifizierung der Eisenbahn vorantreiben. Eskom war dabei von Anfang an als Monopolist geplant. Konkurrierende Energieerzeuger wurden zusammengelegt und Eskom einverleibt. Die private Energieerzeugung wurde verboten.

Das Bahnnetz in Südafrika ist bis heute vor allem auf den Bergbau ausgerichtet und insbesondere in den Kohleregionen rund um Pretoria gut ausgebaut (Grafik: Southafricamap360.com).

Eskoms blühende Zeiten

In den 1950er-Jahren richtete die damals regierende National Party das Unternehmen stark auf den Kohleabbau aus. Südafrika hat im Norden, rund um Pretoria, große Kohlevorkommen. Und die Regierung nutzte diese, um bei der Energieversorgung möglichst autark zu sein.

Als der Africa National Congress (ANC) den Konzern nach dem Ende der Apartheid übernahm, galt Eskom laut Konrad-Adenauer-Stiftung als sehr gut aufgestelltes Unternehmen. Der Konzern wurde damals im Rahmen der Global Energy Awards 2001 mit dem “Power Company of the Year”-Award ausgezeichnet, schreibt die Stiftung.

Die ersten Fehler: Teure Fehlinvestitionen

Dann folgten Jahre von Misswirtschaft, Korruption und unternehmerischen Fehlentscheidungen. Sinnbild dafür sind die Kohlekraftwerke Kusile und Medupi, die der ANC vor rund zehn Jahren als – theoretisch – hochmoderne Anlagen geplant. Der Bau beider Kraftwerke hat sich allerdings über Jahre verzögert und ist deutlich teurer als erwartet.

Das Kraftwerk Medupi nahe der Grenze zu Botswana wurde erst vergangenes Jahr fertig gestellt. Die Anlage Kusile nördlich von Johannesburg ist immer noch im Bau. “Die Baukosten belaufen sich mittlerweile auf umgerechnet rund 30,5 Milliarden US-Dollar; das entspricht in etwa dem Dreifachen der kalkulierten Ausgaben”, schreibt die deutsche Außenwirtschaftsförderung Gtai. Gründe seien schwaches Management, Entwurfsfehler und Korruption.

Eskom in Südafrika
So sieht es aus: das Krisen-Kraftwerk Medupi (Foto: Eskom).

Korruption und Vetternwirtschaft im Staatskonzern

Ein offensichtliches Anzeichen für die Probleme von Eskom ist, dass das Unternehmen viel zu viele Angestellte beschäftigt. Das zeigt – Medienberichten zufolge – eine Weltbankstudie. Demnach beschäftigte der Staatskonzern bis vor Kurzem 48 000 Mitarbeiter und damit 66 Prozent mehr Personal als nötig.

Die Originalstudie der Weltbank habe ich bei meiner Recherche leider nicht finden können. Eskom selbst schreibt, der Konzern habe Anfang des Jahres 2020 knapp 45 000 Angestellte gehabt. Südafrikanische Medien kritisieren, dass auch häufige Führungswechsel in den letzten Jahren viel Geld gekostet hätten.

Eskom in Südafrika: Es bleibt ein riesiger Schuldenberg

Der Konzern sitzt daher inzwischen auf Schulden von knapp 26 Milliarden Dollar. Das entspricht circa acht Prozent von Südafrikas Wirtschaftsleistung. Gleichzeitig schafft es der Konzern kaum noch, seinen Aufgaben nachzukommen. Viele Kraftwerke sind überaltert. Sie liefern zu wenig Energie und können den Bedarf der Menschen und Unternehmen nicht abdecken.

Der Konzern setzt daher auf sogenanntes Loadshedding. Das heißt, er schaltet regelmäßig Teilen der Bevölkerung mit Ankündigung den Strom ab. 860 Stunden sei das im Jahr 2020 der Fall gewesen, schreibt die staatliche Forschungseinrichtung Council for Scientific and Industrial Research (CSIR). Also umgerechnet einen kompletten Monat lang.

Neue Führung, geplante Reformen

Im Oktober 2019 hat die Regierung daher einen Plan vorgelegt, wie sie den Konzern wieder auf Kurs bringen will. Sie plant, das Unternehmen in drei Bereiche aufzuspalten: Stromerzeugung, Übertragungsnetze und Stromverteilung. Dadurch sollen die Strukturen bei Eskom überschaubarer und Reformen leichter werden.

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Darüber hinaus hat der amtierende Präsident Cyril Ramaphosa Anfang des Jahres 2020 einen neuen Chef für Eskom eingesetzt: André de Ruyter. Der Manager hat in Pretoria und den Niederlanden studiert. Er war mehrere Jahre lang in der Konzernleitung von Südafrikas zweitgrößtem Industriekonzern Sasol tätig (Erdöl und Chemie). Nun soll er bei Eskom die Korruption eindämmen.

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Eskom in Südafrika: Kurzfristige Besserung ist nicht in Sicht

Wie Medienberichte zeigen, macht dieses Vorhaben Fortschritte. Wie de Ruyter in einem Interview erzählt, hat er im Kampf gegen die Korruption hunderte Führungskräfte entlassen. Und auch die Entflechtung von Eskom kommt voran. Die Nachrichtenagentur Reuters schreibt, dass der Konzern inzwischen seine Übertragungssparte abgespalten hat. Die Schulden von Eskom sind zuletzt leicht gesunken.

Blickt man auf die Dimension der Probleme bei Eskom, sind schnelle Lösungen trotzdem nicht zu erwarten. Bis der Konzern seine Schulden abgebaut und vor allem korrupte Strukturen besiegt hat, wird es voraussichtlich Jahre dauern – falls das Vorhaben erfolgreich ist. Möglicherweise kann die Just Energy Transition Partnership mit dem Westen dabei helfen. Es ist auf jeden Fall eine zentrale Voraussetzung für die weitere wirtschaftliche Entwicklung im Land.

Energiewende in Südafrika

Wie funktioniert die Just Energy Transition Partnership und welche Rolle spielt sie bei der Energiewende in Südafrika? Das habe ich in diesem Beitrag aufgeschrieben.

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