Côte d’Ivoire: Wie das Land mehr Touristen anwerben will

Côte d'Ivoire Tourismus

Das westafrikanische Land Côte d’Ivoire ist international als Kakao-Lieferant bekannt, weniger als Reiseziel. Das will die ivorische Regierung ändern: Sie investiert kräftig in Imagekampagnen und bessere Fluganbindungen. Internationale Hotelketten ziehen nach.

Vor Kurzem habe ich beim Deutschlandfunk eine Sendung moderiert und im Studio lief zufällig im Fernsehen ein Werbespot über Côte d’Ivoire als Reiseziel. Das Video lief bei BBC und nicht im deutschen Programm. Aber trotzdem fand ich es interessant, dass Côte d’Ivoire weltweit mit TV-Werbung um Reisende wirbt.

Ich habe mir die Tourismusstrategie des Landes daher genauer angeschaut. Wo steht das Land in Sachen Reisegeschäft? Wie gut ist die Infrastruktur? Und welche Projekte sind die wichtigsten mit Blick in die Zukunft? Einen Überblick findet ihr hier:

Tourismus in Côte d’Ivoire: Der Flughafen als Eintrittstor

Dreh- und Angelpunkt für den Tourismus im Land ist der Flughafen in Abidjan. So heißt die größte und wirtschaftlich bedeutendste Stadt im Land, die aber nicht die Hauptstadt (das ist Yamoussoukro). Der Flughafen in Abidjan wird seit Mitte der 90er-Jahre von AERIA (Aéroport International d’Abidjan), einer Aktiengesellschaft nach ivorischem Recht, betrieben und ständig ausgebaut.

AERIA hat unter anderem die Landebahn so vergrößert, dass Jets der Größenklasse A380 dort landen können. Die aktuellsten Passagierzahlen, die der Flughafen auf seiner Internetseite ausweist, stammen aus der Zeit von vor der Coronapandemie. Danach nutzten im Jahr 2019 knapp 2,3 Millionen Passagiere. Bis 2026 will die Regierung diese Zahl auf mehr als fünf Millionen pro Jahr etwa verdoppeln. Dazu werden Medienberichten zufolge zwei weitere Terminals gebaut.

Der Flughafen Abidjan (Foto: AERIA).

Air Côte d’Ivoire: Die wichtigste Fluggesellschaft im Land

Dass das Land als Tourismusziel an Bedeutung gewinnt, sieht man an den Flugverbindungen. Nach Angaben von AERIA fliegen derzeit 20 Fluggesellschaften nach Abidjan, darunter Air France und Turkish Airlines. Seit vergangenem Jahr steht der Flughafen bei South African Airways auf dem Flugplan und Qatar Airways hatte 2021 regelmäßige Flüge angekündigt. Auf der Internetseite des Flughafens wird Qatar Airways allerdings derzeit nicht als Partner aufgeführt.

Die nationale Fluggesellschaft von Côte d’Ivoire ist Air Côte d’Ivoire. Das Unternehmen fliegt bisher nur Ziele in Afrika an, will aber eigenen Angaben zufolge künftig weltweit tätig werden. Dafür hat die Fluggesellschaft kürzlich zwei neue Flugzeuge beim europäischen Flugzeugbauer Airbus bestellt und plant Flüge nach Europa, unter anderem nach Paris. Ende 2024 sollen die Flugzeuge dem Unternehmen zufolge ausgeliefert werden.

Wachstumsgeschäft: Die Branchenvereinigung Airport Council International Afrika rechnet insgesamt mit deutlich mehr Flugpassagieren in Afrika bis 2027. (Grafik: ACI Afrika).

Tourismus in Côte d’Ivoire: Der Hotelsektor zieht nach

Gute Flugverbindungen sind das eine, das den Tourismus fördert. Gute Unterkünfte, das andere. Daher habe ich mir für diesen Text die Hotelindustrie in Côte d’Ivoire angeschaut. Die Unternehmensberatung W Hospitality Group schreibt in ihrem Bericht „Hotel Chain Development Pipelines in Africa“: Derzeit sind 16 neue Hotels mit insgesamt knapp 2500 neuen Zimmern in Côte d’Ivoire in Planung. Das Land liegt damit auf Platz 10 im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern. Die amerikanische Radisson Hotel Group will eigenen Angaben zufolge bis 2025 mit allen ihren sechs Marken in Abidjan vertreten zu sein.

Darüber hinaus gibt es regionale und nationale Hotelketten, die in Côte d’Ivoire aktiv sind. Wer dort bucht, sorgt dafür, dass seine Geld noch stärker der Wirtschaft vor Ort zu Gute kommen. So kann man in Abidjan zum Beispiel bei der Azalaï Hotel Group übernachten. Das malische Unternehmen ist eigenen Angaben zufolge die führende Hotelkette in Westafrika. Eine individuelle Erfahrung verspricht das ivorische Boutiquehotel La Maison Palmier.

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In diesem Podcast spricht Mossadeck Bally, der Gründer der Azalaï Hotel Group, über sein Unternehmen.

Tourismusziel Côte d’Ivoire: Viel Natur und Welterbestätten

Neben Abidjan gibt es im Land natürlich noch weitere interessante Reiseziele. Dazu zählt vor allem die Küstenstadt Grand-Bassam, die erste Hauptstadt von Côte d’Ivoire, deren historische Altstadt heute UNESCO Weltkulturerbe ist. Dort entstehen ebenfalls neue gastronomische Angebote. Zum Beispiel hat Rōze Traore, ein amerikanischer Starkoch mit ivorischen Wurzeln, in Grand-Bassam ein Hotel namens La Fourchette de Rōze eröffnet. Allein schon durch seine persönliche Bekanntheit bekam der Schritt viel Aufmerksamkeit.

Ein beliebtes Reiseziel im Land ist außerdem der Taï-Nationalpark im Südwesten. Nach Angaben der Naturschutzorganisation WWF das letzte verbliebene großflächige Regenwaldareal in Westafrika. Und im Nordosten von Côte d’Ivoire liegt der Comoé Nationalpark. Die ist ebenfalls einer der größten Nationalparks in Afrika überhaut. Er besteht zu 90 Prozent aus Savannenwälder. Elefanten, Büffel, Flusspferde, 14 Antilopenarten und über 500 verschiedene Vogelarten leben dort.

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Der YouTube-Kanal “The African Script” will neue Facetten von Afrika zeigen, hier in Côte d’Ivoire.

Côte d’Ivoire: Business-Reiseziel mit Potenzial zu mehr

Insgesamt hat sich Côte d’Ivoire bisher vor allem als Ziel für Geschäftsreisen einen Namen gemacht. Das Land steht in dieser Hinsicht an dritter Stelle auf dem Kontinent, nach Nigeria und Marokko, schreibt das internationale Marktforschungsunternehmen Oxford Business Group. Mehr als zwei Drittel der touristischen Ausgaben im Land entfielen auf Geschäftsreisen, vor allem auf regionale Konferenzen und Ausstellungen.

Der Weg, sich noch stärker als Urlaubsland zu etablieren, sowohl regional als auch international, ist lang. Allerdings blicken internationale Tourismusunternehmen offenbar positiv auf das Land. Und durch den African Cup of Nations, der Anfang des Jahres in Côte d’Ivoire statt fand, hat das Land afrikaweit und international mehr Aufmerksamkeit gewonnen.

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