Showmax aus Südafrika: Netflix’ härtester Gegner

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Das amerikanische Unternehmen Netflix investiert seit Jahren viel Geld in Afrika, um dort zur führenden Streamingplattform zu werden. Doch der Anbieter Showmax aus Südafrika macht der Plattform diesen Erfolg streitig: Er punktet mit Sportübertragungen und lokalen Inhalten.

Vor Kurzem habe ich im Online-Portal Rest of World eine interessante Schlagzeile gesehen. “Wie ein afrikanischer Streaming-Dienst Netflix entthront“, schrieb der nigerianische Journalist Damilare Dosunmu. Ich habe mich gefragt: Wer ist dieser Streaming-Dienst? Und wie schafft er das?

Auslöser für die Schlagzeile von Dosunmu waren Zahlen des britischen Marktforschungsunternehmens Omdia. Danach hatte der südafrikanische Streaming-Anbieter Showmax im November 2023 afrikaweit 2,1 Millionen Nutzer. Die Serien und Filme bei Netflix schauten dagegen nur 1,8 Millionen Menschen. Diese Zahlen lagen dem Online-Portal Rest of World exklusiv vor. Offenbar bevorzugen Nutzer in Afrika den einheimischen Wettbewerber. Aber was ist das für ein Unternehmen?

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Showmax aus Südafrika: Wer hinter der Plattform steht

Showmax ist ein Angebot der südafrikanischen Multichoice Group. Der Streaming-Dienst ist 2015 gestartet und eigenen Angaben zufolge mittlerweile in 44 Ländern auf dem Kontinent verfügbar. Geführt wird das Unternehmen von Marc Jury, der schon Erfahrung als CEO mitbringt. Er hat zuvor die Geschäfte beim Sportsender Supersport geleitet, einem anderen Angebot der Multichoice Group.

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CEO Marc Jury präsentiert das Sportangebot von Showmax.

Die Multichoice Group ist insgesamt ein Gigant in der Unterhaltungsbranche in Afrika: Das Unternehmen betreibt diverse Fernsehsender und TV-Streaming-Plattformen (vergleichbar mit der ARD-Mediathek) über den ganzen Kontinent hinweg. Eigenen Angaben zufolge gibt es insgesamt 23,5 Millionen Haushalte in 50 afrikanischen Ländern, die die Dienste und Produkte der Firmengruppe nutzen.

Netflix vs. Multichoice: Kampf der Giganten

Die Firmengruppe ist ursprünglich aus dem Internet- und Medienkonzern Naspers hervorgegangen. Naspers hat die Multichoice Group aber 2019 an die Börse gebracht und seine Anteile veräußert. Inzwischen machen die Unternehmen also getrennt voneinander Geschäfte. Chef der Multichoice Group ist der Südafrikaner Calvo Mawela.


Naspers aus Südafrika

Der Internet- und Medienkonzern Naspers gilt als eines der wertvollsten Unternehmen Afrikas, hat allerdings eine unrühmliche Vergangenheit. Groß geworden ist er durch ein glückliches Investment. Hier erfahrt ihr mehr.


All das zeigt: Showmax ist kein kleines Start-up. Das Rennen zwischen der Plattform und dem amerikanischen Pendant Netflix ist kein David-gegen-Goliath-Kampf. Auch Showmax ist mit großer Expertise und Ressourcen ausgestattet. Die Multichoice Group kennt die Vorlieben des afrikanischen Publikums viel länger und genauer als internationale Wettbewerber. Aber was genau ist das Erfolgsgeheimnis ihrer Streaming-Plattform?

Wie Showmax aus Südafrika NutzerInnen überzeugt

Der Erfolg von Showmax fußt auf drei Säulen: auf neuartigem lokalem Content, auf beliebten internationalen Inhalten und auf Sportübertragungen. Die Multichoice Group hat zum Februar hin die Angebote der Plattform generalüberholt. Das Herzstück der Reform sei der “weltweit erste eigenständige Premier-League-Tarif für Mobiltelefone, bei dem alle 380 Spiele live für monatlich 69 Rand angeboten werden”, schreibt das Unternehmen. Das sind umgerechnet knapp 3,50 Euro.

In Afrika gebe es knapp über 450 Millionen Smartphones in den Händen von Privatpersonen und mehr als 250 Millionen begeisterte Fußballfans, sagte Showmax-Chef Marc Jury zum Start. Und die will er mit dem neuen mobilen Streaming-Angebot für sich gewinnen.

So sieht es aus: das neue Sport-Streaming-Angebot (Foto: Unternehmen).

Showmax aus Südafrika setzt auf lokale Stärke

Darüber hinaus will das Unternehmen mit lokalem Inhalten punkten. Mit 21 neuen Showmax-Originalen, die allein schon im Februar starteten, werde Showmax im kommenden Jahr mehr als 1 300 Stunden eigenen Content produzieren, sagte Jury. Das sei eine Steigerung um 150 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Beliebte Inhalte auf der Plattform sind Reality Shows wie The Real Housewifes und Mommy Club. Eine Alternative ist die Thriller-Serie Red Ink:

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Darüber hinaus profitiert die Plattform von Partnerschaften mit international bekannten Firmen. Anfang 2023 hat die Multichoice Group 30 Prozent der Anteile an Showmax an den amerikanischen Kabelnetzbetreiber Comcast verkauft, dem unter anderem das Medienunternehmen NBCUniversal gehört. Dadurch hat Showmax nun noch mehr Geld und Expertise, um Inhalte in sehr guter Qualität zu produzieren.

International gefragte Inhalte als Bonus

Außerdem kann Showmax über seinen amerikanischen Partner international beliebte Inhalte zeigen, zum Beispiel vom Filmstudio Dreamsworks. Darüber hinaus kooperiert die Multichoice Group mit der Filmproduktionsgesellschaft Paramount und dem ebenfalls amerikanischen Fernsehanbieter HBO und kann auch von dort Inhalte nutzen.

Die Macher von Netflix setzen dieser Offensive aus Südafrika Zahlen entgegen. Netflix habe seit seinem Start in Afrika 2016 bis 2022 insgesamt 175 Millionen US-Dollar in lokale Inhalte und die dortige Filmindustrie investiert, betont das Unternehmen in einem aktuellen Firmenbericht. Es engagiere sich langfristig auf dem Kontinent und wolle auch weiterhin investieren.


Netflix in Afrika

Das Interesse von Netflix an Afrika war eines der ersten Themen, über die ich auf meinem Blog geschrieben habe. Hier lest ihr, wie das Unternehmen damals auf dem Kontinent gestartet ist.


Fazit: Showmax auf dem Weg zum Showdown?

Für die Nutzerinnen und Nutzer wäre es wohl das beste, wenn das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Showmax und Netflix weitergeht. Denn der Wettbewerb sorgt für gute Inhalte und faire Preise. Was sich dagegen schon zeigt, ist: Amazon Prime kann in dem Rennen wohl nicht mehr mithalten.

Der Streamingdienst hatte nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Omdia im November 2023 gerade einmal 300 000 Nutzer in afrikanischen Ländern, wie das Portal Rest of World schreibt. Medienberichten zufolge will der Konzern sein Geschäft in Afrika und im Mittleren Osten verkleinern und die Produktion eigener lokaler Inhalte einstellen.

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