Lesetipp: Eine afrikanische Geschichte Afrikas

Die Felsenkirchen von Lalibela, die Pyramiden in Ägypten und die Lehm-Moscheen in Mali: All das sind weltbekannte Denkmäler in afrikanischen Ländern. Aber welche beeindruckenden Reiche standen dahinter? Und wie haben sie die Geschichte Afrikas geprägt? Ein neues Buch gibt Aufschluss.

Ein paar Wochen war es ruhig auf meinem Blog. Nun freue ich mich, endlich einen neuen Text veröffentlichen zu können. Und zwar möchte ich euch ein Buch empfehlen, das ich sehr spannend fand. Es heißt “Eine afrikanische Geschichte Afrikas” von Zeinab Badawi.

Wie der Titel vermuten lässt, handelt es sich um ein Geschichtsbuch. Ich als Wirtschaftsjournalistin kann es also nicht aus fachlicher Sicht einordnen. Aber ich habe persönlich viel gelernt beim Lesen und viele neue Gedanken mitgenommen. Daher empfehle ich die Lektüre sehr.

Eine afrikanische Geschichte Afrikas: Worum geht’s?

Das Buch beschreibt die historische Entwicklung Afrikas vom Beginn der Menschheit bis zur Moderne. Im ersten Kapitel geht es um die Entstehung des Homo sapiens, nicht, weil das Badawis inhaltlicher Fokus ist, sondern weil sie zeigen will: “Wir alle stammen aus Afrika”. So lautet auch der allererste Satz ihres Buches.

In den weiteren Kapiteln geht es dann um verschiedene Kulturreiche, die den Kontinent über die Zeit hinweg geprägt haben. Das beginnt mit dem Blick auf das Alte Ägypten, das, wie sie schreibt, oft gar nicht als afrikanisch wahrgenommen wird: “Dieser Gedanke impliziert die Vorstellung, dass das »Schwarze Afrika« eine so großartige Zivilisation gar nicht hätte hervorbringen können und dass irgendwelche Kräfte von außen den Anstoß für ihren Ursprung und ihre Entwicklung gegeben haben mussten.” Das sei aber ein Irrglaube, wie sie betont.

Geschichte Afrikas
Weltbekannt: die Große Sphinx von Gizeh (Foto: Pexels).

Badawi skizziert Aufstieg und Untergang des Alten Ägyptens, wendet sich dann aber schnell weiteren vergangenen Königreichen zu: dem Reich von Kusch im heutigen Nordsudan und dem Königreich Aksum im heutigen Eritrea und Äthiopien zum Beispiel. Sie beschäftigt sich mit der Ausbreitung des Islams in Nordafrika und stellt einflussreiche Köpfe aus verschiedenen Teilen des Kontinentes vor, den legendären Herrscher Mansa Musa in Westafrika zum Beispiel oder Tippu-Tib, einer der “bekanntesten und reichsten Händler der Swahili für Elfenbein und versklavte Menschen”.

Badawis Recherchen zeigen, dass arabische Händler bereits im 7. Jahrhundert Sklaven aus Ostafrika auf die arabische Halbinsel verschleppten: ein Thema, das bis heute wenig aufgearbeitet sei, auch in Afrika selbst, schreibt sie. “Die Mitwirkung von Afrikanern am Handel mit versklavten Menschen ist ein Thema, das die meisten Menschen in Afrika als schwierig empfinden. Bei den Nachkommen der Sklavenhändler löst es Gefühle von Illoyalität, Scham und Schuld aus, und es gibt Befürchtungen, dass ein offeneres Gespräch die Spaltung der Gemeinschaften fördern und möglicherweise sogar Bemühungen um die Nationenbildung gefährden könnte.”

Macht sich auch optisch im Regal gut: Das Buch von Zeinab Badawi (Foto: Piper Verlag)

Badawi stellt außerdem die früheren Königreiche im südlichen Afrika vor, wie Groß-Simbabwe. “[Ä]hnlich wie im Alten Ägypten schien es späteren Europäern undenkbar, dass die großartigen Errungenschaften von Groß-Simbabwe aus einer »afrikanischen« Zivilisation hervorgegangen waren”, schreibt sie. Ungefähr das letzte Drittel des Buches beschäftigt sich mit dem transatlantischen Sklavenhandel, der Kolonialisierung und den afrikanischen Freiheitsbewegungen. Wie im gesamten Buch achtet Badawi dabei auf eine konsequent afrikanische Perspektive.

Afrikas Geschichte: Wer ist die Autorin?

Zeinab Badawi wurde im Sudan geboren und arbeitet seit mehreren Jahrzehnten in den britischen Medien. Sie hat außerdem eine eigene Medienproduktionsfirma namens Kush Communications und ist Präsidentin der SOAS University of London, einer der weltweit führenden Institutionen für das Studium Asiens, Afrikas und des Nahen Ostens, wie der Piper Verlag schreibt. Die Autorin hat für ihr Buch eigenen Angaben zufolge über etwa sieben Jahre hinweg mehr als 30 afrikanische Länder bereist.

(Foto: © @jamiesimonds)

Das Buch sei eine Herzensangelegenheit, schreibt sie einleitend. “Ich wollte dieses Buch schreiben, weil es genau das ist, was ich vor vielen Jahren selbst hätte lesen wollen. Als einer, die unter der Sonne Afrikas geboren wurde, war mir die reiche Geschichte des Kontinents seit Langem bewusst. Allerdings war dieses Wissen in großen Teilen bruchstückhaft, und ich suchte vergeblich nach einer zugänglichen und doch relativ umfassenden Geschichte Afrikas mit besonderem Fokus auf die Schlüsselmomente – und aus der Feder von Afrikanern und Afrikanerinnen.” Ich finde, ihr ist das gelungen.

Afrikas Geschichte: Warum lohnt sich die Lektüre?

Mir ging es vor der Lektüre so, wie Badawi in ihrer Einleitung schreibt. Ich kannte kaum einen anderen historischen afrikanischen Herrscher als Tutanchamun. Kleopatra noch, natürlich. Und König Lalibela, weil ich mal eine Reise nach Äthiopien unternommen habe. In der Schule lernten wir viel über das Alte Ägypten und viel über den Sklavenhandel und die Kolonialisierung. Namen wie Mansa Musa und Tippu-Tib kamen in meinem Unterricht nicht vor.

Um mehr über den legendären Herrschaft Mansa Musa zu erfahren, empfehle ich euch dieses Video.

Insofern fand ich das Buch sehr interessant und lehrreich. Ich habe dadurch ein viel genaueres Bild davon bekommen, wie sich die verschiedenen afrikanischen Regionen über die Zeit hinweg kulturell und politisch entwickelt haben und wie viel Sklavenhandel und Kolonialisierung wirklich zerstört haben. Das Buch macht einem die Dimension dieser historischen Verbrechen nur noch einmal mehr bewusst.

Bemerkenswert finde ich auch, wie viel die Autorin für ihr Buch gereist ist. Ihre historischen Ausführungen ergänzt sie immer wieder durch persönliche Reiseberichte und Anekdoten. Das lockert die Lektüre auf. Und mir gefällt gut, dass sie konsequent afrikanische Historikerinnen und Historiker bei ihren Recherchen befragt hat – so wie es schon der Titel des Buches verspricht. Ich hatte dadurch beim Lesen das Gefühl, eine sehr authentisches Bild des Kontinents kennenzulernen.

Gibt’s auch Kritikpunkte?

Die ersten Kapitel über Afrikas Geschichte lesen sich stellenweise etwas dröge. Das liegt nicht an Badawis Schreibstil: Der ist gut verständlich und unterhaltsam. Aber von den frühen afrikanischen Königreichen ist verständlicherweise nicht all zu viel bekannt und Badawis Recherchen zeigen vor allem, von wann bis wann welcher König reagiert hat.

Foto: Piper Verlag

Das ist schon interessant. Aber es gibt dadurch sehr viele, mir nicht immer vertraute Namen und Orte, die ich mir nicht alle merken konnte. Die zweite Hälfte des Buches ist anschaulicher geschrieben, mit mehr Anekdoten. Das Buch wird also immer besser und dranbleiben lohnt sich.

Mein Fazit

Ich empfehle das Buch sehr, gerade auch für Menschen wie mich, die weder afrikanische Wurzeln haben, noch besondere Fachkenntnisse im Bereich Geschichte mitbringen. Ich habe dadurch viel gelernt über die historische Entwicklung Afrikas und mit diesem Wissen geht natürlich Respekt einher.

“Ich hoffe, ich konnte zeigen, dass Afrika eine Geschichte hat, die elementarer Bestandteil unserer Weltgeschichte ist und die mehr Beachtung und Anerkennung verdient, als sie bisher erhalten hat”, schreibt Badawi am Ende ihres Buches. Aus meiner Sicht ist ihr das sehr gut gelungen.

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