Armut in Sambia: Wie ein Startup Bauen bezahlbar machen will

Start-up aus Sambia

Das Land Sambia im südlichen Afrika kämpft mit starkem Wohnraummangel. Für viele Familien ist ein Hausbau oder- kauf unerschwinglich. Sie wohnen in informellen Siedlungen. Das Start-up Bosso will Bauen bezahlbarer machen und entwickelt dafür eine E-Commerce-Plattform für Werkzeuge und Baumaterialien.

Sambia liegt im Süden von Afrika. Es ist vor allem bekannt für seine Wildtiere und seine Natur, zum Beispiel für die Viktoriafälle. An der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe stürzt der Sambesi-Fluss in die Tiefe: ein Highlight für Touristen auf ihrer Reise in der Region.

Ansonsten hört man über Sambia in Deutschland in der Regel wenig. Die Bevölkerung im Land gilt mehrheitlich als arm. Und das, obwohl die Wirtschaft dort vor der Coronapandemie stark gewachsen ist und sich auch nach der Pandemie wieder ordentlich erholt hat. Das zeigt die folgende Grafik des Internationalen Währungsfonds:

Quelle: IMF // Wirtschaftswachstum Sambia in Prozent

Der Bergbau schafft hohe Gewinne – für einige wenige

Dazu muss man wissen: Die Wirtschaft in Sambia wird im Wesentlichen vom Bergbau getragen. Das Land zählt zusammen mit der DR Kongo zum sogenannten Kupfergürtel der Region. Es verfügt über beachtlich Kupfervorkommen, die international immer begehrter werden. Sowohl die EU, als auch die USA und China kämpfen derzeit um den Zugang zu den Rohstoffen vor Ort.


Afrikas Rohstoffe

Die EU will künftig Kupfer über den Lobito-Korridor aus der Region exportieren. Der Lobito-Korridor ist eine Eisenbahnstrecke, die im Kupfergürtel beginnt und bis zum Atlantik reicht. Wie groß die Erfolgsaussichten für das Mega-Projekt sind, habe ich hier aufgeschrieben.


Enormes Rohstoffreichtum auf der einen Seite, hohe Armut und große Ungleichheit auf der anderen Seite: Das klingt nach Staatsversagen und einem System, das es nicht schafft, für soziale Umverteilung zu sorgen. Die Regierung zahlt Familien mit geringem Einkommen zwar seit 2003 Sozialleistungen mithilfe der internationalen Staatengemeinschaft. Aber offensichtlich reichen diese nicht aus.

Armut in Sambia: Die Städte wachsen, die Infrastruktur fehlt

Gleichzeitig gilt es aber auch zu beachten, dass die sambische Regierung vor großen strukturellen Herausforderungen steht. Viele Städte in Sambia sind in den vergangenen Jahren schnell gewachsen. Das liegt zum einen am hohen Bevölkerungswachstum. Zum anderen ziehen viele Leute auf Arbeitssuche vom Land in die Städte. Die Stadt Solwezi in der Nähe von Sambias größter Kupfermine zum Beispiel hat sich seit dem Jahr 2000 auf 133.000 Einwohner im Jahr 2015 verdreifacht.

Und dieser Trend hält voraussichtlich an. Die beiden größten Städte in Sambia, Lusaka und Kitwe, werden sich in den nächsten 20 Jahren voraussichtlich verdoppeln, heißt es in einem Bericht der Vereinten Nationen von 2023. Für den stark verschuldeten sambischen Staat ist es eine zu große Aufgabe, mit dem Infrastrukturausbau nachzuziehen. Erst im April hat sich Sambia mit seinen Gläubigern auf eine Umschuldungsvereinbarung geeinigt.

Wohnraummangel als soziales Problem

Sambias Präsident Hakainde Hichilema, der übrigens auch als reichster Mann im Land gilt, appelliert daher an private Unternehmen, sich an der Bekämpfung der Wohnraumkrise und auch an der Bekämpfung der aktuellen Energiekrise im Land zu beteiligen. Chisepo Chirwa, der Gründer des Startups Bosso, hat sich diesen Appell zu Herzen genommen. Er hat eine Online-Plattform für den Handel mit Werkzeugen und Baumaterial gestartet. Sein Ziel: Der Verkauf dieser Produkte soll durch Skaleneffekte und den zentralen Einkauf günstiger werden.

Den aktuell können sich viele Menschen den Bau oder Kauf eines Hauses im Land nicht leisten. Und der Bedarf an zusätzlichem Wohnraum ist enorm. 1,5 Millionen Wohneinheiten fehlen aktuell. Und diese Lücke könnte sich bis 2030 verdoppeln, schätzen Experten. 70 Prozent der Menschen in der Hauptstadt Lusaka leben derzeit in informellen Siedlungen. Wie das Leben dort aussieht, zeigt dieses sambische Youtube-Video:

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E-Commerce als Lösung? Das Startup Bosso glaubt daran

Das Geschäftsmodell der Online-Plattform Bosso ist einfach zu verstehen. Das Startup kauft Baumaterialien von Lieferanten an und verkauft sie dann mit einem Aufschlag an Bauunternehmer oder private Bauherren weiter. Darüber hinaus bietet das Startup in Kooperation mit Finanzdienstleistern flexible Bezahlmodelle an. Das Versprechen: Kunden können sich Material zu einem bestimmten Preis sichern und dann in Raten abbezahlen.

Darüber hinaus wirbt Bosso gezielt um Kunden aus der Diaspora. Das Startup will es Sambierinnen und Sambiern im Ausland ermöglichen, Häuser in ihrer Heimat zu bauen und zwar ohne selbst vor Ort zu sein. Dafür übernehme das Start-up für die Auftraggeber den gesamten Prozess vom Grundstückserwerb bis hin zur Vermietung, sagt Firmengründer Chisepo Chirwa in diesem Interview mit den Vereinten Nationen, “sodass Investoren Immobilien in Sambia besitzen und davon profitieren können, ohne jemals einen Fuß in das Land zu setzen”.

Bosso erste Finanzierungsrunde ist erfolgreich beendet

Mehr Angebot an Häusern und Wohnungen lässt die Mietpreise sinken: Das ist wohl ein Grund für die Einbindung der Diaspora. Ein anderer: Die Menschen, die im Ausland arbeiten, haben oft mehr Geld zur Verfügung. Der Kopf hinter dieser Idee ist Chisepo Chirwa. Der Gründer von Bosso ist in Sambia schon bekannt. Er hat vorher schon eine App für Kleinunternehmen entwickelt, die den Kleinunternehmern beim Verkaufsmanagement hilft. Um Bosso erfolgreich zu machen, sieht der Gründer nun zwei große Herausforderungen, wie er im Interview mit den Vereinten Nationen erzählt:

Zum einen muss das Startup, das Vertrauen von Lieferanten gewinnen, um Baumaterial zu wirklich günstigen Konditionen einkaufen zu können. Zum anderen muss das Startup nun Geldgeber von seiner Idee überzeugen. Im Juni hat sich Bosso in einer sogenannten Pre-Seed-Runde 400 000 Dollar gesichert. So nennen Investoren eine relativ kleine Investitionsrunde für Unternehmen, die noch am Anfang stehen.

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Mehr über sein Geschäft erzählt Gründer Chirwa in diesem Podcast.

Bosso plant weitere Expansion

Das Geld werde Bosso nutzen, um neue Produkte zu entwickeln und sein Geschäft in Sambia auszuweiten, teilte das Unternehmen nach der Finanzierungszusage in sozialen Medien mit. Bis zum Sommer dieses Jahres hatte es eigenen Angaben zufolge schon 1000 Baumärkte, 400 Bauherren und 50 Lieferanten miteinander vernetzt und war in vier von zehn Provinzen Sambias tätig. Seinen Erfolg bei Kunden bewirbt das Start-up regelmäßig auf sozialen Netzwerken.

Klar ist: Ein Start-up allein kann den enormen Wohnraummangel in Sambia sicherlich nicht bekämpfen. Aber neue Angebote wie das von Bosso können ein Teil der Lösung sein. Vor allem ist das Startup Bosso ein gutes Beispiel dafür, dass es nicht ausreicht, nur auf die Probleme in afrikanischen Ländern zu blicken. Es gibt viele smarte und engagierte Menschen vor Ort gibt, die um Lösungen bemüht sind. Ich finde: Das ist eine sehr gute Nachricht.

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