Rova Caviar aus Madagaskar: Afrikas erste Kaviar-Farm

Rova Caviar aus Madagaskar

Das Unternehmen Rova Caviar züchtet Stör in Madagaskar und verkauft den Kaviar an Sterneköche auf der ganzen Welt. Die Firma mischt damit in einem globalen Wachstumsmarkt mit – auch wenn die Corona-Krise das Geschäft derzeit erschwert.

Vor ein paar Tagen bin ich auf der Seite des African Business Magazine auf eine interessante Meldung gestoßen. Afrikas erste Kaviar-Farm habe wegen der Corona-Krise ihre “Ernte” in Madagaskar vorerst ausgesetzt, schrieb das Magazin. Ich bin wirklich alles andere als eine Expertin für Kaviar. Aus ökonomischer Sicht hat mich das aber neugierig gemacht. Ich habe mich gefragt: Entsteht in Madagaskar womöglich gerade eine ganz neue Branche?

Kurz zur Einordnung: Madagaskar ist eine Insel vor der ostafrikanischen Küste und ein eigenständiger Staat. Wer jetzt an einen dieser Inselstaaten denkt, die man auf Landkarten erst mit der Lupe suchen muss, liegt aber falsch. Das Land ist gut 1,5 Mal so groß wie Deutschland. Bekannt ist Madagaskar durch den gleichnamigen Zeichentrickfilm vor ein paar Jahren. Außerdem kann man dort gut surfen und die Natur muss beeindruckend sein: Zahlreiche einheimische Tiere, die man auf der Insel findet, gibt es nur dort – zum Beispiel die sogenannten Lemuren-Affen.

Rova Caviar: eine wirtschaftliche Chance für Madagaskar?

Dass ausgerechnet dort nun Afrikas erste Kaviarfarm entstanden ist, fand ich persönlich aber dennoch nicht gerade selbstverständlich. Wirtschaftlich tut sich Madagaskar nämlich bisher in vielen Bereichen schwer. Der Tourismus zum Beispiel steht dort trotz der großartigen Natur noch am Anfang. Im Jahr 2018 kamen nach Angaben der World Tourism Organization nur knapp 300.000 Besucher auf die Insel. Damit bleibt das Land weit hinter seinem Potential zurück. Zum Vergleich: In Deutschland gab es im gleichen Zeitraum knapp 39 Millionen Übernachtungsgäste.

Madagaskar: tolle Natur, touristisch kaum erschlossen (Foto: Rova Caviar)

Und auch sonst gibt es in Madagaskar nur wenige international relevante Branchen. Der Bergbau und der Export von Vanille zählen dazu. Ein Großteil der Bevölkerung gilt nach internationalen Standards aber als arm. Madagaskar habe nur eine kleine Mittel- und Oberschicht, schreibt zum Beispiel die deutsche Außenhandelsförderung GTAI. “Eine Politik, die sich an den Bedürfnissen des Gros der bitterarmen Bevölkerung orientiert, ist kaum erkennbar.”

Afrikas erste Kaviar-Farm: gegründet von Einwanderern

Wie also kommt es, dass ausgerechnet dort nun Afrikas erste Kaviar-Farm entstanden ist? Rova Caviar ist die Idee einer gebürtigen Französin, Delphyne Dabezies. Die Unternehmerin lebt bereits seit Mitte der 90er Jahre in Madagaskar, einer ehemaligen französischen Kolonie. Die Kaviar-Farm ist nicht ihre erstes Projekt. Dabezies Firma Akanjo zum Beispiel bestickt und fertigt Stoffe für Haute-Couture-Modehersteller in Paris und beschäftigt eigenen Angaben zufolge derzeit rund 1300 Mitarbeiter. Da die Löhne in Madagaskar im internationalen Vergleich niedrig sind, lohnt es sich für westliche Firmen, aufwändige Handarbeiten dort in Auftrag zu geben.

Die Gründer von Rova Caviar (Foto: Rova Caviar)

Die Idee zu Rova Caviar kam Dabezies, ihrem Ehemann und einem weiteren französischen Geschäftspartner 2009. Anfangs sei das Team für seine Pläne ausgelacht worden, erzählt die Geschäftsfrau immer wieder in Interviews. “Freunde dachten, wir seien verrückt”, sagte sie zum Beispiel der Nachrichtenagentur Reuters. Inzwischen aber beschäftigt das Unternehmen nach Angaben des Nachrichtendienstes zwischen 250 und 300 einheimische Mitarbeiter. Die Produktion belief sich im vergangenen Jahr auf fünf Tonnen, also 5000 Kilogramm Kaviar.

Rova Caviar: von Madagaskar aus in die Welt

Dazu muss man wissen: Das Geschäft mit Kaviar erfordert ganz schön viel Ausdauer. Als Kaviar bezeichnet man die verfeinerten Eier von verschiedenen Stör-Arten. Damit das Geschäft läuft, müssen die Fische natürlich erst gezüchtet werden. Der erste Kaviar von Dabezies’ Team kam daher erst 2017 – also circa acht Jahre nach der Firmengründung – in den Handel.

Die erste Kaviarfarm Afrikas liegt in einem See namens Mantasoa, circa zwei Auto-Stunden von der Hauptstadt Antananarivo entfernt. In diesem Bericht der BBC erzählt die Gründerin, wie der Stör vor Ort gezüchtet und der Kaviar produziert wird. Ich persönlich fand das ziemlich interessant zu sehen, obwohl ich weder Fisch noch Kaviar esse.

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Nachfrage nach Kaviar wächst weltweit

Das Unternehmen Rova Caviar exportiere seine Ware inzwischen schon nach Hongkong, Südafrika und Frankreich, berichtet das Portal Euronews. Darüber hinaus haben die Gründer einen Online-Shop eingerichtet. 30 Gramm Kaviar kosten dort zwischen 48 und 84 Euro. Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Kaviar weltweit weiter stark wachsen wird. Das Marktforschungsunternehmen Grand View Research zum Beispiel schätzt vor der Corona-Krise, dass der globale Kaviar-Konsum bis 2025 jährlich um fast neun Prozent steigen werde.

U.S. caviar market
In den USA wächst der Kaviarkonsum seit Jahren (Quelle: Grand View Research).

Als größter Markt für Kaviar gilt Europa, vor China und den USA. Und auch Länder wie Indien, Brasilien und Mexiko ziehen nach dem Bericht der Marktforscher langsam nach. Dass die Fische für den Kaviar in Aquafarmen gezüchtet werden, ist dabei nichts Neues mehr. Wie die Federation of European Aquacultures Producers berichtet, ist seit der Jahrtausendwende vor allem China groß in dieses Zucht-Geschäft eingestiegen. Und wer weiß: Vielleicht werden ja auch in Afrika künftig weitere Farmen dazukommen.

Rova Caviar: Corona-Krise als Bedrohung?

Für Rova Caviar scheint der Markteinstieg auf jeden Fall recht erfolgreich verlaufen zu sein. Zumindest hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren viel internationale Presse bekommen. Die Corona-Krise sei für ihr junges Unternehmen nun ein Rückschlag, berichtet Gründerin Delphyne Dabezies im African Business Magazine. “Wenn die Länder, in die wir unseren Kaviar verkaufen, im Lockdown bzw. die Restaurants geschlossen sind, trifft uns das natürlich genau wie alle anderen Wettbewerber im Markt hart”, sagte die Unternehmerin im Interview.

Wie das African Business Magazin weiter berichtet, hat das Unternehmen daher die Produktion der nächsten Ladung Kaviar vorerst verschoben. Denn bis sich die Gastronomie-Szene weltweit erholt, dürfte es noch dauern. Das junge Unternehmen braucht also nun Durchhaltevermögen – so viel ist klar. Gründerin Delphyne Dabezies will sich davon aber nicht abschrecken lassen. Ihr Ziel sei es, langfristig den besten Kaviar der Welt zu produzieren, sagt sie. Und zwar “im Einklang mit der Natur und den Menschen vor Ort.” Das wäre auf jeden Fall wünschenswert.

Mehr zum Thema?

  • Einen ausführlichen Bericht über Rova Caviar und die Entwicklung des Kaviar-Marktes insgesamt findet ihr im African Business Magazine.
  • Das Portal Africanews zeigt in einem Film, wie der Kaviar vor Ort hergestellt wird. Dabei erzählen auch Mitarbeiter von ihrem Arbeit.
  • Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, verkauft Rova Caviar seinen Kaviar auch vor Ort in Madagaskars Hauptstadt.

Ihr wollt mehr erfahren über Madagaskar als Land? Hier geht’s zur Länderübersicht.

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